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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Hilfstruppen von der Stärke eines Infanteriebataillons zusammen und marschierten zurück nach Virginia. Colonel Spencer, der die Vorhut befehligte, verfolgte einen gemischten Verband Continentals und Militia, die in versetzter Linie unserem Bataillon vorauszogen; anscheinend hatten sie vor, den Hilfstruppen am Santee River den Weg abzuschneiden. Als ihre Nachhut in Sicht kam, gab Spencer den Befehl zum Angriff. Unsere Schwadron jagte los und fiel über sie her, das war ein Coup, sage ich Ihnen! Wir setzten ihnen gehörig zu und sie erlitten schwere Verluste. Natürlich blieb unsere Attacke nicht unbemerkt. Das ganze Regiment hielt und brachte seine Linien in Kampfstellung. Spencer ließ sammeln, dann zeigte er uns, was in unserem Rücken geschah: Die Hilfstruppen folgten uns nicht mehr, sie drehten ab, um unbehelligt an der Rückseite der High Hills weiterzuziehen. Der Colonel beobachtete den Abzug ungerührt und erklärte, was er vorhatte: Beim Gegenangriff der Rebellen sollten wir uns aufteilen und sie auf ihren Flanken attackieren. Jedem war klar, dass wir damit nicht durchkämen. Aber er wollte versuchen, die Rebellen so lange aufzuhalten, bis das Hilfsbataillon sicher auf dem Weg nach Norden war. Als der Feind zum Angriff blies, führte Spencer den rechten Flügel, ich übernahm den linken. Wir ritten gleichzeitig los. Er traf mit seinen Leuten zuerst auf denGegner, sie schlugen sich Mann gegen Mann, als meine Abteilung von schwerer Kavallerie eingeschlossen wurde. Die Lage war aussichtslos. Ich wollte Spencer das Zeichen geben, dass ich unsere Position aufgebe, und hatte ihn gerade ausgemacht – auf seinem Riesenhengst war er nicht zu übersehen –, als Pferd und Reiter stürzten, und mit ihm noch andere, Freund und Feind. Inzwischen war unsere Schwadron von Rebellen eingekreist. Gegen ihre Überzahl konnten wir nichts ausrichten, wir wurden vernichtet. Ich versuchte, ein paar meiner Jungs, die noch auf Pferden saßen, rauszubringen.« Er schüttelte resigniert den Kopf. »Aber die Rebellen jagten uns nach und töteten alle, bis auf zwei Burschen aus Maryland und mich. Wir konnten durch einen Wald entkommen.«
    »Und Spencer?«
    »Zuletzt sah ich, wie er zwischen lauter Gefallenen auf den Säbel gestützt versuchte hochzukommen. Dann ritt die gegnerische Kavallerie über ihn hinweg.«
    Sie schwiegen. Nach einer Weile verabschiedete sich Ronnie: »Danke, Sergeant-Major, das war eine eindrucksvolle Schilderung. Leben Sie wohl!«
    Auf der Rückfahrt ließ er sich Harris’ Bericht noch einmal durch den Kopf gehen. Besonders der dramatische Schluss hatte ihm gefallen, er sah es bildlich vor seinen Augen, wie Spencer, verletzt auf den Säbel gestützt, von den Gegnern niedergeritten wurde.
    Vor seinem Haus Nummer dreißig, Clarges Street blieb er nachdenklich im Wagen sitzen. Er dachte an den Fremden im Park. Der auffällige Gehstock des Mannes war ihm nicht entgangen; auch dass der Mann den Stock nicht zum Vergnügen mit sich geführt, sondern sich deutlich darauf gestützt hatte.
    Beatrice Trentons Verhältnis zu Persephone Hunter war nicht mehr so innig wie früher, nachdem Beatrices Mutter bei einer Abendeinladung Bruce Earnshaw, Persephones Verlobten,übergangen hatte. Persephones in Bedauern gekleidete Empörung darüber, dass Earnshaw am Grosvenor Square nicht willkommen sei, quittierten die Trentons mit dem Hinweis auf seinen falschen Umgang. Gekränkt zeigte Persephone daraufhin Beatrice die kalte Schulter.
    Beatrice wusste, dass ihre Freundin die Verlobung mit Earnshaw bereute. Die Verbindung war nicht der Erfolg, den sich Percy in ihrer Sucht nach gesellschaftlicher Anerkennung versprochen hatte, als sie William Spencer wegen Earnshaw verließ. Aufgrund dieser Vorgeschichte fühlte sich Beatrice verpflichtet, ihrer Freundin von der Begegnung in Green Park zu berichten, und lud sie am nächsten Tag zu einer Spazierfahrt ein. Danach tranken sie zusammen Tee in Beatrices Salon mit Blick auf die blühenden Vorgärten der Park Lane.
    Percy entnahm ihrer Handtasche ein silbernes Etui mit Zigarillos. »Du erlaubst, Beatrice? Earnshaw hat mir eine Schachtel von einem Fest auf der Burg mitgebracht. Für die Gelage des Kreolen wurde eine ganze Schiffsladung davon aus Kuba importiert.«
    Beatrice schenkte ihnen Tee nach, als Percy auf die unselige Abendeinladung zurückkam. »Weiß deine Mutter überhaupt, was sie mir angetan hat? Ich war die einzige Frau ohne Begleitung. Du kannst dir vorstellen, wie demütigend

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