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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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»Die Wolle wird in der Spinnstube des Ortes von den Frauen verarbeitet und gewebt. Dann nähen sie unsere Kutten und anderes daraus.«
    »Wie viele Mönche leben hier?«, fragte Froben.
    »Annähernd siebzig. Die wollen alle, auch wenn wir bescheiden sind, verpflegt werden. Als Nächstes zeige ich Euch die Bäckerei.«
    Sie verließen die Ställe und machten sich auf zum Klosterhof mit der großen Linde. Die Bäckerei war ein kleines, altes Steinhaus, aus dessen Schornstein der Rauch quoll. Es roch nach frisch gebackenem Brot. Sie traten durch die niedrige Tür. In dem geschwärzten Raum gab es nur einen Holztisch, auf dem ein Novize dabei war, aus Mehl, Wasser und Hefe einen Teig zu kneten. Nahe dem riesigen Ofen, aus dessen Öffnung die Glut strömte, waren Brotlaibe zum Gehen aufgereiht. Ein weiterer Novize schob mit einer langen Backschaufel drei Brote in den Ofen.
    »Hier ist ein fertiges Brot, Ihr dürft mal kosten«, sagte Markus,schnitt mit seinem Messer zwei Scheiben ab und gab sie ihnen in die Hand. Das Brot war noch warm und schmeckte köstlich.
    »Zum Vorgang des Backens brauche ich sicher keine langen Erklärungen abzugeben«, meinte Markus.
    »Ich habe schon selber Brot gebacken«, beeilte sich Teresa zu sagen. Er sollte nicht denken, dass sie eine eingebildete Adlige sei, die den ganzen Tag nur stickte oder sich von jungen Männern den Hof machen ließ.
    »Das habe ich Euch durchaus zugetraut«, sagte er mit einem Zwinkern. »Und nun kommt mit zur Klosterschule. Dort werden begabte Kinder armer Bewohner dieses Landstriches im Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet. Sie werden schon im zarten Alter von fünf Jahren aufgenommen.«
    Sie folgten ihm zum Hauptgebäude und gingen eine gewundene Holztreppe hinauf. Markus öffnete leise eine Tür, die mit verschnörkelten Eisenbeschlägen verziert war. Teresa trat neben ihn und erblickte eine Schar von vielleicht zehn Jungen, die an niedrigen Holztischen saß. Sie waren alle mit bräunlichen Hemden und Wämsern bekleidet, die ihnen viel zu groß waren. Ihre Beine steckten in grauen Pluderhosen und Strümpfen. Ihr Lehrer, ein hagerer Mönch mit Hakennase und einem Haarkranz um die Tonsur, die ihn ein wenig wie eine zerrupfte Krähe aussehen ließ, befahl gerade einem der Jungen, eine Rechnung mit Kreide auf die Wachstafel zu schreiben. Alle schauten mit großen Augen zu ihnen herüber.
    »Jetzt gafft nicht so, Kinder!«, sagte der Lehrer mit strenger Stimme.
    »Habt ihr noch nie Besucher von außerhalb gesehen? Also, was ist die Wurzel aus 81, Clemens?«
    »Ich … ich weiß es nicht«, stotterte der Kleine.
    »Dann wirst du es zu Hause üben und mir morgen über deine Bemühungen berichten. Setz dich! Und wehe, du kommst morgen nicht mit der Lösung, dann wirst du meine Rute spüren!«
    Gott sei Dank hatte Teresas Vater sie selbst unterrichtet, und zum Glück war sie ein Mädchen, sonst müsste sie auch so lernenwie diese Jungen. Sie war froh, als Markus die Tür wieder zuzog und sie mit ihm nach draußen gehen konnten.
    »Ihr wundert Euch sicher, dass der Lehrer so streng mit den Kindern umgeht. Ich habe schon versucht, ihn zur Mäßigung zu bringen. Die Kleinen sind so wissbegierig, die würden ihm alles von den Lippen ablesen, wenn er sie nur ließe. Es ist halt schwer, in unserer abgeschiedenen Lage geeignete Lehrer zu finden, und so kommt er aus den eigenen Reihen. Einer, der sich selbst kasteit und geißelt.«
    Die Speisemeisterei war im Fruchtkasten untergebracht. Hier lagerten Säcke voll Getreide, Rüben und Kohlköpfe für den Winter, große Körbe mit Äpfeln und Dörrpflaumen sowie getrocknetes Fleisch. Von der Decke hingen geräucherte Schinken. Teresa betrachtete diese Dinge mit Vergnügen und wünschte sich, ihre Kochkunst unter Beweis stellen zu können.
    Zum Abschluss führte der Bibliotheksgehilfe sie in die Küche. Teresa sah zwei Mönche, denen der Schweiß über die roten Gesichter lief. Einer rührte in einem Daubenbottich mit zwei Ringen zum Tragen, ein anderer wusch Geschirr an einem steinernen Ausguss.
    »Das ist Ambrosius, der Küchenmeister«, stellte Markus den einen, beleibteren vor, dessen rote Locken ihm strähnig ins Gesicht hingen. »Und der andere ist ein Novize namens Johannes. Normalerweise hilft einer der Lateinschüler in der Küche aus, wenn nicht gerade Unterricht ist.«
    Die beiden nickten ihnen freundlich zu. Teresa bekundete großes Interesse für die Gerätschaften, Töpfe, Pfannen und für das Gemüse, das auf

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