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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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fortzufahren.
    »Sie wissen, Lorimer, uns laufen die Sklaven davon, um bei den Engländern unterzukriechen. Allen Pflanzern entstehen dadurch erhebliche Verluste, Lieferverzug, Ausfallschäden – keine Sorge, ich werde Sie nicht mit Details langweilen. Was ich Ihnen erklären möchte, ist, dass die meisten Grundbesitzer es sich etwas kosten lassen würden, wenn sie ihre Sklaven zurückbekämen.« Henry schenkte sich schweigend nach und trank. Also fuhr Hocksley fort: »Sehen Sie sich die Loyalisten an. Sie kämpfen auf Seiten der Briten gegen uns, aber die meisten sind Pflanzer wie wir und betrachten es als ihre Pflicht, übergelaufene Sklaven aufzugreifen und den Eigentümern zurückzubringen; gegen einen vernünftigen Rückkaufpreis, versteht sich. Ich denke, ein entschlossener Mann mit den richtigen Verbindungen könnte hier gute Geschäfte machen. Was meinen Sie? – Ah, unser Essen!«
    Das Mädchen brachte alle Gerichte auf einmal. Hocksley aß genüsslich von den scharf gewürzten Speisen und bemerkte zwischendurch: »Greifen Sie zu, mein Freund, das weckt die Lebensgeister!«
    Henry ignorierte das Essen, schenkte sich aber noch ein Glas Wein ein. »Gemeinhin nennt man Leute, die diese Art Geschäfte betreiben, Sklavenhändler«, bemerkte er leise, während Hocksley ungerührt weiteraß. »Wenn aber jemand diese Geschäfte im Krieg betreibt und sich um des Profits willen auf die Seite des Gegners schlägt, wie nennen Sie so jemanden, Hocksley? Verräter?« Er trank sein Glas aus und goss sich gleich wieder nach.
    Hocksley tupfte mit dem Schnupftuch das Fett von seinen manikürten Händen. »Sie trinken zu viel, Lorimer. Und Sie sitzen auf einem ziemlich hohen Ross. Sie sollten froh sein, wenn Sie die Chance bekommen, Ihre Schande wieder wettzumachen.«
    »Schande, Sir?«
    »Ja, Schande!«, rief Hocksley voller Verachtung. »Es bringt nun einmal Schande über einen Mann, wenn er das Vermögen seiner Frau durchbringt, wenn er seine Geschäfte dilettantisch führt, ruinöse Wettschulden anhäuft und die übrige Zeit wirren Utopien nachhängt! Die Party ist zu Ende, Mr. Lorimer. Es wird Zeit, dass Sie etwas unternehmen. Die Familie Ihrer Frau will nicht am Schluss die Zeche zahlen!«
    Henry war getroffen, solcher Vorwurf wog schwerer als alle persönlichen Misserfolge. Das Schlimmste war, Hocksley hatte recht. Henry hatte der Verantwortung gegenüber seiner Frau nicht genügt. Antonia hatte sich mit Hab und Gut seinen Idealen verschrieben. Ihr Haus stand seinen Freunden und Studenten offen, ihre Bibliothek wurde zum Treffpunkt von Leuten, die sich zur Reform der amerikanischen Gesellschaft bekannten. Doch mit der Zeit verlor sich der Idealismus, das Debattieren wurde mehr und mehr Selbstzweck. Skandalträchtige Feste und einige Affronts gegen das Establishment zogen Antonias Ruf in Mitleidenschaft. Es war Henry längst klar, dass sie ihre eigenen menschenfreundlichen Ziele ohne sein Zutun besser hätte verwirklichen können. In ihrer pragmatischen Art hatte sie begonnen, aus Legacy eine gemeinsame Lebensgrundlage für sich und ihre freien Landarbeiter zu machen. Doch ihr schöner, schlichter Ansatz war verdorben, weil er seinen akademischen Anspruch nach universaler Gültigkeit verfolgte. Am Ende war nichts von Bestand, er verlor seinen Lehrstuhl, die freie Gesellschaft der »Selbsternannten Philosophen« löste sich auf, Legacy verfiel. Seine Situation war mehr als verzweifelt, und darüber war Hocksley präzise im Bilde.
    »Wenn ich Ihren Vorschlag annehme«, hörte er sich fragen, »Was springt am Ende für mich dabei heraus?«
    Es kostete Hocksley sichtlich Mühe, sich das Hochgefühl seines Triumphs nicht anmerken zu lassen.
    »Hören Sie, Lorimer, gehen Sie nach Hause und schlafen Sie sich erst einmal aus. Morgen Punkt neun Uhr erwarte ich Sie in meinem Büro.«
    Er legte Geld für Essen und Wein auf den Tisch und ging.
    Henry rief nach der Mulattin und bestellte eine Flasche von dem starken karibischen Rum, für den das Southern Sun Inn bekannt war.

10.
    Als Henry am anderen Morgen zur Halle hinunterging, hörte er durch die angelehnte Tür des Speisezimmers, wie Antonia vor ihrer schwarzen Köchin Charlene geduldig die Haushaltsausgaben für die kommende Woche rechtfertigte. Er blieb am Treppenabsatz stehen und überlegte, ob er unbemerkt das Haus verlassen konnte, in das er zu nachtschlafender Zeit zurückgekehrt war, und das in einem Zustand, den er seiner Frau nicht hätte zumuten wollen. Als Joshua

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