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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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hatte ein Hufeisen verloren. Gott sei Dank kein großes Problem, denn das würde sich in der nächsten Schmiede beheben lassen. Wo sich diese indes befand, wusste er natürlich nicht. Die Gegend hier war nicht dicht besiedelt, und es konnte durchaus sein, dass sie noch einige Meilen vor sich hatten, bis sie in ein Dorf gelangten, in dem ein Schmied sein Handwerk ausübte.
    Um Adomar zu schonen und nicht zu belasten, führte Robyn ihn am Zügel, ebenso wie das Packpferd, was einige Bauern, die ihm entgegenkamen, offensichtlich belustigte. Grinsend und feixend begafften sie den Ritter, der zwei Rosse am Zügel führte, und machten abfällige Handbewegungen.
    Robyn erkundigte sich auf Italienisch bei ihnen nach einem Schmied. Zunächst verstanden sie ihn nicht, denn in dieser Region sprach man anscheinend eine Mundart, die ihm nicht geläufig war. Schließlich zeigte er ihnen den Huf, an dem das Eisen fehlte, worauf die Männer eifrig nickten. Dann deuteten sie lebhaft in eine Richtung und sprachen gestikulierend auf ihn ein. Soweit Robyn sie verstanden hatte, lag das nächste Dorf, in dem es einen Schmied gab, mehrere Stunden von hier entfernt. Das gefiel ihm gar nicht, denn er wollte Mailand so schnell wie möglich erreichen, um seine Botschaft dem Herzog zu übermitteln. Indes blieb ihm keine andere Wahl. Er bedankte sich bei den Bauern und schritt, so schnell es ihm und Adomar möglich war, in die angegebene Richtung.
    Erschöpft durch den Marsch in sengender Hitze erreichte er schließlich einen Marktflecken, an dessen Ortsrand sich eine Schmiede befand. Schon von Weitem war der helle Klang der Hämmer zu hören, die auf den Amboss trafen. Neben der eigentlichen Schmiede, wo ein kleines Feuer in der Esse brannte, befand sich rechter Hand eine Art Stall mit einem Strohdach – oh Himmel – ausgerechnet ein Strohdach in der Nähe einer Schmiede, ging es Robyn durch den Kopf –, in dem zwei Tiere standen. Davor spielten einige Kinder mit einem Ball.
    Als der Schmied seiner gewahr wurde und ihn aufgrund seiner Kleidung und des edlen Rosses sofort für einen Ritter und damit zahlungskräftigen Kunden hielt, verließ er seinen Arbeitsplatz und näherte sich ihm mit mehreren Verbeugungen.
    „Willkommen, Signore, was kann ich für Euch tun?“
    Robyn musterte den Mann und die Schmiede und befand, dass sie gut genug ausgerüstet war, um Adomar ein neues Hufeisen verpassen zu lassen, auch wenn der Schmied ihn ein wenig einfältig dünkte. Immerhin verstand er ihn weit besser als die Bauern, die ihm den Weg gewiesen hatten.
    „Ich denke, Meister Hufschmied, du kannst meinem Ross zu einem neuen Eisen verhelfen.“
    „Gewiss, Signore – oder sollte ich sagen, Cavaliere? –, das ist mein Metier. Und Euer Pferd, dessen darf ich mich wohl rühmen, wird nachher laufen wie nie zuvor. Bringt es nur näher. Ich bin übrigens Giorgio, der beste Hufschmied weit und breit.“
    Und der einzige, dachte Robyn, als er Adomar vor die Schmiede führte. „Wohlan denn, Meister, walte deines Amtes.“
    Sogleich inspizierte der Schmied den Huf des stattlichen Hengstes, traf dann seine Auswahl unter den zur Verfügung stehenden Eisen und befahl seinem Gehilfen, der den Blasebalg bediente und das Feuer anfachte, schneller zu arbeiten. Als die Flammen hell aufloderten, hielt er das Eisen an einer langen Zange hinein.
    Der Knabe gab sein Bestes, um den Ritter zu beeindrucken. Immerhin kam nicht alle Tage ein Herr mit einem so edlen Ross vorbei.
    Im Nu glühte das Eisen. Meister Giorgio legte es auf den Amboss und begann, es zurechtzuhämmern. Wenig später schon konnte er es an Adomars Huf befestigen. Während er vor der Schmiede seiner Arbeit nachging, achtete er nicht mehr auf das Feuer in der Esse, das noch immer stark loderte. Auch wenn der Gehilfe den Blasebalg nicht mehr betätigte, sondern einen kühlen Trunk für den Ritter besorgte, um den dieser ihn gebeten hatte.
    Robyn richtete sein Augenmerk ebenfalls nicht auf die Flammen, sondern auf seinen Hengst und den Schmied, besorgt, dass dieser das Eisen auch gut und richtig anbrachte. So entging ihm, dass Wind aufkam, der durch die an zwei Seiten offene Schmiede fuhr, die Flammen höher schlagen ließ und Funken in Richtung des Pferdeunterstands mit dem Strohdach trieb.
    Kaum hatte der Schmied den letzten Nagel eingeschlagen, entzündeten die ersten Flammen auch schon die trockenen Binsen. Das erschrockene Wiehern der dort angebundenen Pferde ließ den Schmied und auch Robyn nahezu

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