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Die Pilgerin

Titel: Die Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kein Hosenpisser ist, kommt mit mir!«
    Sebastian war von ärgeren Blessuren verschont geblieben, doch der Rausch des Kampfes hatte ihn verlassen. Nun starrte er fassungslos hinter Starrheim her, der allein gegen die englischen Reserven anrennen wollte.
    »Ich bin dabei!«, rief Sepp und lief hinter ihrem Anführer her. Auch der einäugige Franzose folgte dem Grafen. Nun ermannte Sebastian sich und rannte los. Innerhalb weniger Augenblicke legte er die Strecke zurück, die ihn von den Engländern um Saint Vith trennte, und schlug mit wildem Gebrüll auf die Feinde ein. Sie waren nur zu viert und für die englische Schar kaum gefährlicher als ein Mückenstich. Deren Anführer aber verlor die Übersicht und glaubte, ein größerer Trupp Franzosen würde über seine Leute herfallen.
    »Zieht euch zurück! Rückzug!«, rief er den Seinen zu. Diese hatten Saint Vith inzwischen ebenfalls aus dem Sattel geholt, hielten bei dem Befehl jedoch inne und gaben Starrheim die Möglichkeit, den einstigen Freund freizukämpfen.
    Oben auf dem Hügel erkannte Aymer de Saltilieu seine Chance.Obwohl er den Sturm auf den Hügel damit schwächte, befahl er zwei seiner Fähnlein, die englische Reserve anzugreifen. An der Stelle, an der Sebastian und Starrheim fochten, war der Kampf bereits entschieden, und als der Hauptstoß der Franzosen die Engländer traf, befanden diese sich schon in der Rückwärtsbewegung und es gelang ihnen nicht mehr, sich zu formieren. Wer nicht schnell genug rennen konnte, wurde ein Opfer französischer Wut.
    Bisher hatte das Hauptheer der Engländer sich gut behaupten können und den Sieg noch nicht aus der Hand gegeben. Aber als die Männer sahen, wie ihre Reserve überrollt und niedergemacht wurde, wandten sich die Ersten zur Flucht. Zuerst waren es nur Einzelne, doch sie rissen andere mit sich und gaben Saltilieu die Chance, das letzte Bollwerk unter geringen Opfern zu erobern. Einen Teil seiner Leute schickte er dem fliehenden Feind nach, um dessen Reste zu zerschlagen, so dass das englische Heer keine Gefahr mehr darstellte. Dann blickte er sich um und bekreuzigte sich.
    »Es war ein harter Kampf und er stand auf Messers Schneide«, sagte er, als er auf Starrheim zutrat. »Hättet Ihr nicht den Mut besessen, mit Euren tapferen Freunden die Reserve des Feindes anzugreifen und zu verwirren, so wüsste ich nicht, wer am Ende als Sieger dagestanden hätte.« Ein bitterböser Blick streifte Saint Vith, der sich wieder auf die Beine gekämpft hatte und auf ihn zuhumpelte.
    »Wir haben viele gute Leute verloren, weil Ihr und andere Ritter darauf bestanden habt, zu früh anzugreifen. Euer Verdienst war unser Sieg gewiss nicht. Ihr habt Euch meinen Anordnungen widersetzt und das gesamte Heer in Gefahr gebracht. Glaubt also nicht, dass ich Euch vor du Guesclin und Heinrich von Trastamara loben werde. Ihr selbst habt es nur dem wagemutigenEinsatz jenes Mannes zu verdanken, den Ihr als Feigling geschmäht habt, dass Ihr überhaupt noch am Leben seid. Geht es vielleicht jetzt in Euren Schädel, dass blinder Heldenmut nicht klug ist und Klugheit nicht feige?«
    Mit diesen Worten ließ Aymer de Saltilieu den Ritter wie einen gescholtenen Schuljungen stehen und umarmte Starrheim, Sebastian, Sepp und den alten Veteranen, die aus vielen Wunden bluteten. »Habt Dank! Dieser Sieg geht auf euch.«
    »Ich habe meine Ehre verteidigt!« Starrheim warf Saint Vith einen, wie er hoffte, höhnischen Blick zu, empfand aber angesichts der schamroten Miene seines einstigen Freundes Mitleid. »Ganz ohne Wert war Saint Viths Attacke ja nicht, denn er hat die englischen Reserven so lange aufgehalten, bis wir gegen sie angehen konnten.«
    Saint Vith kam schwerfällig auf ihn zu und sah ihm ins Gesicht. »Bei Gott, es wäre mir lieber gewesen, die Engländer hätten mich erschlagen, als mich so gedemütigt zu sehen.«
    Starrheim zuckte mit den Schultern. »Ich wollte nur dem Comte de la Tour die Verlegenheit ersparen, sich einen neuen Schwiegersohn suchen zu müssen.«
    »Der hättet Ihr sein können!«, mischte de Saltilieu sich ein. »Nach diesem heutigen Kampf wird Euch kein Vater der Welt mehr seine Tochter verweigern.« Das war ein weiterer Stich gegen Saint Vith, der Saltilieu durch seine Haltung und dem Vorwurf der Feigheit gezwungen hatte, den Feind an ungünstiger Stelle anzugreifen. Dann aber lachte er auf und zwinkerte Starrheim zu. »Irre ich mich oder sticht Euch eine andere Schöne ins Auge? Gaston von Foix und Béarn würde

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