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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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starrten beunruhigt in die Dunkelheit zwischen den beiden U-Bahn-Wagen. Es schien gefährlich, sich auch nur einen Augenblick außerhalb der beleuchteten Sicherheit des Wageninneren aufzuhalten. Die Luft im Tunnel roch muffig und feucht und nach heißen, elektrischen Drähten.
    Ängstliche Gesichter spähten in das Dunkel des Tunnels, in dem nur ein paar einsame, nackte Birnen ihr hartes Licht verbreiteten. Die schwarzen, runden Rippen der Tunnelverstrebungen, die den unsicher zwischen den Schienen dahinstolpernden Menschen den einzigen Schutz vor den gewaltigen Erdmassen um sie herum boten, wirkten lähmend und schienen jedes Gespräch zu verschlucken. Irgend jemand stieß einen schüchternen Pfiff aus, als ob er herausfinden wollte, ob es ein Echo gäbe. Die abgestandene Luft ließ den Ton kläglich in ihrem dichten Schweigen versacken. Und als sich die Fahrgäste tastend ihren Weg zu dem hellen Kreis der Bahnhofslichter suchten, sagte der übergroße Mann, der kurz zuvor die Financial Times gelesen hatte, vor sich hin: »Und am dritten Tag in der Wüste erreichten sie endlich eine Wasserstelle …« Die Leute in seiner Nähe lachten nervös, aber die Spannung ließ erst nach, als die ersten Fahrgäste unbeholfen auf den Bahnsteig kletterten. Die dicke Frau hatte Mordgelüste in ihrem Blick, als der junge Mann, der den Sitzplatz gehabt hatte, sich leichtfüßig vor ihr auf den Bahnsteig schwang.
    Unten im Tunnel sprach der uniformierte Mechaniker in ein Diensttelefon, das sich über einem Signal befand: »Nein, es war grün. Auf jeden Fall hat die Schaltung ›Zug Stop‹ die Bremsen betätigt … nein, es hat richtig funktioniert … was …? Ja … ich komme rauf.«
    Er hängte ein und stapfte über die Gleise zum Bahnhof, schimpfte vor sich hin und hielt seinen Blick auf die dicken Kabelführungen gerichtet, die an der Tunnelwand entlang liefen und zwischen ihren Halterungen durchhingen. Er blieb stehen und schnüffelte, dann zog er sein Gesicht vor Abscheu in Falten. Noch einmal starrte er auf die dick verknoteten Drähte, und in seinem Gesicht breitete sich Ratlosigkeit und Unglauben aus.
    Eine glitzernde, nasse Masse aus vielfarbigem, klebrigem Schleim lag auf den Kabelsträngen vor ihm und tropfte langsam auf die darunterliegenden Gleise. An einigen Stellen glänzte das nackte Kupfer rötlich blank im trüben Licht, an anderen Stellen überdeckte eine dünne Rinde den farbigen Brei, und die Rinde zuckte und schien Wellen zu schlagen, während sich Blasen bildeten und platzten.
    Eine ganze Minute lang starrte er auf das Schauspiel, das sich ihm bot, dann drehte er sich entsetzt auf dem Absatz um und rannte stolpernd zum Signaltelefon zurück.
     
    * * *
     
    Holland saß in seinem Büro, hielt sich den Magen und winselte. Vor ihm auf dem Tisch standen eine kleine Flasche mit einer weißen Verdauungsmixtur und ein Glas Wasser. Er goß ein paar Spritzer Medizin ins Glas, rührte das Wasser mit einem Bleistift um und trank es voller Abscheu in einem Zug hinunter. Nach einigen Sekunden rülpste er, dann blickte er bestürzt auf die offene Tür und fragte sich, ob seine Sekretärin es gehört hatte.
    Das Telefon klingelte, er nahm den Hörer ab.
    »Hallo … ja … ach, Slayter? Lionel, wie geht es Ihnen? Hier ist Bernard Holland. Passen Sie auf, es hat sich etwas Wichtiges ergeben. Es kann sein, daß es auch mit unserem Problem zusammenhängt. Bei der U-Bahn ist ein Signal ausgefallen … nein, ich erkläre Ihnen das später. Ich frage mich nur ob … was … ach, wirklich … wo …? Wen, haben Sie gesagt, müßte ich kennen? Können Sie gleich zu mir kommen? … Ja, ich bin im Büro … Warum eigentlich nicht … bringen Sie ihn auf jeden Fall mit … Ja, so schnell Sie können … Also, in fünfzehn Minuten …«
    Er legte nicht auf, drückte nur kurz die Gabel nach unten und wählte eine neue Nummer.
    Hollands Büro war mit dickem Tabakrauch erfüllt, leere Kaffeetassen stapelten sich auf einem Regal. Myers saß unter der Fensterbank und sog an einer leeren Pfeife. Slayter und Holland hörten sich aufmerksam an, was Gerrard ihnen zu sagen hatte.
    »Fassen wir zusammen, was wir bis jetzt haben.« Mit dem Zeigefinger in seiner Handfläche klopfend zählte er die Punkte auf. »Zuerst haben wir den Absturz von Heathrow: eine Treibstoffkontrolleinheit fällt aus, und wir stellen fest, daß in einem Metallkasten die Isolation ausgefallen ist. Die Hitze war bei weitem nicht so stark, daß die Isolation in dem Kasten

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