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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Becherglas selbst war mit Tesafilm abgedichtet. Er stellte es angewidert auf die Bank unter dem Licht. Scanion starrte voller Bestürzung in das Becherglas. An den Baumwollrändern bewegte sich ein nach außen aufgeschwollener Schaumkranz. Überquellender klebriger Schaum glitt an der Außenseite des kleinen Behälters abwärts und sammelte sich auf dem Grund des Bechers.
    »Mein Gott, mit was haben Sie denn da gearbeitet?«
    Buchan ließ sich ein paar Sekunden Zeit, ehe er antwortete: »Ich habe ein wenig von unserem guten Degron geraspelt, einige Salze und ein paar Aminosäuren hinzugefügt – hauptsächlich Tyrosin – und daraus ein Breichen angerührt.«
    »Das ist allerdings niederschmetternd. Es muß aber noch eine andere Erklärung geben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nun …« Scanion zögerte. Er suchte verzweifelt nach einem logischen Gegenargument, mit dem er sich um die Anerkennung des Beweises hätte herumdrücken können, aber es fiel ihm nichts ein. »Also gut, Sie haben da Bakterien gezüchtet, die einen mögen Blut, die anderen Zucker …«
    »Scanion, es bedarf noch eines weiteren Experiments, um den letzten Beweis auf den Tisch legen zu können. Wenn man den Verdacht hat, daß ein bestimmtes Bakterium für einen bestimmten Zustand verantwortlich ist – jedenfalls für einen klinischen Zustand –, dann muß man das Bakterium dem infizierten Patienten in Reinkultur entnehmen können. In diesem Fall ist Plastik unser Patient. Nun gut, Sie glauben es nicht, aber es ist wahr. Ich habe also eine Kultur aus dem Zeug in diesem Behälter entnommen und noch einmal auf Plastik angesetzt.« Er öffnete die letzte Petri-Schüssel. »Und hier ist das Ergebnis.«
    Er zeigte auf die Oberfläche der Gelatineschicht. Nasser, klebriger Schaum bedeckte die Unterlage. »Diesmal habe ich größere Portionen Degron und gewöhnliches Polystyren benutzt. Sehen Sie, die Stücke sind mit dem bloßen Auge zu erkennen.«
    »Aber wie wollen Sie wissen, daß es Bakterien sind? Könnte es nicht … eine Chemikalie … irgendeine Substanz sein, die durch alle diese Proben mitläuft?« Scanion spürte selbst, während er sprach, auf wie schwachen Füßen seine Vermutung stand.
    »Das wäre immerhin möglich. Also bleibt uns noch ein weiteres Experiment übrig. Wenn Sie mir helfen, können wir es durchführen.«
    »Welches Experiment?«
    »Das Elektronenmikroskop. Dann können wir sehen, was da vor sich geht. Kommen Sie!«
    Er stand auf und steuerte auf eine Tür zu, die mit einem Kleeblatt, dem internationalen Warnzeichen für Strahlung gekennzeichnet war. Das Warnschild besagte: »Starkstrom! Lebensgefahr! Unbefugten ist der Zutritt verboten!«
    Im gedämpften gelben Licht ragte die zweieinhalb Meter hohe Säule des Superantipodenelektronenmikroskops vor ihnen auf. Vom Scheitelpunkt der Säule führte ein dickes Hochspannungskabel zu einem fast zwei Meter hohen Würfel, in dem sich die elektronischen Schaltungen befanden. Aus einem anderen Geräteschrank tönte das flatternde Geräusch der Vakuumpumpen, die innerhalb der Säule ein Vakuum, das noch das des Weltraums übertraf, aufrechterhielten.
    Buchan betätigte Schalter und Knöpfe. In den Kontrollskalen flammte Licht auf, das Pumpengeräusch nahm einen durchdringenden singenden Ton an. Buchan stand auf. »Wir lassen die Pumpe laufen, während wir unsere Proben fertigmachen.«
    Wieder im Laborraum legte Buchan eine Glasplatte auf den Arbeitstisch und stellte die Petrischüssel mit dem Plastiknährboden darauf. Dann säuberte er einen gläsernen Objektträger und schwenkte ihn kurz durch die Flamme eines Bunsenbrenners. Mit einer Glaspipette brachte er einen Tropfen destillierten Wassers auf den Objektträger, dann öffnete er vorsichtig mit einem über dem Bunsenbrenner kurz erwärmten Platindraht die Petrischüssel und entnahm eine kleine Probe ihres Inhalts, die er auf dem Objektträger in das destillierte Wasser mischte. Der Tropfen wurde milchig trüb. Schließlich führte er den Platindraht wieder durch die Flamme, um ihn zu sterilisieren.
    Während Scanion, von dem beinahe priesterhaft wirkenden Ritual der Versuchsvorbereitungen fasziniert, zusah, erklärte Buchan: »Was ich im Augenblick mache, ist folgendes – das Zeug hier, das sich in der Schüssel befindet, was immer es auch sein mag, mische ich mit Phosphorwolframsäure. Somit erhalte ich die Probe plus Wasser plus Phosphorwolfram. Und nun haben wir da ein kleines Kupfergitterchen – drei Millimeter breit –, das

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