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Die Plastikfresser

Die Plastikfresser

Titel: Die Plastikfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Pedler und Gerry Davis
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Stunden später kam er in einem Bett in einer kleinen Zelle wieder zu sich. Und nur langsam – während sein erschöpftes Gehirn sich wieder klärte – erinnerte er sich dunkel an die Menschen, die sich vor dem Eingang des Krankenhauses um ihn versammelt hatten – Buchans Gesicht! Plötzlich fiel ihm mit Schrecken ein: hatte er ihnen gesagt, wo Anne und Slayter waren?
    Nach und nach nahm er die Umrisse seiner Umgebung war. Und dann erinnerte er sich. Da war ein großer Polizeiinspektor gewesen – ja, so mußte es gewesen sein. Und der Beamte hatte von Seilen gesprochen, von Rettungsgeräten, vom Regent’s Park. Ja, es mußte alles in Ordnung sein. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihm, den Kopf aus den Kissen zu heben und auf seine Uhr zu sehen. Er rechnete nach: fast acht Stunden mußte er geschlafen haben. Als er sich zurücksinken ließ, versuchte er wieder, dem Gefühl fast euphorischer Müdigkeit zu widerstehen. Sie hatten ihm etwas eingegeben.
    Als der Schlaf ihn überwältigte, galt sein letzter Gedanke – Anne.
     

16.
     
    Der große Komplex von Gebäuden, Rollbahnen, Geh- und Fahrwegen, der den Londoner Flughafen bildet, stellte Stück um Stück seinen Betrieb ein. Die Flughallen leerten sich, und der gewohnte Geruch von Kaffee, Kerosin und teuren Parfüms gab immer mehr dem widerlichen Ammoniak-Gestank des Mutanten 59 Raum.
    Schließlich war nur noch ein einziges Gebäude in Betrieb. In einer Transithalle war eine Entseuchungsstelle eingerichtet worden, und nur Passagieren mit Sonderausweisen wurde der Zugang zu den wenigen Flugzeugen gestattet, die noch Starterlaubnis erhielten.
    Der Flug 1224 nach New York wurde aufgerufen. Passagiere, die noch unter dem Säuregeruch der Entseuchungsduschen die Nase rümpften, wiesen den Polizei- und Einwanderungsbeamten hinter den Glasscheiben der Schalter ihre Papiere vor. Niemand sprach; der Geruch erinnerte alle nur allzu sehr an das Sterben der Stadt, die sie verließen.
    Männer in Schutzanzügen und Helmen besprühten die Außenwand der großen Düsenmaschine mit feinem, desinfizierendem Aerosolnebel; Patrouillen-Jeeps der Armee kreisten um den Ausgang der Flughalle.
    In der Eile des Packens hatte Kramer seinen vergoldeten Kugelschreiber in seinen ledernen Dokumentenkoffer geworfen.
    Als er sich festschnallte, hörte er die Ansage der Stewardeß: »Das Rauchen bitte einstellen. Wir starten in wenigen Minuten zu unserem Non-Stop-Flug nach New York, Kennedy Airport, über Shannon und Gander. Captain Howard und seine Crew wünschen Ihnen im Namen von Metro Airlines einen guten Flug.«
    Sterile Tonbandmusik berieselte den Passagierraum. In der Pilotenkanzel leitete Captain Howard mit P2 und P3 – seinen beiden Copiloten – und dem Flugingenieur die Startvorbereitungen ein.
    In der Kombüse, am Ende des Passagierraumes, stapelte der Chef-Steward mit seinen drei Stewardessen vorgepackte Essen-Pakete und arrangierte sie auf den Tabletts aus Preßplastik. Sorgsam wurden in die eine Vertiefung sauber verpackte Käseportionen eingepaßt, in die andere zellophanverpackte Süßigkeiten, Kekse und so weiter, bis jedes Tablett dem Miniaturregal eines Supermarkts ähnelte.
    Kramer ließ sich in seinen Sitz zurücksinken, versicherte sich noch einmal mit prüfendem Blick, ob die Proben vorschriftsmäßig versiegelt waren, nahm dann aus seinem Dokumentenkoffer den Bericht für die NASA-Konferenz und seinen Kugelschreiber und machte sich Notizen für seinen Vortrag.
    Auch bei äußerster Anspannung seiner Sinne hätte er nicht wahrnehmen können, was in diesem Augenblick seine Finger auf der metallenen Umhüllung seines Kugelschreibers berührten; kein menschliches Auge hätte den winzigen, trockenen Fleck klebriger Masse im Durchmesser von einem Zehntelmillimeter erkennen können.
    Eine chemische Analyse hätte einige wenige Mikrogramm Protein, Wasser sowie einige Phosphor- und Magnesiumsalze ergeben. Bei einer eingehenderen Untersuchung wären möglicherweise auch noch Spuren von DNA, dem komplexen molekularen Grundbaustein des Lebens, ermittelt worden. DNA und sein Stallgefährte RNA verfügen über die Fähigkeit, einen Code zu speichern. In diese spiralenförmigen Moleküle ist unauslöschlich der Bauplan für die Struktur eines vollständigen Organismus eingeprägt – ein submikroskopischer Verhaltensschlüssel.
    Das DNA auf Kramers Kugelschreiber existierte nicht in freier Form als chemische Substanz. Es befand sich vielmehr in den Sporen und Membranhüllen

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