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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Knoblauchwurst gegessen hätten, kauften nun das Zeug pfundweise ein.
    Plötzlich flog die Ringstrecke der U-Bahn, die um Aldwych herumführt, wie eine geballte Ladung in die Luft, setzte das Funkhaus in Brand und zertrümmerte die Front des Fernseh-Gebäudes.
    Ein Chirurg, der im Universitätskrankenhaus einen schweren orthopädischen Fall operierte, mußte entsetzt zusehen, wie ein zur Vene des Patienten führender Plastikschlauch mit unheimlicher Geschwindigkeit aufweichte und sich unter dem Druck des Inhalts der Hängeflasche zu einem Ballon aufblähte.
    In der U-Bahn-Kontrollstelle Coburg Street war die Wandkarte mit den Streckenzügen dunkel und stumm. Die Beamten saßen hinter ihren Kaffeetassen und starrten trübsinnig auf die toten Instrumentenbänke.
    Bei Scotland Yard fiel plötzlich die Sendezentrale für die Funkstreifenwagen aus, als im Relaisraum die Isolation versagte.
    Die schwerwiegendsten Katastrophenfälle beschränkten sich zwar auf das Sperrgebiet, aber Menschen, die die Zone verlassen hatten, bevor die Entseuchungsanlagen in Betrieb genommen wurden, trugen die Infektion auch in andere Stadtteile.
    Im Flughafen Heathrow beobachtete ein Fluglotse voller Entsetzen, wie ein Schaltknüppel an seiner Kontrollkonsole plötzlich aufgeweicht an seiner Hand kleben blieb.
    Ein Lastzug dröhnte über die Autobahn Nummer eins nach Norden. Die Ladung bestand aus Polythen-Ballonflaschen mit Industrie-Zyanid für die Hüttenwerke im Bergbaugebiet. An der Unterseite einer Ballonflasche bildete sich eine Stelle, an der sie in London von einem Gabelstapler auf die Ladefläche gehoben worden war, eine winzige Blase. Unter dem Gewicht des lebensgefährlich giftigen Inhalts wölbte sich die Stelle plötzlich ballonartig nach außen, platzte, und das Gift begann herauszusickern, lief über die Ladefläche und tropfte auf die Autobahn.
    Ein Industrieller aus Westminster war zum Angeln ins Aye-Tal gefahren. Als er knietief im Wasser stand, stellte er verwundert fest, daß seine Stiefel weich wurden und zerflossen.
    In der Stille der fast verödeten Stadt stapfte Jack Bailey müde durch den Schnee auf der Shaftesbury Avenue. Er hatte sich den Kragen seines alten Wollmantels hochgeschlagen, und hatte seine alte Dienstmanns-Schirmmütze tief in die Stirn gezogen, um sich vor der Kälte zu schützen. In den Händen hielt er zwei bis zum Bersten mit Lebensmitteln gefüllte Papier-Tragetaschen. Als er in die Newport 5treet einbog, fragt er sich, ob seine Frau Mary schon etwas zum Abendessen gekocht haben mochte. Er ging über den Parkplatz, der zur Hälfte mit abgestellten Wagen besetzt war und schloß die Tür seiner Parterrewohnung auf. In der Wohnung war es warm, aber es roch stark nach dem schlecht eingestellten Ölofen. Zwei Kerzen auf dem billigen, gefirnißten Regal verbreiteten gerade so viel Licht, daß Jack Bailey erkennen konnte, wie seine Frau in eine Decke gekuschelt in der Ecke saß und sich die Hände über dem Ofen wärmte. Sie schauderte, als sie die Kälte spürte, die mit ihm hereindrang. Er schloß die Tür hinter sich.
    »Eben haben sie im Radio gemeldet, daß wir nicht mehr rausdürfen«, sagte Mary Bailey in anklagendem Ton.
    »Ich weiß, wir haben es im Club gehört, bevor zugemacht wurde. Ich hab’ ein Flugblatt, da steht alles drauf, was wir tun müssen. Hast du heißen Tee? Ich bin halb erfroren.«
    Sie stand auf, behielt dabei die Decke um die Schultern, nahm eine der beiden Kerzen und ging in die Kochnische. Durch die offene Tür rief sie: »Das Gas kommt nur noch schwach. Im Radio wurde gesagt, in der Charing Cross Road sei eine Leitung in die Luft geflogen. Irgendwas war mit einer Plastikdichtung in einem Gasrohr nicht in Ordnung. Kommt mir sehr komisch vor.«
    »Laß das Gas an, damit es ein bißchen wärmer wird.«
    »Hast du genug Schilling-Stücke für den Zähler?«
    »Ungefähr ein Dutzend.«
    Sie kam mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Tassen und die Kerze standen: »Machst du die Tür zu, ich gieß derweil den Tee ein.«
    In der dunklen Küche bildete sich um den Ausguß ein dünner Schaumrand. Aus der Kanalisation unter der Baileyschen Wohnung war Mutant 59 auf der Suche nach neuer Nahrung heraufgestiegen, war durch die verhältnismäßig warmen, unterirdischen Rohre nach oben gewuchert, bis er in der Küche der Kälte begegnete. Je tiefer die Temperatur sank, um so mehr verlangsamte sich die Zellteilung – bis die Bakterienkolonien inaktiv wurden. Der Schaumrand hatte bereits

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