Die Plantage: Roman (German Edition)
eleganter Leichtigkeit durch all die behäbigen Landleute geradewegs auf ihn zukam.
»Hier trifft man sich wieder, Mr. Fowler!«, rief er forsch. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut! Und wenn das kein Zufall ist:Guten Morgen, Mr. Hocksley.« Er lüftete den Dreispitz und verneigte sich aus schlanker Höhe. Sein extravagantes Äußeres zeugte von teurem Geschmack; der Rock aus blauem Atlas mit Seidenweste, Spitzenjabots und blendend weißen Manschetten; dazu avantgardistisch lange, graue Beinkleider, die den Schaft der schwarzen Zugstiefel halb verdeckten. Lässig stellte er sein griechisches Profil, die blonden Locken, die Statur des trainierten Sportlers zur Schau. Er war sich seiner Attraktivität bewusst und zeigte es.
»Sehr erfreut, Mr. Tyler«, begrüßte Fowler den Geschäftskonkurrenten ohne Enthusiasmus. Hocksley bedachte Tyler mit gleichgültigem Nicken, während Fowler bemerkte: »Ich las gerade Ihren Namen auf der Liste der Verkäufer. Verspricht sich Mr. Ashley von Ihren Börsenaktivitäten tatsächlich einen nennenswerten Profit?«
»Mr. Ashley und ich dachten, es sei an der Zeit für Innovationen«, erwiderte Tyler selbstgefällig. »Wir halten ein Engagement an der Warenbörse für eine sinnvolle Ergänzung unseres Geschäfts.«
»Bleibt abzuwarten, was dabei herauskommt.«
»Richtig, Mr. Fowler. Zumindest aber werden wir etwas Bewegung in den örtlichen Handel bringen!«
»Zweifellos wird es Bewegung geben, Mr. Tyler. Die Frage ist, ob das für Ihre Anleger von Vorteil ist.«
»Oh, da bin ich ganz sicher, Sir. Die Erträge vieler kleiner und mittlerer Pflanzungen ergeben als Summe eine bedeutende Handelsmasse, die dem Preisgebot unseres Anlegerkonsortiums das nötige Gewicht verleiht. Ich denke, das ist ein großer Vorteil für alle, die sich bisher dem Preisdiktat der großen Agrarproduzenten beugen mussten. Sie scheinen skeptisch, Mr. Hocksley?«
»Die Idee ist gut, aber nicht neu«, sagte Hocksley herablassend. »Machen Sie sich nichts vor, Tyler, Sie vertreten hier Pflanzer mit begrenztem unternehmerischem Horizont, dieSie schwerlich für längerfristige Ziele gewinnen können. Vergessen Sie nicht, dass die Allianz der Großgrundbesitzer ihre Interessen unbeirrt von Krieg und Frieden verfolgt.«
»Wir wissen, dass wir mit dem Planters Club rechnen müssen. Doch nicht alle denken dort wie Sie, Mr. Hocksley. Es dürfte Sie einiges kosten, die Mitglieder Ihrer Lobby auf Kurs zu halten.«
»Uns ist nicht entgangen, dass Sie Leute aus unseren Reihen auf Ihre Seite bringen konnten. Wir können solche Abwanderungen leicht verschmerzen, allein die Produktion von Mr. Laurens’ Plantage Silk Hope wiegt die paar Abtrünnigen auf.«
»Ein Glück für Sie, dass Mr. Laurens im Tower von London sitzt und Ihrer Politik nicht widersprechen kann«, bemerkte Tyler spöttisch. »Der Herr von Hollow Park scheint Ihrem Werben dagegen wenig Gehör zu schenken.«
Der Hinweis auf sein fruchtloses Bemühen, Reed zum Beitritt in den Planters Club zu bewegen, versetzte Hocksley einen Stich. Es war auch zu ärgerlich: Der größte Landbesitz der Region lag in den Händen eines blasierten Millionärs, der keinerlei Neigung zeigte, die Pflanzerlobby zu unterstützen. Im Gegenteil, es war ein offenes Geheimnis, und darauf zielte Tylers Bemerkung ab, dass Reed seine Vermögensinteressen dem Bankhaus Ashley & Bolton, also dem erklärten Gegenspieler des Planters Club, anvertraut hatte. Sollte die Annäherung zwischen Reed und Tyler dazu führen, dass sie künftig gemeinsame Marktinteressen verfolgten, hätte das für Hocksleys Lobby ernste Folgen. Das Warenaufkommen aus Tylers Anlegerpool zusammen mit den Massenproduktionen von Hollow Park würde das vom Planters Club kontrollierte Handelsvolumen übersteigen. Dadurch verlöre Hocksleys Fraktion an Einfluss bei der Preisgestaltung und der Vergabe von Handelslizenzen. Das wäre das Ende für Hocksleys Ambitionen.
Er wollte es Tyler heimzahlen, dass er es wagte, ihm sein Scheitern vor Augen zu führen, und wählte eine boshafte Replik:Es war nicht zu übersehen, dass Tyler sich seit Längerem um Antonia Lorimer bemühte. Hocksley konnte sich daher vorstellen, dass eine Andeutung ihres Tête-à-Tête mit Reed, dessen Zeuge er kürzlich wurde, nicht nur Tylers Verliebtheit empfindlich abkühlen, sondern auch seine Geschäftsbeziehung mit Reed nachhaltig belasten würde. Perfide nahm er also Tylers Spitze auf, um sie gegen ihn zu wenden.
»Sie haben recht, Tyler, für den
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