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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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gleichzeitig in Richtung des Unterstands blicken.
    Während dem wie vom Donner gerührten Schmied nur eins in den Sinn kam, nämlich „Feurio, Feurio!“ zu rufen, und sein mit einem Holzbecher zurückgekehrter Gehilfe mit offenem Mund dastand, reagierte Robyn blitzschnell. Mit einem Pfiff dirigierte er Adomar aus der Gefahrenzone. Dann stürzte er in Richtung Stall, um die angstvoll wiehernden Pferde loszubinden. Die spielenden Kinder waren schreiend davongestoben.
    Doch auf der Schwelle stolperte er über etwas, hörte ein Wimmern und sah entsetzt, dass es sich um einen in Lumpen gewickelten Säugling handelte, den die Kinder vor ihrem Spiel wohl hier abgelegt hatten. Schnell bückte er sich, packte das Bündel, trug es weg und legte es einem der Jungen, die gaffend in der Nähe standen, in die Arme. Dabei schrie er den Schmied und seinen Gehilfen an: „Was steht ihr hier herum und haltet Maulaffen feil? Füllt die Eimer mit Wasser, und fangt an zu löschen!“
    Endlich lösten sich die beiden aus ihrer Starre, und schon reichte der Gehilfe ihm zwei Eimer.
    Robyn entriss sie ihm, kippte einen über die sich vor Schmerz aufbäumenden Pferde, auf die Funken und brennende Binsenteile herabregneten, und den anderen über sich selbst. Dann machte er sich daran, die Tiere loszubinden.
    Derweil waren einige Menschen aus den benachbarten Hütten herbeigeeilt und bildeten sogleich eine Kette, um den Brand zu löschen, damit er nicht auf ihre Katen übergriff. Zum Glück befand sich gleich neben der Schmiede ein kleiner Weiher, sodass genügend Löschwasser zur Verfügung stand.
    Inzwischen hatte Robyn die beiden Pferde aus dem Unterstand befreit. An einigen Stellen war ihr Fell versengt, doch ansonsten hatten sie das Feuer unbeschadet überstanden.
    Obwohl er selbst ebenfalls einige kleine Brandwunden davongetragen hatte, scherte Robyn sich nicht darum, sondern nahm die Spitze an der Kette der Helfer ein, goss Eimer um Eimer Wasser in die Flammen, bis der Brand gelöscht und die Gefahr gebannt war.
    Nun eilte der Schmied, ein hünenhafter, doch im Ernstfall wenig beherzter Mann, wie sich gerade gezeigt hatte, herbei und ergriff die Hände des mutigen Retters, die zum Glück unverletzt geblieben waren. Worte des Dankes stotternd, schüttelte er sie immer wieder.
    „Oh, was … hätten wir nur … ohne Euch … getan, Signore … Cavaliere. Habt Dank! Ihr habt … nicht nur wagemutig … den kleinen Pietro gerettet, sondern … sogar auch noch … die Pferde!“
    Eine Frau mittleren Alters, mehr in Lumpen denn in anständige Kleidung gehüllt, trat vor, knickste tief und sprach unter Tränen ihren Dank für die Rettung ihres Säuglings aus. „Oh Signore, Ihr habt meinen Sohn vor einem furchtbaren Tod gerettet. Der Herr und die Heilige Jungfrau mögen Euch segnen.“
    „Was hätte ich denn sonst tun sollen, gute Frau?“, sagte Robyn fast ein wenig verlegen. „Nimm den Knaben, wasch ihm das Gesicht, und gib ihm und seinen Geschwistern – ich nehme an, es sind seine Geschwister, die ihn seinem Schicksal überlassen haben – eine gute Fleischbrühe zur Stärkung nach dem Schrecken.“
    Die magere Frau starrte ihn mit großen Augen an. „Fleischbrühe, Cavaliere? So was Feines können wir uns nicht leisten. Ich bin schon froh, wenn ich meinen Kindern eine Griessuppe kochen kann.“
    Robyn griff in den Beutel, der an seinem Gürtel hing, nahm einige kleine Münzen heraus und reichte sie der Frau. Als sie ihm zu Füßen fallen und seine Hände küssen wollte, wandte er sich rasch ab. Er pfiff, sodass Adomar, das Packpferd im Gefolge, herantrabte. „Was bin ich schuldig?“, fragte er den Schmied.
    Der Mann öffnete den Mund und murmelte: „Zehn …“, doch sein Gehilfe stieß ihn in die Seite. Gerade noch rechtzeitig begriff Giorgio und sagte nun schnell: „Nichts, Cavaliere. Ich bin Euch zutiefst zu Dank verpflichtet. Ohne Eure Hilfe …“
    „Schon gut“, brummte Robyn und schwang sich in den Sattel. „Hier sind zehn Soldi für den neuen Unterstand. Doch deckt ihn diesmal nicht mit Stroh!“ Ihm knurrte der Magen, und er wollte sich reinigen und seine Verletzungen versorgen. „Und nun weise mir den Weg zu einem anständigen Gasthaus, wo ich ein Bad nehmen und mich vom Ruß befreien kann. Und wo es eine genießbare Mahlzeit gibt.“
    Der Schmied kratzte sich am Kopf. „Das ist nicht ganz einfach in dieser Gegend, Cavaliere. Wir sind arme Menschen hier. Doch im ‚Cavallo Nero‘ müsste alles zu Eurer

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