Die Plantage: Roman (German Edition)
ersten Zeit waren sie sich selbst genug gewesen, auch gab es reichlich Ablenkung durch die Zusammenkünfte ihres intellektuellen Zirkels. Als dann die unbeschwerten Tage vorbei waren, mussten die Lorimers um die Erhaltung der Plantage kämpfen; damals sprachen sie nicht über Kinder.
Allerdings wusste Henry sehr genau, dass er noch kein Kind in die Welt gesetzt hatte, obwohl sein promiskuöser Lebenswandel jede Menge Gelegenheit dazu geboten hatte. Doch weil Antonia sich für die Kinderlosigkeit ihrer Ehe anscheinend allein verantwortlich fühlte, ließ er sie in diesem Glauben.
Er begegnete Shaughnesseys ernstem Blick. So vieles hätte er sich gerne von der Seele geredet, aber dafür war es jetzt zu spät.
»Frank, Sie sind mein Freund und haben mir oft geholfen. Aber Sie wissen, es gibt Dinge, denen man sich eines Tages stellen muss.« Er machte eine Pause. »Was immer geschieht, bewahren Sie meiner Frau Ihre Wertschätzung, ich bitte Sie! Antonia ist der aufrichtigste Mensch, den ich kenne, und sie hat jemand Besseren verdient als mich. Stehen Sie zu ihr, wenn ich es nicht mehr kann und niemand sonst mehr zu ihr hält. Wollen Sie mir das versprechen, Frank?«
Shaughnessey nickte. Sonst konnte er nichts für ihn tun.
11.
Der 12. Juli 1780 versprach ein heißer Tag zu werden. Schon früh am Morgen flimmerte die Luft über den Flussniederungen. Ein Trupp von neun Reitern mit leichtem Marschgepäck war auf der Schotterstraße zu den Reispflanzungen am Oberlauf des Cooper River unterwegs. Auf einer Kuppe, kurz bevor die Straße sich wieder neigte, bogen die Reiter nach Süden in eine Allee. Sie passierten mehrere Wachtposten, bevor sie an dem von doppelten Palisaden gesicherten Tor zur Plantage Silk Hope Einlass begehrten.
Für die Wachsoldaten waren Neuzugänge dieser Art an der Tagesordnung. Seit das britische Armeekorps unter General Lord Cornwallis sein Feldlager auf der großen Pflanzung unterhielt, meldeten sich fast täglich königstreue Plantagenbesitzer mit ihren Gefolgsleuten zum Dienst für die Krone. In Loyalistenregimenter der Britischen Armee eingegliedert, unterstützten sie fortan England im Krieg gegen ihre rebellischen Nachbarn, deren Wunsch nach Unabhängigkeit sie nicht teilten.
Weisungsgemäß hatte Henry um ein persönliches Gespräch mit Lord Cornwallis gebeten. Wie Hocksley vorausgesagt hatte, verschaffte ihm seine gesellschaftliche Stellung das Entree bei einem der ranghöchsten Offiziere des britischen Heeres. Der General empfing ihn bei guter Laune, informell in einen bestickten Hausrock gekleidet, während er sein zweites Frühstück zu sich nahm.
»Mr. Lorimer, was verschafft mir das Vergnügen Ihres frühmorgendlichen Besuchs?«, fragte Cornwallis jovial.
»General«, begann Henry, »es ist mein glühender Wunsch …«
Weiter kam er nicht, die Flügeltüren wurden aufgestoßen, ein Offizier in voller Montur und staubbedeckt vom Ritt betrat den Saal. Mit klirrenden Sporen kam er an den Tisch und salutierte vor seinem General.
»Ah, Colonel Spencer!«, rief Cornwallis erfreut. »Gut, dass Sie zurück sind! Man hat mir schon von Ihrem Erfolg berichtet.«
Er machte die beiden Männer kurz miteinander bekannt und bat Spencer, ebenfalls Platz zu nehmen. Dann ließ er von der Ordonnanz frischen Tee servieren und forderte Henry auf fortzufahren.
»Wie ich bereits sagte, General«, begann dieser erneut, »ist es mein Wunsch, im Heer seiner Majestät König Georges zu dienen und als treuer Untertan meinen Beitrag zu leisten, damit die Rebellion gegen die Krone niedergeworfen wird.«
»Großer Gott, noch ein königstreuer Amerikaner!«, sagte Spencer gelangweilt. »Manchmal frage ich mich, gegen wen wir hier eigentlich kämpfen.«
»Nehmen Sie es ihm nicht übel«, sagte Cornwallis zu Henry. »Der Colonel kommt soeben aus einem Gefecht und ist verständlicherweise ungnädig!« Dann wandte er sich wieder an Spencer. »Vor drei Stunden bekam ich Meldung von Ihrer Aktion bei Sumter. Bemerkenswert! Die Depesche von Colonel Coates hebt die Leistung der Dragoons lobend hervor; er schrieb, dass Sie Gates’ Nachschubtruppen vollkommen aufgerieben haben. Wann bekomme ich Ihren Bericht?«
»My Lord, ich erwarte noch eine genaue Aufstellung der erbeuteten Pferde, Waffen, der Munition und des Konvois. Lieutenant Mercey hat die Ränge der Gefallenen und Verwundeten beider Seiten aufgenommen; er ist mit mir angekommen und steht Ihnen zur Verfügung. Hier haben Sie meinen vorläufigen Bericht.«
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