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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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Stattdessen schritt, stolzierte, schlich er durch den dunklen Saal auf den Thronsessel zu, über den sich ein Himmel wölbte, aus dem lange, spitze Eiszapfen staken.
    Zu Bernhards Entsetzen war es der Abt, der seinen neuen Vasallen erwartete.
    Er saß auf einem Thronsessel aus rotem Purpur, dessen goldene Lehne mit Löwenköpfen und Teufelsfratzen verziert war.
    »Knie nieder!«, befahl er lächelnd, während seine weißen Hände wie ein Fels auf der Armlehne ruhten.
    Bernhard wurde schlecht, dabei schwitzte und fror er zugleich.
    Der Abt musterte eingehend den vor ihm knienden Mann.
    »Aus deinen Schuhen tropft Blut. Dreh dich um und betrachte deine Blutspur.
    Fürchte dich vor Jerusalem!«

    Mit Pfeil und Bogen und Steinschleudern stürmen wir Jerusalem, dachte Bernhard bitter und duckte sich wie jeder andere Ritter und Fußsoldat unter seinem Schild, während er den steilen, steinigen Hang zum Viereckigen Turm hinaufpreschte. Neben ihm Achard von Montemerle und etwas weiter vor ihm Olivier, dessen Pfeile im Köcher klapperten, weil er in Ermangelung von Holz zu wenig davon hatte. Dennoch unbeirrbar bewegte sich Olivier vor – wie alle, ob Heerführer, Ritter oder Fußsoldat.
    Die Angst ist die Begleiterin der Nacht – der Todesmut der Freund des Tages. Was denke ich da für einen Unsinn?, ermahnte sich Bernhard. Mit solchen Gedanken kann ich nicht überleben. Pass auf, kämpfe!
    Der Schweiß rann ihm schon jetzt den Nacken herunter. Ihm war unerträglich heiß unter dem zu einer ›Schildkröte‹ formierten Dach, auf das schon früh am Morgen die Sonne prallte. Bernhard spähte durch einen Spalt und sah, wie da oben auf der Befestigungsmauer und dem quaderförmigen Turm, der weit hinausragte und ein mächtiges Bollwerk bildete, die ägyptischen Krieger eher nachlässig allmählich eintrafen, um in Ruhe und Gelassenheit und siegesgewiss ihre törichten Feinde zu erwarten.
    Mit ihren Fingern zeigten sie auf ihre Angreifer und lachten.
    Sie lachen uns aus, zu Recht, dachte er zornig. Wenn wir nur wüssten, wie groß die ägyptische Garnison ist.
    Nach den Berichten der geflüchteten Christen gab es zusätzlich zu den Soldaten eine berittene Eliteeinheit von 400 Mann, wenn nicht noch mehr. Dann die schwarzen Krieger, die häufig auf der Mauer patrouillierten und besonders von den Kindern und Frauen und versteckt auch von den Rittern begafft wurden.
    Wie auch immer, der Viereckige Turm, auf den sie sich mühsam, aber unaufhaltsam zubewegten, erschien Bernhard ebenso uneinnehmbar wie die Zitadelle von welcher Pilger, die schon einmal in Jerusalem gewesen waren, erzählten, dass 15 oder 20 Männer, wenn sie hinreichend versorgt waren, jeden Angriff abwehren könnten.
    Und hinreichend versorgt waren die Soldaten da auf der Mauer allemal. Vor allem mit Wasser. Mit verzückten Augen erzählten Pilger von den Quellen und Brunnen Jerusalems.
    Bernhard aber hatte jetzt schon eine ausgedörrte Kehle.
    Ein Pfeifen und Sausen schreckte ihn aus seinen unnützen Gedanken. Wie konnte er nur so abgleiten? Das war der Schritt zum Tod, wie er genau wusste.
    Pfeile glitten, sausten durch die Luft, dann ein harter Aufprall, von dem Bernhards Schild erzitterte. Ein gellender Aufschrei. Er kam von links, wo Tankreds Ritter zwischen dem Viereckigen Turm und dem St. Stephanustor die einzige Sturmleiter in Richtung des steinernen Walles vor der Befestigungsmauer schleppten.
    Immer näher robbte Bernhard an den Vorwall heran.
    Wieder ein Schrei von Tankreds Männern.
    Und nun Herzog Gottfrieds donnernde Stimme, Trompetenlärm. Wie ein Mann entblößten sie sich von ihren Schildern und schossen auf die Sarazenen, die ihrerseits genau diesen Augenblick seelenruhig abgewartet hatten.
    Vor ihm, neben ihm, hinter ihm schrien Männer, brachen zusammen, wurden von Brandpfeilen getroffen. Der Bogenschütze neben Bernhard krümmte sich vor Schmerz. Ein Verzweiflungsschrei gellte laut: »Meine Augen! Meine Augen!«
    Mit den Toten stieg bei den noch Lebenden die Wut auf, die Wut der Verzweiflung.
    Denen werden wir es zeigen!
    Wie alle anderen stürmte Bernhard immer weiter an den Vorwall heran, zielte, schoss, traf, ein Aufschrei oben auf der Mauer und der Soldat kippte in die Tiefe.
    Bernhard hatte schon längst seine Pfeile verschossen, doch sobald sein Köcher leer war, lief er zwischen den blutenden, winselnden, weinenden, jammernden, kreischenden Männern umher und sammelte neue Pfeile ein, hob Steine auf, schoss mit seiner Schleuder, er ließ

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