Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
die nächstgelegenen Schutzräume auf.
    In der trockenen, frostigen Luft häufte sich der Schnee in kleinen Verwehungen am Rand der Bürgersteige.
     
    * * *
     
    In seiner luxuriösen Wohnung mit herrlichem Blick auf die schmutzige Old Compton Road in Soho lauschte Harry Menzelos aufmerksam dem Radio, als der Nachrichtensprecher die Notstandspläne verkündete. Als er fertig war, schaltete Harry Menzelos das Radio ab, trat ans Fenster und blickte nachdenklich auf das Feinkostgeschäft unten in der Straße. Er stand sehr lange so da, trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe, und die Augen in seinem etwas traurig wirkenden Gesicht starrten ausdruckslos geradeaus. Dann drehte er sich mit einem Ruck um und nahm eine lange Zigarette aus einem Goldetui.
    Menzelos war ein Professioneller.
    Die harten Tatsachen, die Leben oder Tod bedeuteten, hatte er als Feldwebel der Britischen Militärmission in Saloniki kennengelernt. Sein Einsatzgebiet waren die Berge von Khortiatis im Norden gewesen, und er hatte sich mit leichter Hand – bei Freund und Feind – einen Ruf als gefürchteter Killer erworben. Seine eigenen Männer respektierten ihn als geschickten Organisator, bei dem alles wie am Schnürchen lief, der aber dafür unbedingte Loyalität verlangte.
    Nach dem Krieg hatte er seine Heimatstadt Piräus verlassen, sich nach England durchgeschlagen und in London als Mitglied kleinerer Banden eine Reihe von kleineren Dingern gedreht, ohne dabei freilich viel Geld zu machen, aber auch ohne erwischt zu werden. Sein erster Erfolg war ein Raubüberfall in Hatton Garden, der ihm kleine, gutverkäufliche Diamanten im Wert von zehntausend Pfund einbrachten.
    Er war ein intelligenter und wachsamer Mann, und so hatte er mehrere bemerkenswerte Raubüberfälle geplant und durchgeführt und die Beute in seriöse Geschäfte investiert. Nun gehörten ihm zwei Clubs in Paddington, außerdem leitete er eine Kette von Schuhgeschäften in London und in der Provinz.
    Er zahlte nun sogar Einkommenssteuer.
    Harry Menzelos goß sich einen Fourneaux Special Reserve Kognak ein, ging an sein Telefon und wählte. Während er wartete, studierte er die Asche, die an seiner Zigarette wuchs. Dann sagte er:
    »Solly …? Hier ist Harry … Ja. Hast du das im Radio gehört …? Schlimm, nicht wahr …« Er lachte kurz. »Ich bin dabei auf eine sehr gute Idee gekommen, Solly. Hast du Lust? Warum kommst du dann nicht mal zu mir rüber …? Ja … Aber mach schnell, Solly … Ja, es muß sofort sein … und bring am besten Alford mit … Ja, richtig. Wo hat er seinen Lastwagen …? Gut … gut … Bringt ihn mit und parkt ihn in der Seitenstraße … Ja. Also, bis dann.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel, ging ins Schlafzimmer und schob sein großes Doppelbett mit den Laufrollen unter den Füßen zur Seite, faltete den Teppich zusammen und hob unter dem Filzbelag drei schmale Fußbodenbretter hoch. Er griff in die Öffnung und brachte ein schweres Bündel mit öligen Tüchern zum Vorschein, die er auseinander schlug.
    Die Wandlampen spiegelten sich matt auf dem Lauf einer Maschinenpistole Marke Sten-Gun, zwei Armee-Revolvern und einem Haufen geladener Magazine.
    In der Straße unten wurden die Geschäfte geschlossen, Gurkenfässer und Fischkonserven aus den Auslagen genommen, leere Behälter weggestapelt.
    Die Brewer Street lag dunkel und verlassen: in einer Torfahrt hockten zusammengekauert drei Männer und lauschten in die Nacht hinaus. Auf den Bürgersteigen festigte sich der Schnee zu einer dichten Decke; die drei Männer blickten auf die halb verwehten Fußspuren, die zu ihrem Standort führten.
    Als die Männer endlich überzeugt waren, daß sich keine Menschenseele mehr in der Nähe befand, holte Solly Ackerman eine batteriegetriebene Bohrmaschine aus seiner Reisetasche hervor, schraubte einen langen Bohrer mit Hartmetallschneiden im Bohrkopf fest und machte sich dicht über dem mittleren Schlüsselloch des schweren Sicherheitsschlosses ans Werk. Über ihm sammelte sich der Schnee in den breiten, eingravierten Buchstaben des Schilds ›A. Bonnington. Juwelengroßhandlung‹.
    In der Stille der verlassenen Straße tönte das zornige Gesumm des Drillbohrers verräterisch laut.
    Endlich zog der Mann den Bohrer heraus und stocherte mit einer langen Gewindestange durch das Loch im Schloß herum. An ihrer Spitze hatte die Gewindestange einen kleinen magnetisierten Querbolzen, der – sobald sie in das Innere des Schlosses gelangte – aufsprang und die

Weitere Kostenlose Bücher