Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
Vom Netzwerk:
des Mutanten 50, die in dem Fleck eingebettet lagen und jeder hatte nur eine Länge von einem Siebentausendstel Millimeter.
    Jedes der Lebewesen war blind, ohne Sinnesorgane, dennoch besaß es in seiner zerbrechlichen Umhüllung ein vollständiges Verhaltensmuster, mit dessen Hilfe er die kurze Zeitspanne zwischen Entstehung und Tod zu überbrücken vermochte, von der Teilung einer Mutterzelle in zwei Tochterzellen, aus denen mit mathematischer Präzision vier wurden, dann acht, dann sechzehn und so fort.
    Normalerweise erfolgt die Zellteilung von Bakterien nicht mit gleichmäßiger Geschwindigkeit. Ereignisse in ihrem eigenen Mikrokosmos bestimmen, daß sie sich zuerst rapide teilen, dann aber in eine stationäre Phase eintreten, wenn eine gewisse Dichte der Population erreicht ist, und schließlich verfallen und absterben.
    Drei Faktoren sorgen dafür, daß die mathematische Potenzierung von zwei auf vier auf acht und so weiter nicht absolut eingehalten werden kann, sonst, so wurde errechnet, könnte ein Bakterienpaar, das sich jede Sekunde teilt, in zweiundzwanzig Stunden die Oberfläche der Erde bedecken.
    Zwei Hauptfaktoren müssen erfüllt sein, um diese Wachstumsbeschränkungen aufzuheben: Es müssen erstens ständig neue Nährstoffe zur Verfügung stehen, und zweitens, es müssen Mutationen auftreten, die ihnen gestatten, in ihrer Umgebung immer besser zu überleben. Sind diese Voraussetzungen gegeben, beschleunigt sich die Zellteilung.
    Die Beschleunigungsrate hängt vor allem davon ab, ob die Umweltbedingungen günstig sind, ist aber vom normalen Evolutionsprozeß weitgehend unabhängig. In frühen Phasen der Zellteilung überdauert jede Generation vielleicht nur Minuten, unter besonderen Umständen sogar nur wenige Sekunden.
    Die Voraussetzungen, unter denen die Bakterien auf Kramers Metallkugelschreiber existierten, waren eigenartiger Natur. Sie waren fast ausgetrocknet und wären wohl, wenn er sie nicht berührt hätte, abgestorben. Als jedoch seine schweißfeuchten Fingerspitzen die sterbenden Lebensformen berührten, saugte jede Zellumhüllung Spuren von Wasser auf, unvorstellbar winzige Mengen nur, aber ausreichend, um die entwässerten Zellen zu durchfluten und ihren Lebensmechanismus in Gang zu setzen. Als die Zellen anschwollen, ging zwischen Kern und Protoplasma eine Flut von Signalen hin und her. Und erneut bereiteten sie sich auf ihren einzigen Daseinszweck vor: zu leben, zu fressen, und sich zu vermehren.
    Kramer beugte sich vor und zog von der Rückenlehne des Sitzes vor ihm den Klapptisch herunter. Seine Finger berührten flüchtig den Plastikrand, der die Melamin-Oberfläche umgab.
    Im Cockpit erhielt Captain Howard vom Kontrollturm das Signal zum Start der Motoren. Der Flugingenieur führte die letzte Kontrolle durch und überprüfte, ob die Türen verschlossen und gesichert waren.
    Der Bodeningenieur auf der Startbahn machte die Gegenprobe und gab ihm mit aufgerichtetem Daumen das Zeichen, daß die Türen auch von außen verschlossen waren.
    Er schaltete die vier Kontrollmanuale der Treibstoffpumpen auf Zuleitung offen‹. Aus dem verschlungenen Netzwerk der Rumpfund Tragflächentanks begann das Kerosin zu den Einspritzdüsen der vier großen Brennkammern zu fließen, die wie Bomben in ihren Halterungen unter den Flügeln hingen.
    Captain Howard leitete die Startkontrollen ein und begann mit Motor vier auf Steuerbord.
    Zuerst leise, dann immer lauter begann die Turbine aufzuheulen. Ihr Geräusch ließ das Flugzeug vibrieren, steigerte sich zu einem heiseren Kreischen.
    Motor eins folgte, dann zwei und drei, bis der ganze Rumpf der großen Maschine unter ihrer Kraft bebte.
    Der Flugingenieur trug Treibstoffdruck und Turbinentemperatur in sein Logbuch ein, und P3, der Reserve-Copilot, überprüfte die Schubkontrollen, während der Traktor das Flugzeug aus seiner Ladeposition zog.
    Der Traktorfahrer mit Kapuzen-Anorak und Ohrenschützern gab mit dem Daumen ein Zeichen; die Zugstange, die den Traktor mit der Flugzeugnase verband, wurde ausgeklinkt, und der Traktor kurvte davon.
    Mit dem kleinen Steuerknüppel zu seiner Linken dirigierte Captain Howard die schwerfällige Masse der Maschine die Parkbahn entlang, die mit dunkelblauen Lichtern markiert war. Der Flugingenieur las die Kontrolldaten der Maschine von den Armaturen ab und schrie sie dem Captain zu; dann bog die Maschine auf die Startbahn ein.
    Die letzten Kontrollen unmittelbar vor dem Start wurden fast wie ein Ritual zelebriert. Der

Weitere Kostenlose Bücher