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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Sie zu mir gesagt: Es sei auf ihn Verlass? Oh ja, das habenSie gesagt! Geben Sie es zu, Sie haben ihn dazu abgerichtet ! Er wartete nur auf Ihren Befehl.«
    »Großer Gott, Quinn! Was reden Sie da?«, rief William entnervt.
    Plötzlich ein Schnappen von Metall, Roscoe hatte die Pistole entsichert; sie war noch geladen. Er spannte den Abzug und richtete die Waffe auf Quinn.
    »Spencer, sagen Sie ihm, dass das nicht wahr ist! Ich war Algies Freund, ich hätte ihn nie verraten!« Wie sollte er das alles nur ertragen? Algernon war tot, er selber hatte ihn erschossen, um ihm ein schlimmeres Los zu ersparen. Oh, er hätte sich auch gleich erschießen sollen! Nun war er allein, er hatte den einzigen Menschen verloren, der ihn gern gehabt hatte und den er über alles geliebt hatte. Wilder Schmerz zerriss sein Herz. Wie konnte Gabriel behaupten, er habe Algernon auf Spencers Geheiß getötet? Wie konnte er das glauben!
    William war langsam aufgestanden. Er bedeutete Quinn, jetzt besser den Mund zu halten, dann sagte er zu Roscoe: »Nehmen Sie die Waffe herunter.«
    Roscoe schüttelte den Kopf, mit zusammengepressten Lippen zielte er weiter auf Quinn.
    »Kommen Sie, was soll das? Sie sehen doch, Mr. Quinn ist unbewaffnet.« William sah, dass Roscoe völlig am Ende war; umso weniger gefiel es ihm, dass er mit einer Pistole herumfuchtelte. Gerade wollte er ihn erneut auffordern, die Pistole zu senken, als ein schwarzes Mädchen hereinhuschte. Kurze Zöpfchen flogen um ihren Kopf wie bei einem Kind.
    »Zurück, Zadia!«, schrie Quinn.
    Sie zögerte. Durch einen Schwenk des Arms richtete Roscoe den Lauf der Pistole jetzt auf sie. Zadia blickte verwirrt von Quinn zu Roscoe, dann sah sie den Toten auf dem Bett, und ihr Gesicht wurde schmal vor Trauer.
    »Rühr dich nicht, Zadia!«, rief Quinn voller Angst.
    William fühlte sich an die Szene in der Burg erinnert, anNénés tragischen Tod. Mit aller Überzeugungskraft, derer er fähig war, sagte er: »Mr. Roscoe, Oliver, bitte, ich beschwöre Sie! Tun Sie dem Mädchen nichts!«
    Quinn, außer sich vor Sorge um Zadia, war weniger beherrscht. »Zum Teufel, Roscoe«, schrie er, »sind Sie verrückt geworden? Nehmen Sie die verdammte Waffe runter!«
    Zadia indessen betrachtete Roscoe voller Mitleid, sie sagte: »Nein, er ist nicht verrückt. Nur sehr traurig, weil Mass’a Reed tot ist.« Dann ging sie auf Roscoe zu.
    Quinn schrie: »Zadia, nicht!«
    Aber sie ging weiter, ohne die Pistole in Roscoes Hand zu beachten. Als sie vor ihm stand, sagte sie ernst: »Der Herr hat Sie sehr gern gehabt. Er hat mit Ihnen gelacht und war glücklich, wenn Sie bei ihm waren.«
    »Ja, manchmal war er glücklich.« Roscoe ließ die Pistole sinken. »Aber Algie ist fort. Den anderen konnte ich nicht am Leben lassen.«
    »Nein, Mass’a Roscoe. Das konnten Sie nicht.«
    William gab Quinn einen Wink, dass er Zadia bei der Hand nahm und rasch mit ihr hinausging. Kaum fiel die Spannung von ihm ab, wurde William sich der stechenden Schmerzen in seinem Bein wieder bewusst. Er ließ sich in den Sessel fallen und musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzustöhnen, als er das Bein ausstreckte. Gereizt sagte er zu Roscoe, der immer noch mit der Waffe in der Hand dastand: »Geben Sie mir endlich die Pistole, auch Holster und Munition, na los.«
    Roscoe gehorchte widerspruchslos und legte alles wie verlangt auf den Tisch. Während William die beiden Duellpistolen neu lud und in den Pistolentaschen verschnürte, war Roscoe zu dem Toten zurückgekehrt. Er hatte sich zu ihm ans Bett gesetzt und hielt dessen rechte Hand zwischen seinen Händen.
    William lehnte sich zurück, schloss die Augen. Der Tag seiner Rache neigte sich. Reed war tot, es gab nichts mehr für ihn zu tun. Er hatte es sich anders vorgestellt, aber vielleicht war esbesser so. Es mochte eine Stunde vergangen sein, als er aufstand und den Säbel und den Pistolengurt umschnallte. »Kommen Sie, Mr. Roscoe. Es wird Zeit.« Er nickte ihm kurz zu. Zögernd ließ Roscoe die Hand seines Freundes los und folgte ihm.
    Quinn hatte in der Loge gewartet. Als die beiden Männer aus dem Haus kamen und die Eingangsstufen hinuntergingen, lief er auf den Vorplatz. Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf Roscoe, packte ihn und fauchte wütend: »Glauben Sie nicht, ich lasse Sie so einfach laufen, Roscoe! Sie haben den Captain erschossen, Sie haben Zadia mit der Pistole bedroht, dafür werden Sie büßen!«
    »Hören Sie auf, Mann!«, ging William dazwischen. »Sehen Sie

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