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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Planters Club ist es bedauerlich, auf Mr. Reeds Mitgliedschaft verzichten zu müssen. Anscheinend ist er aber in seiner Entscheidung, dem Club beizutreten, nicht frei, nachdem er mit Rücksicht auf Mrs. Lorimer im Streit um die Börsenzulassung von Legacy ihre Partei ergriffen hat.«
    Tyler reagierte wie erwartet. »Welche Rücksichten hätte Reed gegenüber Mrs. Lorimer zu wahren?«
    »Bitte, ich möchte keine Gerüchte in die Welt setzen«, sagte Hocksley. »Aber nachdem meine Schwägerin ein paar Tage auf Hollow Park verbracht hat, bekommt ihr Verhältnis zu Mr. Reed einen gewissen offiziellen Charakter. Als ich kürzlich wegen geschäftlicher Dinge bei Reed vorbeischaute, saßen sie gerade beim Frühstück. Ich wollte Antonia gerne im Wagen mitnehmen, aber sie zog es vor, mit Reeds Jacht nach Charles Town zu fahren. Lassen Sie mich Ihre Worte gebrauchen: Meine Schwägerin scheint dem Werben des Herrn von Hollow Park durchaus Gehör zu schenken.«
    Tyler wahrte tadellose Haltung. »Mr. Reeds Aufmerksamkeit für Mrs. Lorimer ist nur allzu verständlich. Sie sollten Ihrer Schwägerin mehr Souveränität in ihren Entscheidungen zubilligen, Mr. Hocksley. Sie scheint sehr genau zu wissen, was sie will.«
    »Schön, dass Sie es so gelassen sehen, Tyler«, meinte Hocksley voller Genugtuung. »Manch anderer hätte sich herausgefordert gefühlt.«
    Noch immer beherrscht, verabschiedete Tyler sich undschritt rasch dem Ausgang zu. Er war zutiefst verletzt; nicht durch Hocksleys Häme, die berührte ihn nicht. Nein, er fühlte sich vom Leben ungerecht behandelt, und falls Hocksleys Geschichte auch nur im Ansatz stimmte, war er von seiner Herzdame bitter enttäuscht. Er hatte sich Antonia Lorimer gegenüber wie ein Ehrenmann verhalten. Gleichwohl glaubte er, er hätte ihr deutlich zu verstehen gegeben, wie viel sie ihm bedeutete und dass er nur auf eine Ermutigung wartete, um sich ihr zu erklären. Aber sie hatte ihn nie ermutigt, obwohl es Gelegenheit dazu gegeben hätte. Sie sahen sich oft, wenn sie in die Stadt kam und ihn wegen geschäftlicher Dinge in der Bank aufsuchte. Dann gingen sie zusammen essen, führten stundenlange Gespräche, ohne zu merken, wie die Zeit verging. Er konnte sich allerdings nie ganz des Eindrucks erwehren, dass sie seine Gegenwart suchte, um die Abwesenheit des anderen leichter ertragen zu können: wenn es sich im Zusammenhang mit Legacy ergab, brachte sie das Gespräch stets auf Marshall. Sie wusste, dass Tyler ihn als Verwalter mit der Zeit zu schätzen gelernt hatte, und freute sich, wenn er seinen Verdiensten für Legacy faire Anerkennung zollte.
    Marshall hatte Tyler gegenüber behauptet, seine Gefühle seien von Antonia nicht erwidert worden. Aber als Tyler sie nach Marshalls Abreise wiedersah, bot sie einen herzzerreißenden Anblick von Verlassenheit. Was immer der Grund für die Trennung war, Antonia hatte sicherlich nicht gewollt, dass er fortging. Dass Marshall ihn über sein Verhältnis zu ihr im Unklaren gelassen hatte, gab ihm zu denken. Er hatte diesen Mann gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass er nichts ohne Berechnung tat. Darum fühlte er sich nie ganz frei, wenn er Antonia begegnete. Wie hätte er also überzeugend um sie werben sollen?
    Im Nachhinein erschien ihm seine Zurückhaltung als großer Fehler, möglicherweise hatte Antonia es als Schwäche gedeutet, wenn nicht als Desinteresse! Kein Wunder, dass Reedsie beeindruckte. Mit nur einem Federstrich konnte er sie all ihrer Sorgen entheben. Objektiv müsste Tyler als ihr Bankier sie sogar beglückwünschen, falls sie sich zur Ehe mit dem Millionär entschließen würde. Doch das wäre wirklich zu viel verlangt. Überhaupt war sie zu schade für einen kauzigen Snob wie Algernon Reed.
    Aufgebracht stürmte er zum Ausgang und traf Joshua Robert, der seine gereizte Stimmung jedoch nicht zur Kenntnis nahm.
    »Oh, Mr. Tyler, haben Sie schon die Notierung für unser Ernteergebnis bekommen? Das kann sich wahrlich sehen lassen, Sir! Und Sie hatten recht: Wir haben den Beweis geliefert, dass Freigelassene mehr leisten als Sklaven. Wie ich schon zu Mr. Shaughnessey sagte, werden Ihre Zielvorgaben sogar noch überschritten, voraussichtlich liegt die Reisproduktion von Legacy zwanzig Prozent über dem Soll!«
    »Ausgezeichnet, Mr. Robert, das freut mich außerordentlich«, sagte Tyler, doch seine düstere Miene strafte ihn Lügen. Joshua spürte, dass der Zeitpunkt ungünstig war, und wollte sich taktvoll verabschieden, als Tyler

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