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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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möchte es hinter mich bringen.«
    Der Wagen hielt vor dem großen Haus. Um Henrys Ankunft Würde zu verleihen, riss Joshua den Schlag auf und verneigte sich tief. Henry schritt durch den Säulengang und die Tür aus rotem Zedernholz, die ein Sklave in Livree für ihn offen hielt.
    Prospero Hill deprimierte ihn jedes Mal aufs Neue. Das überladene Dekor, das Hocksleys Reichtum zur Schau stellte, war seinem puritanischen Geschmack zuwider. Die eigentliche Ursache für sein Unbehagen aber war weitaus konkreter: Es war das Wissen um das unwandelbare Los jener, die für die Prunksucht der Hocksleys tagein, tagaus hart arbeiten mussten und bei geringsten Verfehlungen schwer geschunden wurden.
    Um den afrikanischen Leibeigenen Gehorsam und Disziplin beizubringen, machten Sklavenhalter wie Hocksley sich nicht selber die Hände schmutzig, sie brachten sie ins Work House, ein Zuchthaus am Stadtrand von Charles Town, und ließen sie gegen Bezahlung auspeitschen. Die Prügelknechte des Work House wussten die Bestrafung möglichst schmerzhaft zu machen, ohne die Leistungsfähigkeit der Sklaven auf Dauer einzuschränken.
    Als Henry die verschlossenen Mienen der Schwarzen sah, flog ihn eine seltsame Beklommenheit an, dass er sich zwingen musste, nicht unverrichteter Dinge wieder umzukehren.
    »Sie sind tatsächlich pünktlich, Lorimer.« Hocksley sah von seinem Schreibtisch kaum auf, während er mit der Erledigung seiner Korrespondenz fortfuhr. Schließlich läutete er nach einem Diener und übergab ihm die Briefschaften. Erst jetzt bot er seinem Schwager einen Stuhl an. Es befriedigte ihn, Henry so erniedrigt zu sehen und ihn nach seiner geschäftlichen Niederlage nun auch persönlich seiner Willkür ausgeliefert zu wissen. Dennoch konnte er den Moment nicht so auskosten wie erhofft. Er spürte, dass sein Triumph nicht vollkommen war, und der Unmut darüber nagte an seiner neidischen Seele.
    In Wirklichkeit hatte er durch Henrys Demütigung Antonia treffen wollen, diesen Snob, die seit jeher voll intellektuellen Hochmuts auf ihn herabsah. Theodore Hocksley war Ende zwanzig gewesen, als er dem Kontor ihres Vaters Robert Bell vorstand. Seine Beflissenheit und seine Durchsetzungsfähigkeit verschafften ihm Bells Wohlwollen, seine Untergebenen hingegen lernten, ihn zu hassen. Mit der Zeit wurde Hocksley die Ehre zuteil, im Familienkreis der Bells empfangen zu werden. Die beiden älteren Misses Bell gehörten zu den besten Partien Charles Towns, und Hocksley gab sich über die Maßen charmant, bis er die Gunst von Diane und Lydia Bell gewonnen hatte. In Wahrheit aber begehrte er die jüngste der Schwestern, Antonia.
    Sie aber fühlte sich von Hocksley abgestoßen. Nachdem er bei einer Gelegenheit versucht hatte, sich an ihr zu vergreifen, ersann sie eine wirkungsvolle Methode, sich seiner Zudringlichkeiten zu erwehren. Wenn er fortan zu Besuch kam, führte sie ihn coram publico aufs Glatteis seiner mangelhaften Bildung. Von einem Backfisch lächerlich gemacht zu werden, hätte einen anderen beschämt, Hocksley aber war tödlich beleidigt. Ab jetzt tat er so, als übersähe er das vorlaute Mädchen, und bald heiratete er die Älteste der drei Schwestern, Diane. Im Herzen aber hegte er unversöhnlichen Hass gegen Antonia.
    »Ihre Frau macht sich gewiss die größten Sorgen«, sagte er jetzt. »Ich meine, es kann Antonia nicht entgangen sein, was für einen erbärmlichen Anblick Sie bieten, mein armer Schwager.«
    Henry ging auf die beleidigenden Worte nicht ein. Er hatte die Kristallkaraffen auf einem Serviertisch beim Fenster im Blick.
    »Kann ich einen Drink haben?«
    »Bedienen Sie sich. Sie scheinen es zu brauchen!«
    Henry stand auf, schenkte sich einen Brandy ein, nahm einen großen Schluck und wartete darauf, dass die Wärme des Alkohols seinen revoltierenden Magen beruhigte.
    »Wenn Sie sich an meine Instruktionen halten, wird unsere kleine Absprache für Sie wie für mich von Vorteil sein«, begann Hocksley und erklärte ihm seinen perfiden Plan. »Sie werden im Feldlager von General Cornwallis auf Silk Hope vorstellig und bekunden Ihren glühenden Eifer für die Sache König Georges und der Engländer. Damit das Ganze überzeugend wirkt, werden Sie gleich eigene Gefolgsleute mitbringen; Sie bekommen ausgesuchte Männer von meinen Besitzungen als Eskorte. Bestehen Sie unter Berufung auf Ihre gesellschaftliche Stellung auf einem höheren Offiziersrang. Sie treten standesgemäß in die Britische Armee ein, Lord Cornwallis wird

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