Die Plantage: Roman (German Edition)
Club sowie dem Exchange and Custom House gebildet wurde. Die Traders’s Bank, Hocksleys Hausbank, war mit dem Sklavenhandel eines halben Jahrhunderts groß geworden. Noch heute unterhielt sie auf der Südroute eine eigene Flotte, die die Westindischen Inseln mit schwarzen Sklaven von der Elfenbeinküste belieferte. So hatte Trader’s auch in den schwierigen Zeiten des Krieges Profite gemacht, während andere Häuser untergingen. Nur das Finanzhaus Ashley & Bolton konnte mit Trader’s konkurrieren.
Hocksley hatte den stellvertretenden Direktor der Trader’s Bank, seinen langjährigen Freund James Fowler, um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. In Fowlers Büro empörte sich Hocksley über die Besatzungspolitik der Engländer.
Im Frühjahr 1780 hatte die britische Invasionsarmee den Süden erneut angegriffen. Vor dem vereinten Heer der Generale Sir Clinton und Lord Cornwallis war die Kontinentalarmee mit den örtlichen Milizen über den Cooper River nach Norden geflohen. Ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu treffen, unterwarfen die britischen Truppen den Lowcountryund riegelten den Zugang zur Hauptstadt ab, indem sie eine Belagerungslinie von Edisto Island über Ashley und Cooper River bis Georgetown kontrollierten. Am 11. Mai 1780 unterschrieb General Lincoln die Kapitulation, Charles Town war eine besetzte Stadt.
»Cornwallis’ Truppen verwüsten die Plantagen und vertreiben die Pächter«, ereiferte sich Hocksley. »Und unsere Sklaven fliehen in Scharen, um sich ihren englischen ›Befreiern‹ anzuschließen.«
Auch Prospero Hill war betroffen. Die verbliebenen Sklaven mussten die Arbeit der Entflohenen miterfüllen, doch sie waren der Belastung nicht gewachsen, Qualitätsverluste und Ertragsrückgang waren die Folge. Aber gerade jetzt, im Erntemonat Juli, konnte Hocksley es sich nicht leisten, mit der Produktion seiner Baumwolle in Rückstand zu geraten, kauften doch die Lieferanten beider Armeen, Briten und Amerikaner, ihre Rohstoffe bei seinen Kommissionären.
»Um weiter im Geschäft zu bleiben, brauche ich neue Sklaven!«
»Wo ist das Problem?«, fragte Fowler. »Kaufen Sie welche.«
Hocksley schnaubte: »Sie wissen so gut wie ich, dass die Händler die Preise für Plantagensklaven nahezu verdoppelt haben. Und ich habe keine Lust, absurd hohe Fangprämien an Sklavenjäger zu bezahlen oder gar an die Briten, die unsere übergelaufenen Sklaven inzwischen als Kriegsbeute für teures Geld verkaufen. Nein, James, ich will Ihnen ein lukrativeres Geschäft vorschlagen.«
»Lukrativ?« Der Bankier hob die Brauen. »Inwiefern?«
»Nehmen wir an, Sie kaufen von der Handelsagentur Ihrer Bank vierzig Sklaven. Als Direktor von Trader’s würde man Ihnen ein gutes Angebot machen, maximal fünfundzwanzig Prozent über dem Vorkriegspreis. Zu diesem Preis nun verkaufen Sie die Sklaven an mich. Dafür verpflichte ich mich, nach Kriegsende meine Überproduktion an Baumwolle zweiJahre lang zum halben Marktpreis an Ihre Kommissionäre zu verkaufen … Natürlich bleibt das unter uns.«
Fowler schwieg mit düsterer Miene.
»Warum so zugeknöpft?«, fragte Hocksley. »Ich erinnere mich an Gelegenheiten, da sind Sie mir bereitwilliger entgegengekommen.«
»Ich bitte Sie, Theodore!«, verwahrte sich Fowler. »Verwechseln Sie kleine Gefälligkeiten unter Freunden nicht mit meinen Geschäftsentscheidungen für die Bank. Trader’s vertritt amerikanische Investoren. Daher werde ich keine Spekulationen auf den Ausgang eines Krieges befürworten, in dem unsere eigenen Landsleute den Feind mit Handelsgütern unterstützen – Sie nehmen das bitte nicht persönlich!« Unvermittelt setzte er in privatem Ton hinzu: »Ehe ich es vergesse:Wir bitten am Donnerstag unsere engsten Freunde zum Dinner. Würden Sie und Diane uns die Ehre geben?«
Hocksley hatte das Gespräch mit höflichen Belanglosigkeiten beendet. Nun stand er verärgert vor dem Portal, schwitzend unter der Julisonne in seinem teuren Rock. Wegen Fowlers feiger Absage war er in der Sache nicht weitergekommen. Doch wenn er keine billigen Arbeitskräfte fand, würde er an diesem Krieg nichts mehr verdienen. Vielleicht sollte er versuchen, im Planters Club in Erfahrung zu bringen, wie die anderen Pflanzer ihr Sklavenproblem lösten? Kaum hatte er den Entschluss gefasst, sah er Henry Lorimer den Platz überqueren. Eilends lief er die Freitreppe hinunter.
»Hallo, Lorimer, wie geht es Ihnen?«, tönte er zur Begrüßung. »Kommen Sie, begleiten Sie mich zum Essen in
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