Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
Vom Netzwerk:
überstieg.
    Später auf dem Rückweg zur Stadt, zurückgelehnt im Fondder Droschke, überkamen ihn nahezu heimatliche Gefühle. Es gab für ihn in England genug, woran er anknüpfen konnte, das Stammhaus der Familie, die Ländereien an der irischen See, vielleicht die Politik; es musste nicht das Militär sein. Er würde eine Aufgabe finden, die ihn erfüllte. Er dachte daran, wie er sich auf Legacy hatte verbergen müssen, wie er seinen Namen verleugnet und in Unehre gelebt hatte. Wie hatte er das nur so lange ausgehalten? Nun, das lag hinter ihm. Er hatte alles wohlgeordnet zurückgelassen. Die Plantage war bei Joshua Robert in guten Händen, er brauchte sich um Legacy keine Sorgen zu machen … Und dennoch beunruhigte ihn die Vorstellung, irgendetwas könnte passiert sein. Antonia erwartete ein Baby, und er war nicht bei ihr, um sie zu beschützen. Wenn ihr nun etwas zustieße … Halt! Solche Überlegungen durfte er nicht zulassen, dadurch nährte er nur unnötig Zweifel. Denn es kamen ihm manchmal Zweifel. Vielleicht hätte er nicht fortgehen sollen. Vielleicht war es der größte Fehler seines Lebens gewesen, Antonia und Legacy zu verlassen. Doch er hatte sich entschieden, es war vorbei.
    Captain Harris hob sein Glas und trank dem jungen Mann zu, der, wie er fand, für das Lokal und die Tageszeit viel zu elegant daherkam.
    »Sie behaupten also, Sie haben ihn gestern in Green Park gesehen?«, sagte er. »Nichts für ungut, Mister York, aber der Mann, den Sie meinen, ist tot.«
    »Hörte man nicht schon von Soldaten, die für tot erklärt wurden und doch zurückkehrten?«, hielt Ronnie dagegen. »Manchmal sogar erst nach Jahren?«
    »Nun, es mag vorkommen, dass in den Kriegswirren die Spur eines einfachen Soldaten verloren geht.« Mit geringschätzigem Kopfschütteln verwarf Harris diese Möglichkeit. »Aber Sie haben ja nicht nach irgendeinem einfachen Soldaten gefragt, Mr. York.«
    Um Beatrices Andeutungen auf den Grund zu gehen, hatte Ronnie sich am Tag nach der Begegnung im Park zum Gasthaus White Bull begeben, das in Soldatenkreisen beliebt war und wo er hoffte, mehr über Spencers Verbleib in Erfahrung zu bringen.
    Der Wirt, ein Veteran aus dem Revolutionskrieg, hatte sich sofort erinnert: »Sicher, ich hab ihn im New Yorker Hauptquartier oft gesehen. Spencer befehligte Truppen der British Legion, königstreue Provincials aus Neuengland, die unserem Expeditionsheer eingegliedert wurden. Der Colonel hat selber seinen Sturmtrupp ausgebildet, die Green Horse, Teufelskerle allesamt! Lieferten sich ständig Scharmützel mit den Rebellen drüben in Jersey. Im Winter vor zwei Jahren zog Spencers Regiment zur Offensive gegen die Rebellen im Süden. Fragen Sie Sergeant-Major Harris, der war in Carolina dabei.« Damit hatte der Wirt ihn an einen drahtigen Mann mittleren Alters verwiesen, der kurz nach Ronnie hereingekommen war.
    »Der Colonel war ein prominenter Offizier«, fuhr Harris nun fort. »Als Kriegsgefangener wäre er für die Rebellen von hohem Wert gewesen, sie hätten ihn uns sofort zum Austausch angeboten.«
    »Vielleicht war er ja verwundet, von seiner Einheit getrennt, irgendwo im Hinterland?«
    »Das können Sie vergessen! Spencer war ein Hardliner, er ist immer irgendwie zur Truppe zurückgekehrt.« Harris nahm einen tiefen Schluck von seinem Stout. »Er ist vor einem Jahr bei Rückzugsgefechten in Carolina gefallen. Gesetzt den Fall, er wäre am Leben und wieder in England, dann hätte er sich als Erstes bei General Cornwallis zurückgemeldet. Seien Sie versichert, in weniger als einer Stunde hätte jeder, der in seinem Regiment gedient hat, von seiner Rückkehr erfahren. Aber da mir nichts dergleichen zu Ohren gekommen ist, würde ich sagen, Sie müssen ihn wohl mit jemandem verwechselt haben.«
    Sie tranken aus, Ronnie legte ein paar Münzen auf denSchanktisch und nahm seinen Hut. Doch dann fiel ihm noch etwas ein. »Sagen Sie, Captain, hat irgendjemand gesehen , wie Spencer umgekommen ist?«
    Harris’ Miene verdüsterte sich. »Sie wollen’s genau wissen, was? Na gut, dann erzähle ich Ihnen von Spencers letzter Schlacht.« Er machte dem Wirt das Zeichen für zwei weitere Gläser Stout und begann: »Wir schlugen uns seit Juni mit den Rebellen in Virginia und konnten Verstärkung gebrauchen. General Cornwallis schickte Spencer mit den Dragoons zurück nach Carolina, er sollte die Besatzungen kleiner Außenposten wie Fort Watson sammeln und zum Hauptheer bringen. Ende August hatten wir

Weitere Kostenlose Bücher