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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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neben ihrem Ohr. Die Farben begannen immer mehr zu leuchten, alles verschwamm zu einem wunderschönen Relief aus Tüchern, Edelsteinen, brauner Haut und Schwaden von Rauch. Teresa war es, als hörte sie Harfenmusik und Kinderstimmen, die einen Choral sangen.
    Aus einer Ecke trat der blonde Junge hervor. Er sah besorgt aus und rief ihr etwas zu, aber sein Mund öffnete und schloss sich, ohne dass Teresa einen Laut hören konnte. Es lief ihr eiskalt den Rücken herab. Hier fand sie ihren Schutzgeist also wieder, ausgerechnet in der Höhle des Löwen. Flieht! schien er ihr zuzurufen. Rennt, was ihr könnt, bevor es zu spät ist!
    Der Junge verschwand im Rauch, der inzwischen den ganzen Raum erfüllte. Gleich darauf tauchte er wieder auf. Er steckte seinen Kopf aus einer Höhlung in der Wand heraus, winkte ihr zu. Teresa fasste sich an die Schläfen und drückte beide Daumen fest auf ihre Haut. Für einen Moment lang wurden ihre Gedanken klarer.
    »Dort ist ein Ausgang«, raunte sie Markus zu.
    Er wandte kurz den Kopf, fasste sie mit beiden gefesselten Händen und schob sie vor sich her. Sie begriff sofort, schlüpfte in das Loch hinein, und er folgte ihr, so schnell er konnte. Das alles war binnen weniger Augenblicke geschehen, so schnell, dass die Männer in dem Raum erst etwas merkten, als die beiden schon in der Wand verschwunden waren. Ein Aufschrei aus vielen Kehlen ertönte. Teresa hörte es hinter sich rumpeln und sah beim Umschauen, dass Markus einen Tisch umgestürzt hatte, um den Eingang des Ganges zu versperren. Sie stolperte im Dunkeln vorwärts, behindert durch die Fesseln an den Händen. Hinter ihnen scharrte und polterte es, die Verfolger waren ihnen dicht auf den Fersen. Sie eilten weiter durch den dunklen Gang.
    Endlich sah Teresa weiter vorne einen Schimmer. Sie gelangten in den Hof der Burg, der mit Schnee bedeckt und schwach von Kohlebecken erleuchtet war. Fieberhaft schaute Teresa sich um. An der Mauer befand sich ein efeubewachsener Verschlag, zu dem sie mit letzter Anstrengung rannte. Markus folgte ihr. Kaum hatten sie sich hinter dem Vorhang aus Blättern verborgen, als drei Männer in den Hof stürmten und sich suchend umsahen. Einer lief zum Pferdestall, die beiden anderen wandten sich in Richtung Torhaus und wechselten mit dem Wächter ein paar Worte. Offensichtlich sagte er ihnen, dass er niemanden gesehen habe.
    Teresa hörte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Ein dumpfer Laut folgte, dann ein erstickter Schrei. Offensichtlich glaubten die Männer dem Wächter nicht und hatten ihn niedergeschlagen. Der dritte Mann führte drei Pferde aus dem Stall, sie schwangen sich hinauf und ritten am Torhaus vorbei in die Nacht hinaus. Allmählich beruhigte sich Teresas Herzschlag wieder. Sie wurde sich bewusst, wie eng sie sich an Markus gedrängt hatte und wie seine Wärme auf sie übergegangen war.
    »Wir müssen zuerst die Fesseln loswerden«, raunte er. »In meinem Stiefel ist ein kleiner Dolch, den sie nicht gefunden haben. Ich selbst konnte ihn nicht herausziehen. Versuch es.«
    Teresa mühte sich ab, in dem schwachen Licht etwas zu sehen. Sie steckte ihre Hände vorsichtig in seinen Stiefel. Da war der Schaft, kühl und glatt in ihren Fingern. Sie zog den Dolch heraus und durchtrennte die Handfesseln ihres Gefährten. Markus nahm ihr das Messer ab und befreite sie ebenfalls.
    »Zum Stall«, flüsterte er, »bevor noch mehr von ihnen kommen!«
    Im Schatten der Mauer schlichen sie sich zum Stall hinüber. Auch hier stand ein Kohlebecken. Eine leichte Unruhe ergriff die Tiere. Markus redete ihnen beschwörend zu. Aufgeregt machte Teresa sich daran, nach dem Pferd ihres Vaters zu suchen. Sie fand es weiter hinten, und tatsächlich waren die Satteltaschen noch da, achtlos zu Boden geworfen. Sie griff hinein, suchte das Leder nach dem versteckten Beutel ab und fand ihn. Sie sattelten das Pferd und ein weiteres, so schnell sie konnten. Dann führten sie die Tiere durch den Schnee zum Tor, stiegen auf und ritten hinaus. Inzwischen war ein kalter Wind aufgekommen, der in jede Ritze ihrer Kleidung kroch und sie vor Kälte zittern ließ.
    Bald mussten sie wieder absteigen, weil der Weg den Berg hinabging. Wenn die Wolken den Mond freigaben, sahen sie den Weg, der sich in Kehren eine Lichtung hinabwand und im Wald verschwand. Wo waren die drei Reiter geblieben? Von weiter unten hörte Teresa das Schnauben von Pferden.
    »Sie kommen zurück«, rief Markus leise. »Wir müssen weg vom Weg, in das Dickicht

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