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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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unter diesen merkwürdigen Mänteln und Kapuzen stecken könnte. Wir suchen übrigens ein Quartier für die Nacht.«
    »Das wird sich machen lassen«, sagte der Mönch lächelnd. »FürEure Tochter haben wir ein Besucherzimmer, ihr Männer müsst Euch mit dem Schlafsaal der Mönche zufriedengeben, da heute noch mehr Gäste gekommen sind.«
    »Damit sind wir zufrieden«, antwortete Froben. Der Mönch öffnete das Tor, und sie ritten in den großen Klosterhof ein. Aus der Kirche klangen Gesänge von der Vesper herüber. Der Mönch zeigte ihnen ihre Schlafplätze und wies den Cellerar an, einen Krug Wein aus dem Keller zu holen und den Gästen etwas zu essen vorzusetzen. Sie aßen schweigend, wie es hier zu Gebote stand, und begaben sich bald zu Bett. Die Glocke läutete zur Komplet, bald danach gingen alle Lichter im Kloster aus. Teresa streckte sich auf ihrem Strohsack aus, zog die wollene Decke über sich und versank bald in tiefen Schlaf. Der Gekreuzigte, der an der Wand hing, würde ihre Träume schon beschützen.
    Mitten in der Nacht wachte Teresa vom Klang der Glocke auf. Im Kloster wurde es lebendig. Schritte trappelten in Richtung Kirche, und bald darauf erklangen gedämpft die Gesänge und Gebete der Morgenhore. Noch drang kein Tageslicht durchs Fenstergeviert. Teresa drehte sich noch einmal um. Wenig später ertönte die Glocke des Turmes sechs Mal. Teresa erhob sich, zog sich zitternd vor Kälte an und ging hinaus in den Kreuzgang, um ihr Gesicht zu waschen. Eine halbe Stunde später saß sie mit den Mönchen, ihrem Vater, Gero und Jost am Tisch im Refektorium und aß ihren Haferbrei. Jetzt erst fielen erste Sonnenstrahlen durch die vergitterten Fenster. Ihr Atem stand wie Dampfwölkchen vor ihrem Gesicht, Elstern schimpften in den Bäumen im Klosterhof.
    Erneutes Fußscharren, noch ein Segen des Priors, und die Mönche machten sich auf den Weg zu ihren Arbeitsstätten. Die Schützen holten die Pferde aus dem Stall. Der Pförtner schenkte ihnen zum Abschied einen Beutel mit Walnüssen, dann ritten sie in den Morgen hinaus. Das gewaltige Panorama der Felsen und bunten Buchenwälder vor Augen, zogen sie die Donau aufwärts . Erinnerungen an den Bericht Fulcher von Chartres über den ersten Kreuzzug, den sie vor längerer Zeit gelesen hatte, stiegen in Teresa auf.Hier waren Friedrich und Albrecht, ihre Vorfahren, gewiss auch entlanggeritten. Sie mussten sich mit dem Heer Gottfrieds von Bouillon weiter nördlich, etwa im Kinzigtal, vereinigt haben. Vielleicht war es auch weiter nördlich geschehen.
    Als sie den Pass erreichten, brachte Friedrich sein Pferd zum Stehen. Sein Bruder Albrecht schloss zu ihm auf. Unter ihnen breitete sich das Tal aus, dessen Wiesen noch saftiggrün im Herbstlicht schimmerten. Die gegenüberliegenden, dicht bewaldeten Berge verschwammen im Dunst des Nachmittags. Doch Friedrich hatte keine Muße für die Schönheiten der Landschaft. Er beschattete seine Augen mit der Hand und schaute nach Westen, dorthin, wo die Sonne sich dem Horizont zuneigte. Von Lothringen her sollten die Männer und Frauen des Kreuzzugsheeres eintreffen, eins der Heere, die dem Aufruf Papst Urbans II. gefolgt waren, um das Grab Christi in Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien. Furchtbares war ihm und seinem Bruder zu Ohren gekommen: die Massaker an der jüdischen Bevölkerung von Köln und anderen Städten des Rheinlands, Plünderungen und Vergewaltigungen.
    Nach drei Stunden wurden die Berge flacher. Sie passierten immer wieder kleine Ansiedlungen am Fluss. Mittags rasteten sie in einer Gaststätte am Weg. Während sie ihre Rübensuppe mit Speck verzehrten, setzte sich der Wirt zu ihnen.
    »Darf man fragen, woher Ihr kommt und wohin es Euch zieht?«, fragte er mit heraufgezogenen Augenbrauen. »Nichts für ungut, aber Ihr solltet Euch in Acht nehmen.«
    »Ich bin so frei«, antwortete Froben. »Wir kommen von der Burg Wildenberg, falls Euch das ein Begriff ist, nahe dem Dorf Krähenstetten, und sind unterwegs zum Kloster Agenbach im Schwarzwald. Warum sollen wir uns in Acht nehmen?«
    »Gestern Nacht kamen zwei Reiter hier vorbei und fragten nach dem schnellsten Weg nach Agenbach. Sie haben sich … sehr merkwürdig gebärdet.«
    »Inwiefern merkwürdig?«, fragte Teresa.
    »Nachdem ich ihnen freundlich erklärt hatte, dass der beste und kürzeste Weg über Rottweil und Oberndorf ginge, haben sie grußlos kehrtgemacht und sind davon galoppiert. Ihre Gesichter waren bleich, mit kalten Augen darin. Ich glaube,

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