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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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es war!«
    »Es tut mir wirklich leid, Percy …«
    »Wenn deiner Mutter Earnshaws Umgang nicht passt, wieso lädt sie seine Freunde ein? Alle waren da, die ganze Clique, nur er nicht!« Gereizt blies sie einen blassblauen Rauchschleier in die Luft. »Hast du keine Sorge, dein kleiner Ronnie könnte auch eines Tages in Ungnade fallen?«, fragte sie maliziös. »Er ist ein notorischer Spieler, und deine Mutter hasst Glücksspiele! Wusstest du, dass er regelmäßig auf der Burg zu Gast ist?«
    »Nein«, gestand Beatrice, »wahrscheinlich hat er sich dort nicht sonderlich amüsiert, sonst hätte er mir davon erzählt.«
    Percy sah sie mitleidig an. War ihre Freundin wirklich sonaiv zu glauben, bei den Orgien auf der Burg würde sich ein Mann nicht amüsieren?
    Beatrice, die den Blick richtig deutete, sagte schnell: »Was erzählt denn Earnshaw über die Besuche auf der Burg? Immerhin setzt er dort seinen guten Ruf aufs Spiel.«
    Überrascht hob Percy die Brauen; offenbar war Beatrice doch nicht so naiv. »Soviel ich weiß, geht es um irgendwelche Geschäfte, die Feste interessieren ihn nicht.« Sie seufzte: »Du kennst ihn doch, er gehört nicht zu der Sorte Männer, die wissen, wie man sich amüsiert. Dazu fehlt es ihm an Temperament.«
    »William Spencer hatte Temperament!«, platzte Beatrice heraus.
    »Ich bitte dich, du kannst Bruce nicht mit Spencer vergleichen«, nahm Percy ihren Verlobten in Schutz.
    Beatrice hatte nie verstanden, dass ihre Freundin Spencer wegen Earnshaw verlassen hatte. »Wie konntest du Bruce nur den Vorzug geben?«, sagte sie. »Verzeih, er war doch schon immer ein Langweiler.«
    »Aber er war hier, Kleines, hier in London, während unser schneidiger Bill Spencer auszog, um sich Scharmützel mit Rebellen zu liefern.«
    »Er war im Krieg, Persephone.«
    »Wie auch immer, Billy ist nicht zurückgekommen. Du siehst also, ich hatte den richtigen Instinkt, Earnshaws Antrag zu erhören, anstatt meine Zeit mit fruchtlosem Warten zu vertun.« Sie warf den Zigarillo in den kalten Kamin.
    »Du hast dich schnell getröstet«, bemerkte Beatrice. »Ich erinnere mich nicht, dass du nur einen Ball versäumt hättest.«
    »Na wenn schon! Ich eigne mich nicht zur Soldatenbraut, noch weniger zur Kriegerwitwe.«
    »Aber wie hast du Spencer einfach vergessen können? Ich dachte, ihr hättet euch geliebt?«
    »Tja, das dachte ich zu Anfang auch, bis ich ihn besser kennenlernte. William Spencer liebt niemanden außer sich selbst.Er hatte sich mit mir geschmückt wie mit seinen Orden. Mich zu erobern, der so viele vergeblich den Hof gemacht hatten, schmeichelte seiner Eitelkeit.«
    »Wie herzlos du sprichst! Dabei hat er dir einmal viel bedeutet.«
    »Das ist lange her.«
    »Und jetzt ist er dir gleichgültig?«
    »Nun ja, er ist tot.«
    »Ist er nicht!«
    »Wie …?«
    »Er ist nicht tot!«
    »Was redest du denn da?«, stieß Percy ungehalten hervor. »Er ist in Amerika gefallen.«
    »Vielleicht hat es eine Verwechslung gegeben oder jemand hat sich geirrt. Jedenfalls ist er am Leben, Percy, ich hab ihn gesehen!«
    »Du hast …« Persephone wurde blass. »Wo?«
    »In Green Park. Wir haben auch miteinander gesprochen.«
    »Wann?«
    »Gestern Morgen.«
    Percys Ausdruck wechselte von Verwirrung zu Bestürzung. Hastig raffte sie Tasche, Shawl und Handschuhe zusammen und lief ohne Gruß hinaus.

29.
    Néné hockte auf einem Schemel im Vorzimmer und rieb einen Stiefel mit Lederwachs ein. Um ihn herum standen andere Stiefel und Schuhe, die er auf Hochglanz gebürstet hatte. Nachdem Nick ihn bei den Docks aufgelesen hatte, wollte er wenigstens seine versäumten Pflichten nachholen. Doch er fühlte sich schlecht, nicht aus Angst vor Strafe, sondern vor Sorge:Wie konnte er seinem Herrn erklären, dass sie besser wieder heimfahren sollten? Erst eine knappe Woche waren sie in London, doch Néné wusste, dies war kein sicherer Ort. Die alte steinerne Stadt mit den überfüllten Straßen voller lärmender Menschen verstörte ihn zutiefst. Und er spürte, dass Mr. Marshall in Ink Land genauso unglücklich war wie er. Néné sehnte sich nach der Wärme und der honigsüßen Luft von Carolina. An diesem Morgen hatte er es nicht mehr ausgehalten, war auf den Lastkarren eines Fischhändlers gesprungen und dorthin gefahren, wo sein Heimweh begonnen hatte.
    Ein Wald von Schiffsmasten ragte über Southwalk. Néné bahnte sich einen Weg durch Händler, Matrosen, heimkehrende Soldaten, Fuhrknechte, Lastenträger, Dirnen und Diebe, die am

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