Die Plastikfresser
Roboters auf ihren Kopf niedersausten. Er stürzte mit Anne in den Sand, aber noch im Fallen erwischte der Roboter Anne mit einem Arm an der Schulter, dann schritt er weiter auf die Trennwand zu. Seine Arme nahmen wieder die Stellung ein, bevor er das Mondgestein aufhob. Kurz bevor er die Trennwand erreichte, beschleunigten die Beine ihren steifen, maschinenhaften Schritt. Einen Augenblick lang schien er zu zögern, dann durchbrach er donnernd die Trennwand.
Ein Zwischenstück der Wand brach nach außen, und Gerrard konnte auf der anderen Seite die erschreckten Gesichter der Eltern und Kinder sehen, die vor dem Weihnachtsmann Schlange standen. Im nächsten Augenblick trat der Roboter durch die zerborstene Trennwand. Schreie wurden laut, und während die Riesenfigur schlurfend weiterging, stoben die Menschen auseinander. Eine Frau mit einem Kind stürzte im Gedränge zu Boden, Kinder rannten davon und begannen zu weinen, Mütter schrien hysterisch. Gerrard raffte sich auf und rannte zur Werkbank, wo Aspinall das Kontrollgerät liegengelassen hatte. Der Roboter stapfte langsam auf die bewußtlose Frau und das kleine Mädchen zu, das sich vor Furcht gelähmt an sie klammerte. Gerrard erreichte das Steuergerät keinen Augenblick zu früh – eine Sekunde später wären die massiven Stiefel über ihren Körper hinweggetrampelt.
Gerrard warf den Schalter herum, im Roboter summte es, und er hielt inne. Die Maschine konnte ihr Gleichgewicht nur halten, wenn sie sich bewegte, und so neigte sich der Roboter nun langsam zur Seite und stürzte zu Boden. Der Aufprall erschütterte die ganze Abteilung. Die Erregung legte sich, die weinenden Kinder wurden von ihren wütenden Eltern fortgeführt. Gerrard kümmerte sich um Anne.
»Haben Sie sich verletzt?« fragte Aspinall.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Gerrard. »Kümmern Sie sich um Ihr verdammtes Ding da.« Er zeigte auf den Roboter und Aspinall eilte los. »Und schalten Sie ihn ab«, schrie Gerrard hinter ihm her.
»Kommen Sie«, sagte er zu Anne. »Ich bringe Sie hier raus.«
Anne blieb stehen. »Nein, es ist alles in Ordnung.«
»Und Ihre Schulter?« sagte Gerrard und berührte leicht ihre Schulter; er sah, daß ihr Kleid zerrissen war.
»Lassen Sie nur – es ist nur ein Kratzer«, sagte Anne. »Ich möchte jetzt wirklich gern wissen, was da schiefgegangen ist.«
Sie trat neben Aspinall, der über der Figur kauerte und den Schieber auf ihrem Rücken öffnete.
»Wir können ja wieder zurückkommen«, sagte Gerrard und folgte ihr. »Ich glaube, Sie brauchen jetzt etwas zu trinken.«
»Nein«, sagte Anne fest, aber er sah, daß sie schwankte. Gerrard stützte sie. Sie hob die Hand zum Kopf. »Vielleicht doch.«
»Also, dann kommen Sie.« Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge.
»Nützt es was?« fragte Gerrard und zeigte auf ihr Glas. Sie saßen in einer lauten und schmutzigen Kneipe in der Nähe des Warenhauses und hatten die Reste von zwei großen Whiskys vor sich stehen.
»Ich glaube schon.« Anne betastete vorsichtig ihre Schultern. »Es schmerzt doch stärker als ich dachte.«
»Wo wohnen Sie?«
»Gleich um die Ecke. Wir haben da eine Wohnung.« Sie blickte zu ihm auf. »Können Sie sich nicht erinnern? Sie waren doch schon einmal bei uns.«
»Ich hatte es vergessen. Entschuldigen Sie. Ich bringe Sie nach Hause.«
»So schlimm ist es aber nicht.«
»Das kann ich besser beurteilen«, Gerrard lächelte sie an. »Ich bin Arzt«, sagte er mit gespielt ernstem Unterton.
»Jawohl, Herr Doktor, es tut mir leid. Also gehen wir.« Sie stand auf und ging zur Tür.
»Mein Wagen steht gleich gegenüber«, sagte Gerrard.
Anne wies ihm den Weg durch eine Reihe von scheinbar endlosen Spiralen enger Straßen und Plätze, die schließlich zu einem ultramodernen Apartmentblock auf der Cromwell Road führten.
»Diese Apartments kommen mir alle gleich vor«, sagte Gerrard.
»Vielen Dank für das Kompliment.«
Bei Tageslicht sah die Wohnung anders aus. Als Gerrard zum erstenmal hier gesessen hatte, noch benommen von seinem Flug, war ihm das Apartment gemütlich und geschmackvoll und intim eingerichtet vorgekommen. Nun war es anders. Es muß wohl an meiner Stimmung damals gelegen haben, dachte Gerrard. Er hatte sich damals gewünscht, daß es gemütlich war. Als er sich nun neben Anne auf die Ledercouch an dem mosaikbelegten Kaffeetisch vor dem Kamin niederließ, schien ihm der Raum unausgewogen, zu groß, zu protzig. Das Ziegelwerk des Kamins reichte weit über
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