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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Tiefe westlich von Arran, sie befand sich kurz vor dem Abschluß ihrer Fünfzigtagefahrt und hatte Kurs auf Gareloch –, sollte am folgenden Morgen dort anlegen. Und dann erhielten wir eine Serie von Funksprüchen. Ich will Sie nicht mit den Einzelheiten belästigen. Um es kurz zu machen: es war eine aufeinanderfolgende Serie von Ausfallmeldungen. Zuerst im Kontrollsystem der Ruderanlage, dann in den Computern der Raketenleitstelle, schließlich im Kontrollraum selbst. Offensichtlich ist dort in der Hauptnavigationskontrolltafel ein Feuer ausgebrochen.«
    »Ich kann da nicht ganz folgen«, sagte Holland.
    »Einen Augenblick noch«, sagte Whiting. »Der Funkoffizier vom Dienst hat Anweisung, dem Stützpunkt jedes Versagen im System zu melden. Nun, einige Stunden vorher hatte er einen Ausfall im Trägheitsnavigationssystem gemeldet. Das sei – wie er sagte, und ich zitiere ihn hier – auf eine Anzahl von Kurzschlüssen in den Kontrollschleifen zurückzuführen.«
    Myers saß vornübergebeugt in seinem Sessel. »Kurzschluß – mir wird alles klar – Isolations- oder Schaltfehler.«
    »Mit hoher Wahrscheinlichkeit«, fuhr Whiting fort. »Der Funkoffizier meldete dann in einer kurzen Zusammenfassung weitere Ausfälle in den Seitenruderkontrollen und in den Raketenzielcomputern. Die letzten Funksprüche waren außerordentlich unangenehm, es war an Bord wohl eine gewisse – ähhh – Verwirrung, ja, Panik eingetreten. Und dann nichts mehr … überhaupt nichts mehr.«
    Am Schluß sprach Whiting nur noch langsam. Er blickte seine Besucher fast hilfesuchend an. Sie alle hatten in diesem Augenblick das Unfaßbare vor Augen, das über die Triton hereingebrochen war: Zerreißendes Metall. Wassereinbrüche. Der Tod von 183 Offizieren und Matrosen. Der große Stahlleib des Schiffs, ein fast vollkommen gebauter Unterwassermikrokosmos der Wärme und der Sicherheit, der nun zerfetzt schlingernd und kreisend durch finsteres, kaltes Wasser in die Tiefe sank. Die Implosion des Schiffsrumpfes rund um den Atomgenerator und die sechzehn Poseidon-Raketen mit ihren Sprengköpfen …
    Lange wagte niemand zu sprechen. Myers unterbrach schließlich das Schweigen: »Also zunehmendes Kontrollversagen und dann …«
    »Istes zu einer Implosion des Rumpfes gekommen?« fragte Holland.
    »Wir wissen es nicht«, sagte Whiting. »Wir haben jetzt drei Rettungsschiffe im Gebiet, aber für die an Bord befindlichen Rettungsanlagen ist es zu tief, und zur Zeit herrscht Windstärke acht. Wir können nur warten und Unterwasserradarmessungen vornehmen.«
    »Wird man unter Wasser suchen können?«
    »Nur mit dem Aluminaut, und das auch nur, wenn das Wetter sich beruhigt.«
    »Und es gibt keine Hoffnung?«
    »Fast keine. Nein, eigentlich überhaupt keine.« Whiting blickte zu Boden. »Tony Marsden … der Kapitän … Wir waren zusammen in Dartmouth …« Er faßte sich wieder, und räusperte sich und sprach weiter: »Ich habe von den Mechanismen gehört, die möglicherweise bei der Verkehrskatastrophe und bei dem Flugzeugabsturz von Heathrow eine Rolle spielten.« Er nickte Myers zu, der ihm einen mißtrauischen Blick zuwarf und vorsichtig antwortete:
    »Ich weiß gar nicht, wie, zum Teufel, Sie in der Lage sind …«
    Whiting beherrschte sich nun wieder völlig. »Mr. Myers, auch das Kabinett ist in dieser Angelegenheit bereits zusammengetreten. Ich versichere Ihnen, es gibt für uns völlig legale Möglichkeiten, um zu erfahren, was wir wissen müssen. Wie ich es sehe: Es liegen Isolationsausfälle vor in Knightsbridge, in Heathrow und höchstwahrscheinlich auch an Bord der Triton …«
     
    * * *
     
    Nach fünf Jahren Ehe erkannte Anne Kramer, daß sie vor ihrem Mann immer noch Angst hatte. In den ersten Jahren ihrer Bekanntschaft und ihrer Ehe war er ihr immer wie ein freundlicher Riese vorgekommen. Auf mancherlei Weise ähnelte er ihrem Vater, einem strengen Mann, der einen beweglichen, aber ausgedörrten Intellekt hatte und der sein Leben in der Kolonialverwaltung verbracht hatte, ruhelos wie ein gefangenes Tier im Käfig.
    Eine ähnliche furchteinflößende Ehrfurcht wie vor ihrem Vater empfand sie vor ihrem Mann, als sie ihm zum erstenmal begegnete, und die Tatsache, daß dieser ungeheuer gescheite Mann tatsächlich in sie verliebt war und sie heiraten wollte, schien ihr in gewisser Weise eine Wiedergutmachung für die Vergangenheit zu sein, schien ihre Sehnsucht nach der verlorenen Vaterfigur zu erfüllen. Im ersten Jahr war sie mit Kramer

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