Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
Vom Netzwerk:
getriebener Arbeit. Und du sollst sieben Lampen machen und sie oben anbringen, so dass sie nach vorn leuchten, und Lichtscheren und Löschnäpfe aus feinem Golde.«
    »Und weil wir dieses wunderbare Gebilde für uns haben wollten, sind so viele Menschen gestorben«, sagte Teresa leise. Es schauderte sie.
    »Grämt Euch nicht, junge Frau, auch ich war und bin nicht frei von solchen Gedanken«, tröstete sie der Gelehrte. »Man muss nur wissen, auf was man sich einlässt und warum. Ich für meinen Teil bin Gelehrter und Wissenschaftler und will deshalb den Dingen immer auf den Grund gehen. Forschen ist mein Lebenssinn.«
    »Und meiner ist der, weiterzukommen, immer wieder Neues, Anderes zu entdecken«, sagte Teresa. Ihr war schon wieder wohler zumute.
    »Wollt ihr wissen, was mein Sinn des Lebens ist?«, fragte Markus. »Ich bin ein Mann des Glaubens und der Liebe zu Gott. Ich hätte diese Reise nicht machen müssen, um zur Wahrheit zu gelangen, denn ich trug und trage sie in mir selbst.«
    »Warum hast du uns dann begleitet?«, wollte Teresa wissen, aber sie wusste im Grunde schon, was er antworten würde.
    »Deinetwegen«, sagte er.
    Sie lagen sich in den Armen, und Saloman nahm ihrer beider Hände in die Seinen.
    »Ich möchte mich von Euch verabschieden«, sagte er. »Ihr habt alles erreicht, was zwei Menschen nur erreichen können: sich zu lieben. Ich wünsche Euch eine gute Heimfahrt und ein weiteres glückliches Leben.«
    »Das wünsche ich Euch auch, Herr Saloman«, sagte Teresa. Markus nickte dazu.
    »Meine Liebe ist die Wissenschaft, wie ich schon sagte«, fuhr Saloman fort. »Ich besuche einen Freund in Konstantinopel, mit dem ich mich austauschen will, und schiffe mich in ein paar Tagen ein nach Jerusalem. Ich werde Euch schreiben!«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und verschwand in der Menge.
    Teresa empfand seinen Abschied so, als würde ein Stück von ihr gehen. Sie lösten sich voneinander.
    »Sei nicht traurig«, sagte Markus und nahm erneut ihren Arm. »Wir sind mit ihm ein Stück des Weges gegangen, so wie wir beide ein ganzes Stück miteinander gegangen sind und noch gehen werden. Jetzt ist aber genug philosophiert! Ich habe einen Bärenhunger, und dann müssen wir nach einem Lager für die Nacht suchen.«
    Teresa lachte und hängte sich bei ihm ein. Sie wagte jedoch nicht vorzuschlagen, ein gemeinsames Zimmer zu nehmen.
    Am nächsten Tag brachte sie eine Dhau nach Constanta nördlich von Konstantinopel. Von dort aus würden sie die Donau erreichen und sich mit Schiffen, mit einem Wagen oder zu Pferde bis Regensburg durchschlagen. Teresa wurde nachdenklich. Sie legten damitdie gleiche Route zurück, die Friedrich und Albrecht während des ersten Kreuzzuges gezogen waren, nur in umgekehrter Richtung.
    Die Donau war hier, an ihrem Unterlauf, fast so breit wie ein Meer. Schilfinseln schwammen im Strom, Wasservögel flogen in der sumpfigen Landschaft umher. Es war Frühling, und die Natur brach auf, um sich aus sich selbst heraus zu erneuern. Ihr Schiff war eine Plätte, ein so genannter Kelheimer von etwa neunzig Fuß Länge mit einem Aufbau am Heck für die kostbare Ladung aus Salz und Wein. Nur wenn sich die Rückfahrt vom Verdienst her lohnen würde, zog man die Boote durch Treideln stromaufwärts, erzählte ihnen der Bootseigner. Dabei würden die Boote entlang der Leinpfade von Zugtieren gezogen.
    Sie kamen sehr langsam voran, manchmal nur wenige Meilen am Tag. Abends stachen die Mücken, doch der Besitzer hatte eine wohlriechende Salbe dabei, die das Ungeziefer vertrieb. Vorbei an Bukarest kamen sie, tagelang ging es durch eine eintönige Sumpflandschaft. Noch immer hatten die beiden eine Scheu, einander auch als Mann und Frau näher zu kommen. Sein Gelübde stand zwischen ihnen wie eine Mauer, die unüberwindlich schien. Dessen ungeachtet erlebte Teresa die Fahrt wie im Traum. Sie saß auf einem Holzstuhl an Deck, zog ihre Sammlung von Notizen heraus, die sie für die Chronik angefertigt hatte, und ging sie noch einmal durch.
    Markus holte sich ebenfalls einen Stuhl, setzte sich ihr gegenüber. Er zog einen fest verschnürten Lederbeutel aus seinem Mantel und meinte: »Du arbeitest an der Chronik, wie ich sehe. Wie weit bist du gekommen?«
    »Ich habe mir zu allem, was wir bisher erlebt haben, Notizen gemacht. Zuhause auf Burg Wildenberg möchte ich es dann niederschreiben, auf schönes weißes Papier, mit der besten Tinte, die mir zur Verfügung steht.«
    »Ich habe noch einmal über alles

Weitere Kostenlose Bücher