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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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die Eingangshalle betrat, lief Henry die restlichen Stufen zur Halle hinunter und bedeutete ihm wortlos, ihm nach draußen zu folgen. Er ließ sofort anspannen, kurz darauf waren sie auf dem Weg nach Prospero Hill. Henry lehnte in den Polstern des Landauers und ließ den vergangenen Abend Revue passieren.
    Die Flasche Rum und die süße Gegenwart des Mädchens hatten ihn bewogen, sie für ein paar Stunden Vergnügen zu kaufen, und die Mulattin nahm ihn mit zu der schmalen Kammer im oberen Stock.
    Als er den Wirt später für die Dienste der kleinen Sklavinbezahlte, hatte sich das Publikum im Southern Sun Inn auffallend verändert. Junge Stutzer mit ihren Mädchen mischten sich unter die Arbeiter von den Piers. Seeleute waren da und Soldaten mit ihren Liebchen. In den überhitzten Räumen wurde gespielt und getrunken. An einem improvisierten Spieltisch im hinteren Teil des Lokals erkannte Henry einen jungen Mann, der früher mit seinen Studenten nach Legacy gekommen war. Er hieß Oliver Roscoe, Henry hatte ihn zuletzt vor Monaten beim Pferderennen gesehen. Roscoe hatte sich von ihm Geld für Wettschulden geliehen, die Summe aber nie zurückgezahlt. Jetzt hatte er Henry entdeckt.
    »Lorimer!«, rief er quer durch den Schankraum. »Hey, Lorimer, was hat Sie hierher verschlagen? Kommen Sie herüber!«
    Roscoe war Kreole und sah ungewöhnlich gut aus, etwas feminin mit wimpernbeschatteten Augen und feinem Teint. Es hieß allerdings, er neige zu Brutalität. Als Henry sich nun einen Weg zwischen den Tischen hindurch zu den Kartenspielern bahnte, wusste er nicht recht, ob ihm daran lag, bei ihrer früheren Freundschaft anzuknüpfen. Roscoe aber zog ihn ungezwungen heran und präsentierte ihn den anderen Herren und ihren Begleiterinnen.
    »Gentlemen, Ladies: Mein Freund Henry Lorimer«, sprach er in eigentümlich schleppendem Tonfall. »Ich wette, Sie erinnern sich an den Mann, der es wagte, den Planters Club herauszufordern …«
    »Lassen Sie es gut sein, Roscoe, um Gottes willen!«, wehrte Henry sofort ab. »Können wir diesen Teil der Geschichte nicht überspringen?«
    »Sie haben recht, mein Freund. Trinken wir lieber.«
    Die Gesellschaft hatte das Spiel wieder aufgenommen, während Roscoe am Tisch zwei Gläser mit dunklem Rum füllte und Henry eins davon in die Hand gab. Das andere Glas hob er kurz an und trank es aus, bevor Henry seines überhaupt an die Lippen führen konnte. Während Roscoe sich einen neuenDrink einschenkte, erhob sich ein paar Plätze weiter ein vornehm gekleideter Mann und kam zu ihnen herüber.
    »Gestatten Sie, Sir, dass ich mich vorstelle? Algernon Reed, aus Richmond in Virginia. Mr. Roscoe hat mir von Ihrem Salon erzählt.«
    Roscoe reichte Reed ganz selbstverständlich sein Glas, aus dem er soeben getrunken hatte, und wandte sich an Henry: »Sagen Sie ihm, dass ich nicht nur wegen der Parties zu Ihnen kam, Lorimer.«
    »Mr. Roscoe war der Jüngste in unserem Kreis«, tat Henry ihm den Gefallen. »Meine Studenten vom College brachten ihn mit. Anfangs wurde noch ernsthaft über die Zukunft Amerikas diskutiert. Die Parties kamen später.«
    »Ihr Zirkel hatte einen gewissen Ruf«, sagte Reed.
    Henry winkte bescheiden ab. »Es war ein Debattierclub.«
    »Auf hohem Niveau. Es heißt, intellektuelle Prominenz kam in Ihr Haus?«
    »Das stimmt. Ein paar unserer besten Männer waren auf Legacy zu Gast, Rutledge, der junge Drayton, Julien Longuinius. Auch Ben Franklin und Alexander Hamilton kamen aus Philadelphia zu uns.« Henry wirkte plötzlich ernüchtert. »Tja, Mr. Reed, die Sache hatte sich irgendwann überlebt. Der Zirkel von Legacy ist Geschichte.«
    »Schade. Es müssen inspirierende Zusammenkünfte gewesen sein. Selbst für unseren Freund Roscoe!«
    Roscoe ignorierte die Beleidigung und trank unbeteiligt seinen Rum. Er lebte auf anderer Leute Kosten, das war bekannt. Zurzeit lebte er offenbar auf Reeds Kosten. Er nahm den Zynismus seines Gönners teilnahmslos hin, fast beneidete Henry ihn um seine Gleichgültigkeit.
    »Meine Herren, wir sollten die Umgebung wechseln«, entschied Reed, rief den Wirt und bezahlte ihre Drinks. Roscoe holte die Hüte und Stöcke, und Henry verließ mit den beiden Freunden das Southern Sun Inn. Er wusste, dass Antonia ihnseit Stunden zurückerwartete. Er sollte den Wagen in Lyndon House abholen und heimfahren.
    Als er sich verabschieden wollte, tat Reed überrascht: »Sie wollen doch jetzt nicht nach Hause?«
    Henry zögerte.
    Was Reed nicht entging. »Mr. Roscoe

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