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Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die Pilgerin von Passau: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Bohm
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»Ata« rief und freudig in die Hände klatschte.
    Einige der Umstehenden lachten. Tankred aber drehte sich nach dem Störenfried um und blickte Alice missbilligend an, die weit hinten mit Hanno auf dem Arm dastand.
    Der Herzog tat, als habe er den Vorfall nicht bemerkt, richtete sich hoch auf und fragte Bernhard, seinen zukünftigen Vasallen, mit lauter, für alle vernehmbarer Stimme:
    »Wollt Ihr ohne Vorbehalt mein Mann werden?«
    »Ich will es«, antwortete Bernhard ebenso fest.
    Darauf umschloss Herzog Gottfried die zusammengelegten Hände Bernhards mit seinen Händen und sie besiegelten den Bund, indem der Herzog Bernhard küsste.
    Bernhard richtete sich nun auf, um den Treueeid zu leisten. Doch bemerkte er voller Unwillen, dass ihm schwindlig wurde. Der Schweiß lief ihm über die Stirn und in den Nacken, wie überhaupt jeder der Zuschauer furchtbar schwitzte. Alice trat noch einen Schritt zurück, legte Hanno den Zeigefinger auf den Mund und flüsterte:
    »Pst, Hanno.« Ganz wegzugehen, konnte sie sich nicht entschließen.
    Bernhard wurde ein Reliquienschrein gereicht, in dem sich ein Fingerknöchel des Heiligen Georg befand, auf den er zur Eidesleistung die rechte Hand legte. Für alle hörbar, bekundete er: »Ich schwöre Euch, Herzog Gottfried von Bouillon, dass ich Euch treu sein werde wie ein Vasall seinem Herrn und dass ich Freund Eurer Freunde und Feind Eurer Feinde sein werde.«
    Nun erhob auch Herzog Gottfried sich zu ganzer Gewalt und Größe. Ihm wurde ein mit Gold beschlagenes Ebenholzkästchen gereicht, dem er eine Hand voll grobkörnigen Sandes entnahm und ihn in Bernhards geöffnete Hand legte.
    Es war vollbracht. Bernhard hatte sein Lehen erhalten!
    Wie ein Stein fiel es von seiner Seele.
    Und wie Bernhard den grauen, staubigen Sand in den Händen hielt, verwandelte sich dieser zu schwarzer, lehmiger Erde, fühlte sich kalt und nass an und wechselte wiederum zu Bernhards Erstaunen die Farbe, der Wüstensand wurde zu Schnee.
    Bernhard stapfte durch hohen Schnee den Hügel zur Kaiserpfalz in Goslar hinauf. Es störte ihn, dass seine kostbaren, teuren Schuhe vor Nässe durchweichten, und um so mehr ärgerte er sich, dass er nicht zum kaiserlichen Schloss ritt, sondern sich mühselig durch immer höhere Schneemassen hinaufquälte.
    Den Blick nach vorn zu den Türmen und Toren und hohen Fenstern gerichtet, hinter denen sich der Thronsaal verbarg, konnte Bernhard nicht umhin, das Bordell zu bemerken, das, etwas abseits gelegen, der Freude und Erleichterung des Hofes diente wie auch der Ritter und adeligen Gäste, die oft monatelang von ihren Frauen getrennt waren.
    Bernhard hatte nichts gegen diese Einrichtung. Wenn er auch keinen Gebrauch davon machte, so liebte er doch sehr die höfischen Spiele:
    Die Ritter tragen ihre Damen durch den Saal wie auch umgekehrt die Damen die Ritter auf ihre Schultern nehmen. Kein Vergnügen aber war durch das Spiel zu überbieten, bei dem der Ritter unter den Rock der Dame kriecht, die selbstredend nichts darunter anhat, und raten muss, wer ihn denn angetippt habe.
    Dass also das Bordell zum kaiserlichen Haushalt dazugehörte wie die Küche, dagegen war im Allgemeinen nichts einzuwenden, nur anlässlich der feierlichen Lehnsübergabe seiner Grafschaft in Bayern betrachtete Bernhard diesen Anblick als unpassend.
    Mühsam hatte er endlich die kaiserliche Burg erreicht, immer gegen den Schnee ankämpfend, der wie Pfeile vom Himmel fiel und glühend heiß war.
    Er wischte sich die heißen Tropfen aus den Augen, suchte nach dem schweren Tor, das er bis dahin immer klar gesehen hatte. Es war verschwunden und erst, als Bernhard die Mauer abklopfte, öffnete sich eine schmale Pforte aus Eichenholz. Durch einen Spalt trat Bernhard in eine dunkle Halle, in der nur eine Kerze flackerte. Eine Wendeltreppe führte hinauf, aber immer, wenn Bernhard hoffte, er habe das obere Stockwerk erreicht, schlängelte sie sich weiter nach oben. Die Wände waren eiskalt, jedoch, wenn er sie berührte, brannte seine Hand wie vom Feuer versengt. Schnell zog er sie zurück. Bernhard befürchtete schon, niemals im Kaisersaal anzukommen, als dieser sich ihm plötzlich auftat. Die Wucht und Düsternis der Halle ließ Bernhard einen Augenblick zurückschrecken. Fackeln warfen Schatten gegen die felsigen, feuchten Wände, aus denen das Wasser tropfte. Die Fensterhöhlen waren mit schwarzem Leder verhängt. Nur ein Fenster war offen und Bernhard mochte nicht in den Abgrund sehen, der darunter gähnte.

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