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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Seine schwarzen Augen funkelten. »Nach dem Mittagessen haben wir immer eine Freistunde, die wir mit Beten, aber auch mit Unterhaltungen begehen dürfen.«
    Schon war er zwischen den anderen Mönchen verschwunden. Teresa schaute sich nach ihrem Vater um. Als sie ihn schließlich gefunden hatte, berichtete sie ihm von dem Vorschlag des Gehilfen. Eine freudige Anspannung trat in Frobens Gesicht.
    »Ich glaube, dass er uns einiges zu berichten hat«, sagte er leise. Gemächlich schlenderten sie zur Tür hinaus, wandelten den Gang zur Pforte entlang und empfahlen sich dem Pförtner mit den Worten, dass sie ein wenig im Garten spazieren wollten. Schon von weitem sah Teresa Markus auf der steinernen Bank sitzen. Sie nahmen neben ihm Platz.
    »Ergeht es Euch wohl hier bei uns?«, wollte Markus wissen.
    »Es fehlt uns an nichts«, antwortete Froben. »Nur die Lösung auf unsere Fragen haben wir noch nicht gefunden.«
    »Bruder Librarius hat mir erzählt, dass Ihr auf den Spuren eines Vorfahren oder mehrerer Vorfahren seid«, entgegnete Markus.«Ich kenne die Geschichte, denn ich habe die Chronik des Herrn Friedrich von Wildenberg mit eigener Hand abgeschrieben.«
    »Die Chronik? Was für eine Chronik?«, fiel ihm Teresa ins Wort. Sie hörte, wie ihr Vater zischend die Luft einsog.
    »Er hat eine Chronik, die er während des ersten Kreuzzuges geschrieben hat, hier zusammen mit dem Kandelaber abgegeben. Diese Chronik befand sich die ganze Zeit im Besitz unseres Klosters. Nachdem ich heute Morgen von Eurem Ansinnen hörte, binich sogleich hingeeilt, um sie zu holen, doch sie war fort. Ich kann mir nicht erklären, wie das passieren konnte.«
    »Alexius hat aber nichts von einer solchen Chronik erwähnt«, sagte Froben.
    »Vielleicht hatte er ihr Verschwinden ebenfalls bemerkt, und es war ihm unangenehm. Ich denke aber, Ihr habt ein Recht darauf, etwas über den Inhalt dieses Schriftstückes zu erfahren. Ich habe mir lange überlegt, wo und wie ich Euch diesen Inhalt zukommen lassen kann. Ich darf es nicht aus der Hand geben, aber ich will Euch diese Chronik gern vorlesen.«
    »Ich bin begierig darauf, etwas über diese Zeit und vor allem über den Kandelaber zu erfahren«, sagte Froben.
    »Dann kommt heute Abend, wenn die anderen schlafen gegangen sind, hinüber zur Wohnung des Abtes. Ich besitze einen Schlüssel, um an die Bücher seiner privaten Bibliothek zu gelangen. Wie Ihr wisst, ist er für einige Tage außer Haus. Ich werde die Fenster verhängen, so dass niemand ein verdächtiges Licht hervorschimmern sieht.«
    »Bringt Ihr Euch damit nicht in Gefahr?«, fragte Froben.
    »Ich glaube, ich werde hier von allen unterschätzt«, erwiderte Markus mit einem Lächeln. »Sie denken, ich sei der dumme Bauernbub aus dem nächsten Dorf, dem sie ein wenig Lesen und Schreiben beigebracht haben, dazu den Inhalt der Bibel, Psalmen und Litaneien. Sie wissen nicht, was sich hinter der Stirn dieses Tölpels abspielt.«
    Ein warmes Gefühl stieg in Teresa auf. Auch dieser Junge hatte seinen Packen zu tragen. Außerdem gefiel er ihr mit seiner direkten, unaufdringlichen Art.
    »Was schlagt Ihr vor, wie wir uns die Zeit bis zum Abendessen vertreiben könnten?«, fragte Froben.
    »Ich habe die Erlaubnis, Euch im Kloster herumzuführen und Euch einige Wirkungsstätten der Mönche zu zeigen, als da sind die Schule, die Landwirtschaft, die Bäckerei und die Speisemeisterei.«
    Als Erstes bekamen die beiden die Landwirtschaft zu sehen. Angrenzendan den Garten, in dem es auch Beete mit Wurzelgemüse und Kohl gab, sowie ein Kräutergärtchen, in dem ein Mönch Petersilie und Portulak schnitt, lagen die Ställe mit den Kühen, Pferden, Schweinen und dem Federvieh. Die Tiere begrüßten die Gäste mit einem Quieken, Wiehern, Grunzen und Gackern. Zwei schwarz gekleidete Männer schaufelten den Mist unter den Leibern der Kühe weg, und es stank kräftig nach Jauche.
    »Den Mönchen ist es nur gestattet, Fleisch von zweibeinigen Tieren zu essen«, erklärte Markus. »Schweinefleisch und Rindfleisch gibt es nur in Ausnahmefällen – und für die Kranken, damit sie schneller wieder zu Kräften kommen.«
    »Oder man versteckt sie unter einem Nudelteig«, neckte ihn Teresa.
    »Ja, aber das ist überall so.« Er lachte. »Des Menschen Wille ist schwach, auch wenn er eine Kutte trägt.«
    »Woraus werden die Kleider der Mönche gemacht?«, wollte Teresa wissen.
    »Auf den Weiden oberhalb von hier hütet der Bruder Schäfer eine Herde«, versetzte Markus.

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