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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Handtuch und frische Kleider, sandfarbene Pluderhosen, eine ebenso farbige Jacke und einen schwarzen Mantel. Das Geschirr nahm sie mit, dafür hatte sie einen halben Laib Brot und ein Töpfchen mit Konfitüre gebracht. Die Frau verbeugte sich und entschwand. Teresa hatte beschlossen, sich erst einmal in ihr Schicksal zu fügen. Sie wusch sich, zog sich um und begann zu frühstücken. Kaum war sie damit fertig, als die Tür schon wieder aufging. Ihr blieb das Wort, das sie im Ärger über die neuerliche Störung äußern wollte, im Halse stecken.Die Person, die wortlos in den Raum geschoben wurde, war Markus. Die Tür schloss sich rasselnd. Markus stand bewegungslos und schaute sie an. Teresa starrte hilfesuchend zum Fenster hinüber, als müsse ihr jemand zuraunen, was passiert war und was sie dazu sagen könnte.
    Markus machte den ersten Schritt. Er trat auf sie zu und nahm sie in die Arme. Es war, als würde das Leben, das sie schon verwirkt glaubte, in sie zurückfließen. Er schob sie ein Stück von sich.
    »Teresa, ich bin froh, dass ich bei dir bin«, sagte er mit leiser Stimme.
    »Wie hast du … wo kommst du her?«, fragte sie.
    »Warum ich nicht auf dem Weg nach Santiago bin? Ehrlich gesagt, bin ich schon am nächsten Tag wieder umgekehrt. Der Gedanke an die Gefahren, in die du und dein Vater euch begeben habt, ließ mir keine Ruhe. Und so landete ich nach einigen Tagen in einer Kirche, wo mich diese Männer aufgriffen und hierher brachten. An die richtige Adresse, wie es scheint.«
    »Ach, Markus, du weißt ja nicht, was inzwischen passiert ist.«
    »Doch, die Männer haben es mir gesagt. Dein Vater ist tot, was mir unendlich leid tut.«
    »Er hat seinen Tod selbst herbeigeführt. Er hätte das Gift nicht trinken müssen.«
    »Es ging um deine Ehre, nicht wahr?« Markus schaute ihr direkt in die Augen.
    »Sie war ein solches Opfer nicht wert.« Teresa schluckte bei der Erinnerung an den Tod ihres Vaters.
    »Ich verstehe deine Trauer um Froben. Ich selbst habe mit ihm mehr als einen Freund verloren. Er war der beste Gefährte, den ich je hatte.«
    »De mortuis nihil nisi bene« , antwortete Teresa. »Von den Toten soll man nur Gutes reden. Aber ich bin auch böse, dass er gegangen ist. Ich konnte es leider nicht verhindern.«
    »Er wollte es so. Vielleicht war es die Sehnsucht nach seiner verstorbenenFrau, deiner Mutter. Möglicherweise dachte er, er würde sich mit ihr vereinigen.«
    »Den Zeitpunkt bestimmt aber Gott allein, der Mensch darf nicht in die Schöpfung eingreifen.«
    »Was glaubst du, warum die uns beide zusammengebracht haben?«, wechselte Markus das Thema.
    Teresa senkte ihre Stimme zu einem Flüstern und zog ihn auf den Teppichhaufen. »Gabriel de Montaña hat uns eine Menge über den Kandelaber verraten«, sagte sie. »Wir glauben, dass er in Jerusalem geblieben sein muss. Friedrich von Wildenberg hatte einen Sohn, den er nach Montserrat brachte, unseren Urahn. Bei dem Kandelaber könnte es sich um die Menora handeln, die im Jahre 70 nach Geburt des Herrn verschollen ist. Auch auf Bruder Gabriel wurde ein Anschlag verübt.«
    »Was? Wie denn?«
    »Mit vergiftetem Gebäck.«
    »Die Männer, die mich heute morgen holten, sagten, im Kloster Montserrat sei jetzt ein Schwätzer weniger. Hoffentlich meinten sie nicht den Gelehrten!«
    Der Schreck fuhr Teresa in die Glieder.
    »Das könnten sie auch einfach so behaupten, um uns zu zeigen, dass wir keinerlei Unterstützung von außen mehr haben. Bruder Gabriel ist so schlau, dem kommen sie nicht bei.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr. Ich glaube, dass diese Männer uns zusammengebracht haben, um uns auszuhorchen.«
    »Oder Schlimmeres«, entgegnete Teresa.
    »Was meinst du?«
    »Gestern verbrannten sie ein merkwürdiges Kraut in der Kohlenpfanne da. Ich habe den Verdacht, dass sie uns betäuben und auf ihre Seite ziehen wollen. So, dass wir den Kandelaber freiwillig für sie suchen und finden.«
    »Da sei Gott vor, das werden wir ganz bestimmt nicht tun.«
    »Aber zur Zeit der Kreuzzüge haben die Assassinen, hat der Alte vom Berg es so getan mit den Menschen, die in ihre Reihen aufgenommenwerden sollten. Sie haben sie mit einem Kraut gefügig gemacht, ihnen das Paradies versprochen, so dass sie ihnen bedingungslos folgten und für sie töteten.«
    »Traust du uns so etwas wirklich zu?«
    Teresa lachte. Merkwürdig, das Lachen hatte sie noch nicht verlernt. Vater, du wärest stolz auf mich, dachte sie. Ich werde nicht mehr weinen um dich, sondern deinen

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