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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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ging ans Ende des Portikus und schwang sich über das Geländer der Balustrade. Antonia beobachtete aus ihrem Versteck, wie er den Vorplatz im Bogen umging und die rechte Baumreihe der Allee erreichte. Von dort näherte er sich unbemerkt dem Reiter, der neben Perkins die linke Flanke bildete. Sie hörte einen dumpfen Aufprall und ein hässliches Knirschen, als er den Mann durch einen Hieb mit dem Stock außer Gefecht setzte. Dann nahm William das Gewehr des Mannes und zwang Perkins zur Aufgabe, bevor der recht begriffen hatte, dass sein Nebenmann bereits erledigt war.
    Gegenüber verließ Joshua seine Stellung zwischen den Bäumen. Er trat an Hocksley heran und drückte ihm den Gewehrlauf gegen den Bauch.
    »Zwei gegen zwei!«, grinste er. »So gefällt mir das schon viel besser!«
    Hocksley starrte entsetzt auf die Waffe in den Händen des schwarzen Hünen, als William dazukam. Die Gewehre der anderen Männer über dem Arm, sagte er: »Ihre Pistole, Hocksley.«
    Hocksley warf sie ihm vor die Füße.
    »Ihr Verwalter kann morgen die Waffen in meinem Büro abholen. Jetzt verschwinden Sie von hier!«
    Perkins hatte die beiden Verletzten in die Sättel gehievt und machte sich mit ihnen davon. Hocksley riss wütend sein Pferd herum und rief über die Schulter zurück: »Sagen Sie der Dame,ich werde ihre Widersetzlichkeit nicht dulden, und schon gar nicht die ihres Personals. Also nehmen Sie sich in Acht, Marshall. Ich bin noch nicht mit Ihnen fertig!«
    »Das hoffe ich doch«, rief William. »Es fängt gerade an, mir Spaß zu machen!«
    Joshua sah dem davonjagenden Reiter nach. »Die Runde ging an Sie, Sir!«
    »An uns, Mr. Robert!«
    Es war wieder still. Vorsichtig stand Antonia auf, Knie und Fußknöchel taten ihr weh, sie fror in dem dünnen Seidenkleid. Es hatte aufgeklart. Über den Platz vor dem Haus, der hell im Mondlicht lag, sah sie William mit Joshua zurückkommen. Sie war unsicher, wie sie William begegnen sollte, jetzt, da er ihr so nahe gekommen war, sie angefasst, geküsst, bedrängt hatte. Es fiel ihr auf, dass er sich deutlicher als sonst auf den Stock stützte. Joshua trug die Gewehre, die sie den Männern abgenommen hatten. Vor der Treppe blieben sie stehen.
    »Ich wollte Sie nicht beunruhigen, Miss Antonia«, fing Joshua an. »Aber ich hatte es kommen sehen, genau wie Mr. Marshall. Schon die dritte Nacht halte ich vor Ihrem Haus Wache. Gut, dass es jetzt passiert ist, nun können alle wieder ruhig schlafen.«
    »Wie sollte ich ruhig schlafen?«, fuhr sie auf. »Du hast Hocksley gehört, er meint es ernst! Er wird uns noch größere Schwierigkeiten machen als zuvor!«
    »Nach dieser Niederlage wird er es sich zweimal überlegen«, wandte William ein.
    »Oh, aber natürlich!«, rief sie entnervt. »Sie haben ihn so richtig eingeschüchtert! Beeindruckend, allein gegen fünf Gegner, das hat Ihnen sicher gefallen! Seien Sie ehrlich, Sie brauchen das, sonst würde Ihnen etwas fehlen. Kaum ist der Krieg zu Ende, schaffen Sie sich in Hocksley Ihren neuen Feind. Doch es ist meine Plantage, mein Haus, über das Sie Gewalt und Verderben bringen. Sehen Sie das nicht?«
    Überrascht hob er die Brauen. »Madam, alles, was ich in den vergangenen Wochen gemacht habe, geschah auf Ihren Wunsch. Ich habe versprochen, Ihre Plantage wieder aufzubauen und Ihnen zur Seite zu stehen. Nichts anderes tue ich!«
    Sie hätte sich denken können, dass er nicht verstand, worüber sie sich aufregte. Da er immer auf Messers Schneide gelebt hatte, konnte er ihre Angst nicht ernst nehmen. Doch sie war zu erschöpft, um etwas zu erwidern.
    »Gute Nacht, meine Herren!«, sagte sie, raffte ihr Kleid und ging ins Haus.
    Zwölf Fuß unter ihr lag die Eingangshalle im frühmorgendlichen Licht, zwölf Fuß weiter oben wölbte sich die Deckenkuppel. Antonia stand auf der Galerie, breitete die Arme aus und beugte sich über das Geländer: Es war ein wundervolles Gefühl, so frei und leicht, als ob sie im luftleeren Raum schwebte.
    Ein Chor aufgeregter Frauenstimmen klang aus der Gesindeküche. Um diese Zeit? Mit einem Seufzer riss sie sich los und ging hinunter. Außer Charlene saßen acht Frauen aus der Siedlung an dem großen Esstisch. Bei Antonias Eintreten verstummten sie augenblicklich.
    Sie nickte zur Begrüßung. »Ihr seid ja schon recht munter, so früh am Morgen! Hat Charlene euch nicht gesagt, dass ihr flüstern müsst, um mich nicht zu wecken?«
    Ein paar Frauen kicherten hinter vorgehaltener Hand. Charlene blieb ernst, ebenso

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