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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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allen Übels sein .«
    Plötzlich stieß er seine Hand in die Flüssigkeit.
    »Nicht! Was machst du da?« schrie Anne. »Du weißt doch gar nicht, was da drin ist!«
    »Das will ich ja gerade herausfinden«, sagte Gerrard ruhig.
    Er hielt seine Hand noch ein paar Sekunden lang in der Flüssigkeit, dann zog er sie heraus und betrachtete sie sorgfältig. Er trocknete sich die Hand mit einem Taschentuch ab, das er dann fortwarf. »Scheint in Ordnung zu sein«, sagte er. »Ich gehe runter.«
    »Was? Unter den Bahnsteig?« sagte Anne. »Du weißt doch gar nicht, wie tief es da ist!«
    »So tief kann es nicht sein«, beruhigte sie Gerrard. »Bis zur Gleisebene ist es nur ein Meter. Aber wir werden es bald genau wissen.«
    Er trat wieder neben das Loch, die anderen folgten ihm.
    »Was, zum Teufel, haben Sie vor?« fragte Slayter, nachdem er ihnen einen mißtrauischen Blick zugeworfen hatte, als er bemerkte, daß Anne Gerrard duzte.
    »Wenn’s gut geht, kann ich es Ihnen in einer Minute sagen«, erwiderte er.
    Er schwang sich über den Rand und tauchte angeekelt seine Füße in das fließende Zeug. Als er festen Boden unter den Füßen spürte, stand ihm die Flüssigkeit bis zur Hüfte. Er hätte sich beinahe übergeben, so widerwärtig war der Gestank. Die Strömung war ziemlich stark. Er ließ sich von Slayter die Lampe reichen.
    Als er sich unter den Rand des Einstiegslochs bückte, schien ihn das Zischen und Brodeln von allen Seiten einzuschließen. Langsam bewegte er sich voran und erschauderte jedesmal, wenn seine Füße auf undefinierbare Gegenstände traten.
    Nachdem er ungefähr die Hälfte des Bahnsteigs hinter sich gebracht hatte, fand er, was er gesucht hatte. Vor ihm tauchte ein enges Maschengitter auf, das in die Wand eingelassen war. Das Gitter war fast ganz mit den verschiedensten Abfallresten verstopft. Die Flüssigkeit floß durch das Sieb und stürzte dahinter in die Dunkelheit hinunter. Gerrard mußte sich zusammenreißen, als er mit der Hand nach unten tastete und das Gitter absuchte.
    Die nächsten Minuten waren für ihn die längsten seines Lebens. Er hob eine Reihe von Gegenständen vom Boden vor dem Gitter auf, betrachtete sie im Schein der Stablampe und warf sie dann wieder in den blasigen Strom. Ständig schien sich sein Magen umdrehen zu wollen, und Gerrard fragte sich, wie lange er wohl noch durchhalten konnte, ohne sich zu übergeben.
    Endlich fand er, wonach er gesucht hatte, steckte es sich in die Tasche und watete wieder zurück. Der Flüssigkeitsspiegel schien inzwischen etwas angestiegen zu sein, seine Jacke war nun vorn und an der Seite durchnäßt. Als er fast unter dem Einstiegloch angelangt war, hörte er Annes Stimme in dem Kanal: »Luke! Luke!«
    Er war von dem entsetzlichen Verwesungsgestank ganz benommen und konnte sich gerade noch an dem Rand des Lochs hochziehen, dann sank er erschöpft auf dem Betonboden zusammen. Anne kniete sich neben ihm nieder und wollte ihm die Hand reichen, aber Gerrard wehrte mit einer schwachen Bewegung ab.
    »Laß«, sagte er. »Ich gehöre im Augenblick zu den Unberührbaren; aber ich hab’ was gefunden – zwei Stück sogar.«
    Er suchte in den Taschen seines verdreckten Anzuges und brachte zwei kleine Scheiben zum Vorschein, legte sie auf seine Handfläche und hielt sie ihnen hin.
    »Ich weiß nicht, was …«, sagte Anne.
    Slayter beugte sich vor. Anne sah genauer hin.
    »Die Flaschenverschlüsse!« rief sie überrascht. »Die Verschlüsse von den biolöslichen Flaschen! Natürlich! Die erste Firma, die eine Lizenz erwarb … ließ ein Metallplättchen mit dem Firmenzeichen in die Plastik einbetten … die … ja, da ist es ja!« Sie zeigte auf ein verschlungenes Monogramm, das in das Metall eingraviert war.
    »Kann es nicht anderswoher stammen?« fragte Slayter.
    »Unwahrscheinlich«, sagte Anne. Sie richtete ihren Blick auf Gerrard: »Das hast du gesucht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Gerrard.
    »Dann hast du es schon die ganze Zeit vermutet?« nickte Anne.
    »Es gab keine andere logische Erklärung«, antwortete Gerrard.
    »Die biolösliche Flasche war so gebaut, daß sie unter der Einwirkung von Licht und Luft zu einer Verbindung zerfallen mußte, die von Bakterien aufgezehrt werden konnte. Bei dem Rückstand handelt es sich um eine Verbindung, die dem Protein sehr ähnlich ist. Nun, ich stelle mir vor, daß sich die Bakterien von dieser Verbindung ernährten, und dann eine Mutation auftrat, die sich auch von anderen Plastikarten, die weniger

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