Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
Untergeschoß zuckte aus jedem der Bohrlöcher ein Blitz, die vier Sprengladungen detonierten mit einem scharfen, trockenen Knall und schleuderten den Teppich und die Stühle quer durch den Raum. Als die drei Männer aufsprangen um die Treppe hinunterzueilen, entzündete sich das im Waschbecken ausströmende Gas.
    Ein Funken zuckte den Ausguß hinunter und durch die Anschlußrohre in die Kanalisationsschächte. Ein dumpfes Grollen ertönte, als das in den Kloaken eingeschlossene Gas explodierte. Auf der Straße flog ein schweres, eisernes Schutzgitter aus seiner Verankerung, und eine Flammensäule stieg hoch in die Luft. In den Gebäuden in der Nachbarschaft zersplitterten die Fensterscheiben, und das in die Luft geschleuderte Schutzgitter kreiste durch die Luft wie ein gigantischer Diskus, bis es schließlich mit lautem Scheppern auf dem Bürgersteig aufschlug.
    Die drei Männer spähten hustend in das zertrümmerte Untergeschoß, die Taschenlampe vermochte kaum den Rauch zu durchdringen. Der Verputz war von den Wänden gefallen, an einer sogar das Mauerwerk durchbrochen. Wo das Waschbecken gewesen war, gähnte ein Loch im Fußboden. Die verformte Safetür hing nur noch an einer Angel.
    »Um Gottes Willen«, flüsterte Alford. »Was, zum Teufel, hast du denn da reingestopft?«
    Ackermann war entsetzt: »Nur das Plastikzeug, mehr nicht!«
    Alford brach in Panik aus: »Nichts wie weg! Das bringt uns die Polizei auf den Hals!« Er wollte die Treppe hinunterrennen, doch Menzelos riß ihn am Arm zurück: »Wir haben die Steine noch nicht, Lennie. Wir haben die Steine noch nicht!«
    Ackerman war schon am Safe und kratzte geschwärzte Akten und Schmuckkästen heraus; schließlich fand er in einer Kassette drei etikettierte Samtsäckchen. »Hier sind sie! Schnell!« Er warf ein Säckchen Menzelos zu, die beiden anderen steckte er sich in die Tasche.
    Über ihren Köpfen hörten sie das Geräusch von kreischenden Bremsen, dann das dumpfe Knallen von zugeworfenen Wagentüren und unterdrückte Stimmen. Sie lauschten angestrengt, um zu hören, was gesprochen wurde. Sie hörten mahlende Schritte auf den dicken, in den Bürgersteig eingelassenen Glasfenstern.
    Menzelos knipste die Lampe aus. »Kein Geräusch machen. Kein Geräusch!«
    »Die verdammte Tür!« flüsterte Alford. »Sie werden das Loch in der Tür sehen!«
    »Halt’s Maul!« flüsterte Ackerman. Die drei verharrten in tiefem Schweigen. Nur ein leises Knacken war zu hören, als Menzelos die Maschinenpistole entsicherte. Nach einer Ewigkeit zogen sich die Stimmen und die Schritte zurück, wieder das Geräusch klappender Wagentüren, ein Motor wurde angelassen und ein Auto entfernte sich.
    »Wir warten noch«, sagte Menzelos. »Dann marschieren wir ganz brav und leise nach draußen und gehen in meine Wohnung.«
    »Es darf niemand auf die Straße, Harry«, warf Ackerman ein.
    »Alle Welt versucht irgendwohin abzuhauen. Deshalb mußten wir heute zuschlagen. Später gehört die ganze Gegend uns. Dann werden nicht mal mehr Soldaten draußen sein.«
     

13.
     
    Mutant 59 hatte das Zentrum von London fest in seiner Gewalt.
    Trotz der eisigen Dezemberkälte entwickelte er sich stetig, paßte sich an und teilte sich. Jede Generation lernte, neue Molekularstrukturen anzugreifen und zu zersetzen, immer mehr Plastik weichte auf und löste sich in blasigen Schaum auf. Jedesmal, wenn die Bakterien einen geschlossenen Raum eroberten, in dem sich ein Funke bilden konnte oder ein offenes Feuer brannte, verdichtete sich das Gas, bis es seine optimale Konzentration erreicht hatte – und explodierte.
    Die riesigen Komplexe der verschiedenen Versorgungssysteme – die Blutbahnen und Nervenstränge einer Großstadt – brachen zusammen. Die Tunnels der U-Bahn, die auch Gas-, Wasser- und Elektrizitätsleitungen enthielten, fielen in Trümmer. Überall wo Plastikschaltungen existierten und infizierende Sporen oder lebendige Bakterien, kam es zum unaufhaltsamen Zerfall.
    Ansammlungen von verseuchtem Schaum wurden vom Wind davongetragen und verursachten neue Infektionsherde. Menschen fungierten als Überträger der ansteckenden Plastikkrankheit und verbreiteten mit ihren Kleidern und Händen die infizierende Substanz.
    Als die Notstandsverfügungen in ihrem vollen Ausmaß bekannt wurden, eilten die Menschen in die Lebensmittelgeschäfte, um sich für den Katastrophenfall einzudecken. In den Feinkostgeschäften von Soho leerten sich die Regale; Menschen, die sonst nie im Leben Heringe oder

Weitere Kostenlose Bücher