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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Bericht, jemand habe ihr selbststrangulierende Fesseln angelegt und sie dann systematisch durch Messerschnitte verstümmelt. Würgemale am Hals der Toten zeigten, dass sie verzweifelt versucht habe, sich zu wehren, ehe sie am Blutverlust gestorben sei. Der Bericht enthielt medizinische Details über Art und Anzahl der Verletzungen. Nach dem allgemeinen Zustand der Leiche lag der Zeitpunkt des Todes höchstwahrscheinlich in der Nacht von Freitag auf Samstag.
    In der Arztpraxis war es ihr nur mit Mühe gelungen, vor Ingham zu verbergen, was in ihr vorging. Denn es stand für sie außer Zweifel, dass Reed die Frau getötet hatte. Als sie ihn vor zwei Tagen verstört und blutbesudelt im Morgengrauen von seinem nächtlichen Ausritt nach Hollow Park zurückkehren sah, hatte sie schon geahnt, dass er etwas Furchtbares getan haben musste. Sie hatte es in dem Moment nicht wahrhaben wollen, obwohl sie wusste, wozu er fähig war: Sie hatte die grausigen Wunden gesehen, die er William bei der Folter zugefügt hatte. Und nun stand in Inghams Bericht, dass der Körper der toten Frau dieselben symmetrischen Schnittverletzungenaufwies, die Antonia von Williams Wundmalen so leidvoll vertraut waren.
    Aber das war noch nicht alles: Am Schluss seines Befundes erwähnte Ingham frühere Obduktionen von zwei Leichen, die auf die gleiche auffällige Art verstümmelt worden waren. Die beiden Todesfälle waren nie aufgeklärt worden; nun vermutete er, es handele sich diesmal wieder um denselben Täter.
    Wenn Ingham Recht hatte, und die Untersuchungsergebnisse sprachen dafür, dann hatte Reed drei Menschen auf bestialische Weise umgebracht. Warum sollte er so etwas tun? Angesichts des Obduktionsberichts hatte sie unwillkürlich an die Tat eines Wahnsinnigen denken müssen; anders ließ sich ein solches Verhalten nicht erklären. Auf einmal erschien ihr das, was er William angetan hatte, in einem anderen Licht. War Reed geistesgestört?
    Seine plötzlichen Stimmungswechsel waren ihr immer suspekt gewesen. Jetzt fragte sie sich, ob es mehr war als nur das. Sie dachte wieder an ihren Besuch auf Hollow Park. Ja, er hatte sich in jener Nacht seltsam verhalten, womöglich hatte er ihr wirklich etwas antun wollen. Was immer er vorgehabt hatte, schließlich fand er ein anderes Opfer, das an ihrer Stelle sterben musste.
    Ob er wusste, was mit ihm los war? Er musste es wissen, wie wäre es ihm sonst gelungen, seine Spur jedes Mal zu verwischen. Drei Leichen waren gefunden worden, drei Morde, vielleicht waren es noch mehr … Sie fühlte sich elend. Was sollte sie jetzt tun? Zu wissen, dass Reed der Täter war, stürzte sie in einen schweren Gewissenskonflikt: Die Vernunft und ihre Forderung nach Wahrhaftigkeit geboten ihr, den Mörder preiszugeben, dennoch schreckte sie davor zurück. Wenn Reed die Frau im Zustand geistiger Umnachtung getötet hatte, durfte er dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden, das war ihre aufrichtige und innerste Überzeugung. Leider sah die Welt das anders, Geisteskrankheit war keine Entschuldigung, wenn darausfür die Gesellschaft Probleme erwuchsen. Unter dem Rad eines öffentlichen Prozesses würde mit Reed verfahren wie mit einem gefährlichen Tier. Ohne Aussicht auf Gnade würde er abgeurteilt werden für Verbrechen, die er ohne Bewusstsein für sein Tun begangen hatte. Eine unerträgliche Vorstellung! Ihr Gerechtigkeitsempfinden wehrte sich dagegen, ihn schuldig zu sprechen. Selbst wenn sie durch ihr Schweigen weitere Menschenleben in Gefahr brachte, sie würde ihn nicht verraten. Sie konnte es nicht.

37.
    In Charles Towns Börse war es trotz der frühen Stunde gedrängt voll. Viele Pflanzer waren aus der Region gekommen, um ihre Erntetonnagen registrieren zu lassen. In der großen Halle wurden Bekanntschaften erneuert und neue geknüpft, und natürlich traf man wie in jedem Jahr förderliche Absprachen mit den Bevollmächtigten der verschiedenen Handelsvereinigungen.
    Hocksley hatte seinem Verwalter Perkins die Formalitäten der Registrierung überlassen. Nun wartete er darauf, dass seine Preisgebote für Reis und die immer wichtigere Baumwolle öffentlich bekannt gemacht wurden. Vor den Tafeln mit den Notierungen traf er seinen Freund James Fowler. Der Banker nutzte den gut besuchten Börsentag, um sich einen Vorgriff auf den Verkaufserlös einiger Schuldner von Trades Development zu sichern. Die beiden tauschten sich über die Umsatzvolumina verschiedener Plantagen aus, als Fowler einen Mann bemerkte, der mit

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