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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lässt mich mit dir tun, was mir beliebt, und ich sorge dafür, dass du die Burg unbehelligt verlassen kannst.«
    Das war ein verlockendes Angebot. Schlimmer als in ihrer Hochzeitsnacht mit Veit Gürtler würde es gewiss nicht werden, dachte sie.
    »Doch was ist, wenn Ihr mich belügt?« Ihr Mund sprach aus, was sie im Innersten bewegte.
    »Lügen?« Der Ritter zog die Augenbrauen hoch, als müsse er über ihre Worte nachdenken. »Ich schwöre dir, dass ich dich freilassen werde, wenn du mir gehorchst und vor allem die Wahrheit bekennst.«
    »Dann werdet Ihr mich mit Gewalt nehmen müssen!« Tilla schürzte die Lippen und wandte ihm den Rücken zu.
    Ein leichter Schlag gegen ihr malträtiertes Hinterteil ließ sie aufkeuchen. »Leg dich so hin, dass ich deine Verletzungen behandeln kann. Über das andere reden wir später.« Es lag so viel Autorität in der Stimme des Ritters, dass Tilla unwillkürlich gehorchte.
    Aymer brummte zufrieden, tauchte dann eines der Leinentücher in das heiße Wasser und begann anschließend Tillas Gesicht vom Blutschorf zu reinigen. Als er damit fertig war, trug er eine leicht beißende, aber angenehm riechende Salbe auf, deren lindernde Wirkung Tilla schon nach kurzer Zeit spürte.
    »Jetzt machen wir unten weiter«, erklärte der Ritter kategorisch.
    Aus Angst, er würde vielleicht doch seine Knechte rufen, zogTilla ihr Kleid bis zu den Oberschenkeln hoch. Sie erschrak selbst über die blauen und grünen Flecken und die Abschürfungen, die dort zu sehen waren.
    Aymer wusch den Lappen im Wasser aus und kehrte zu ihr zurück. Seine Miene drückte Erstaunen aus, aber auch Anerkennung. »Du bist wirklich ein Phänomen, meine Liebe. Ich kenne keine Frau, die solche Verletzungen ohne Weinen und Klagen ertragen würde. Doch du bist so kühl wie der Schnee in den winterlichen Bergen. Bei Gott, fast wünschte ich, dich als Mätresse behalten zu können.«
    »Ihr habt geschworen, mich freizulassen!« Noch während sie es sagte, fühlte Tilla, wie eigensüchtig sie war, denn sie hatte keinen Gedanken an ihre beiden Mitgefangenen verschwendet. »Was ist mit meinen Begleitern?«
    »Liegt dir so viel an ihnen?«
    »Der eine stammt aus derselben Stadt wie ich und Starrheim ist ein Verwandter der österreichischen Herzöge Albrecht und Leopold.«
    »Er ist also wirklich ein Graf?« Aymers Stimme klang verwundert, dann aber nickte er. »Ich glaube dir. Sein Auftreten war entsprechend. Hätte die Faust meines Vetters ihn nicht zu oft am Reden gehindert, hätte er ihn wohl von seinem Rang überzeugen können.«
    »Ihr mögt Euren Vetter wohl nicht besonders?« Tilla schoss diesen Pfeil aufs Geratewohl ab und sah zufrieden, dass er traf. Aymer bleckte die Zähne und knurrte für einen Augenblick wie ein gereizter Hund. Dann lachte er bitter auf. »Hugues ist ein Narr ohne jeden Verstand. Er hat die Hoffnung, Mademoiselle Felicia heiraten zu können, um ihre durchaus ansehnliche Mitgift mit seinen eigenen Besitzungen zu vereinigen. Als ob eine Frau wie sie an einem solchen Tölpel Gefallen finden könnte!«Für Augenblicke gab der Ritter sein Innerstes preis, und Tilla begriff, dass er wegen der Flucht der Gefangenen bei weitem nicht so betrübt war, wie er es seinem Verwandten gegenüber heucheln musste. Jetzt spielte sogar ein leicht schadenfrohes Lächeln um seine Lippen. Er vergaß über seine Überlegungen jedoch nicht, Tilla zu verarzten. Seine Hände fühlten sich sanft an, so als hätten sie nie die harte Schwertarbeit gelernt, und die Salbe, die er auftrug, linderte das Brennen auf den wund gerittenen Stellen in einer Weise, die Tilla überraschte. Auch wenn sie sich schämte, einem Mann ihre Oberschenkel zu zeigen, so war es doch angenehm zu fühlen, wie der Schmerz wich.
    »Jetzt dreh dich um und zieh das Kleid ganz hoch.«
    Aymers Aufforderung riss Tilla hoch. »Nein, ich …«
    »Du hast versprochen, mir zu gehorchen, also tu es!« Die Stimme des Ritters klang scharf genug, um Tilla zum Nachgeben zu bewegen. Sie legte sich auf den Bauch und ließ zu, dass Aymer ihr Kleid bis zum Rücken hochschlug. Dabei klemmte sie jedoch die Beine fest zusammen.
    Dem Ritter entlockte es nur ein Lächeln. Er fuhr mit seinem Samariterwerk fort und spürte, wie seine Patientin sich nach einer gewissen Zeit unwillkürlich entspannte. Seine Erfahrungen mit Frauen waren groß genug, um annehmen zu können, dass auch weiterhin keine Gewalt nötig sein würde. In der Hinsicht war diese wie Gletschereis erscheinende

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