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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Gerrard lächelte säuerlich. Das war das Ärgerliche bei einem Frauentyp wie Anne Kramer; er verbreitete seinen Charme so wirkungsvoll wie Grippebazillen im Januar.
    »Sie war zur Eröffnung hier. Und ich lese ihre Artikel. Für eine Frau ist das sehr gut, was sie macht.«
    »Das habe ich auch gehört.« Gerrard nickte. »Wir bleiben in Verbindung.«
    Über dem Gesumm von Staubsaugern schritt er durch die verlassenen Etagen des Kaufhauses. Auf den Verkaufstischen lagen Staubschutzdecken. Das ganze Haus wirkte nach Feierabend so reizvoll wie eine ausgedrückte Zigarettenkippe.
     

3.
     
    Lionel Slayter wachte mit einem Ruck auf und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Es war ziemlich kühl in seinem Schlafzimmer. Er stellte plötzlich fest, daß er sich in der wohligen Wärme seines Betts keineswegs geborgen fühlte, daß eine leichte Angst von ihm Besitz ergriff: an dem Tag, der vor ihm lag, stimmte etwas nicht – war etwas Unangenehmes … oder war es nur das Ende eines schlimmen Traums … Plötzlich waren seine Gedanken klar: die Untersuchung. Und das Adrenalin sprudelte in seiner Bauchspeicheldrüse.
    Seine ganze Arbeit! An der Idee war nichts falsch, überhaupt nichts. Jeder einzelne Schritt war im Entwurf und in der Konstruktion geprüft und gegengeprüft worden. – Das Projekt konnte einfach nicht in so gewaltigem Ausmaß gescheitert sein. Es war genügend Redundanz in den Schaltungen vorhanden, um etwaige Ausfälle aufzufangen – alle Tests waren im simulierten Experiment einwandfrei durchgespielt worden.
    Einen Augenblick lang überfiel ihn Panik, dann begann er sich die Reaktionen des Untersuchungsausschusses vorzustellen.
    Da war Atherton. Von ihm hatte er keine Hilfe zu erwarten. Das war Abneigung auf Gegenseitigkeit, und das „bedeutete auch permanente wissenschaftliche Gegensätzlichkeit. Ein erstklassiger Denker – daran gab es keinen Zweifel –, aber völlig fantasielos. Ehrgeizig, hart, ohne jedes Mitgefühl, so hatte Atherton immer im richtigen Augenblick das Richtige getan, anstatt jemals etwas Falsches gutzumachen. Ein Mann, der sich wahrscheinlich zu gehobenen Stellungen im Ministerium emporhangeln wird und dann bei aller Welt unbeliebt ist. Ein richtiger Schweinehund! Einige Augenblicke lang badete sich Slayter in seinem Haß auf Atherton.
    Wer sonst? – Da war Professor Starr – Slayter war ihm bisher nur einmal begegnet. Er erinnerte sich an einen großen, höflichen Mann mit grauem Stoppelhaar, das bis dicht über die Schläfen geschnitten war; sanft, aber sehr hartnäckig, wahrscheinlich ehrlich.
    Dann war da Holland, Direktor der Verkehrsforschungsabteilung. Seine Haltung war unvorhersehbar. Ein sorgenvoller kleiner Mann mit einem Magengeschwürgesicht. Immerhin hatte er dem Projekt ›Lernende Straße‹ seine volle Unterstützung gegeben, er würde es also – in gewissem Rahmen natürlich nur –, verteidigen. Aber wenn die ganze Sache in die Hosen ging, würde auch er sich bei der Hatz auf einen Sündenbock beteiligen. Wenn die Indizien auf Fehler im Projektentwurf hindeuteten, dann saß Holland im Feuer und Atherton würde genüßlich die Ofentür zuschlagen.
    Schließlich Hinton, der Computermann. Slayter erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Ein aufrichtiger Industrievertreter. Hinton war einfach nur darauf aus gewesen, das neueste Produkt seiner Firma zu verkaufen, den D.P.F.6. Da er nicht fähig war, das Für und Wider eines Problems zu sehen, konnte er sich nur als Anwalt des von ihm vertretenen Produkts verstehen. Mit einem Anflug von Furcht fragte sich Slayter, wo er eigentlich die ganzen Funktionsbeschreibungen der Maschine abgelegt hatte. Beim leisesten Verdacht eines Versagens oder eines Entwicklungsfehlers bei dem Computer würde Hinton sofort aufspringen und die Leistungsdaten jeder Schaltung vorlesen. Hinton war ein Profi.
    Slayter stand auf, taumelte und mußte sich festhalten, dann erinnerte er sich an seine Pillen. Nur zwei, hatte der Arzt gesagt; drei Pillen hatten ihm endlich Vergessen und Schlaf geschenkt, aber nun dröhnte sein Kopf; er fühlte sich elend. Diesen Tag werde ich nie durchstehen, dachte er.
    Mit dem Fingernagel kratzte er an den Eisblumen am Fenster und blickte hinaus in einen trüben Dezembermorgen; seine Mißstimmung verstärkte sich. Es stand doch eigentlich alles schon so gut wie fest. Es tut uns alles wahnsinnig leid, lieber Slayter. Sie wissen, wir hegen die höchste Wertschätzung für Ihre Fähigkeiten – aber Sie wissen ja

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