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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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roten Wangen sind die Antwort.
    »Ich verstehe.« Er runzelt die Stirn. »Ich bin überrascht, aber das dürfte ich wohl nicht sein. Wenn ich mir niemals vorstellen konnte, dass du erwachsen wirst, dich verliebst, vielleicht heiratest und fortziehst, so ist das meine eigene Schuld, vermutlich ein Mangel an Phantasie. Vielleicht habe ich nie darüber nachgedacht, weil ich selbst so lange als Junggeselle gelebt habe, seit deine Mutter starb … Aber wie konnte ich nur vergessen, wie es ist? Jung zu sein und verliebt …«
    Er schüttelt seine wehmütigen Erinnerungen ab und kehrt zu seinem bestimmten Ton zurück. »Denk immer daran: Dies ist mein Haus, und Weed ist unser Gast. In meiner Abwesenheit bist du seine Gastgeberin. Dementsprechend solltest du dich benehmen. Was die Liebe angeht – sei tugendhaft und benutze den Verstand, den Gott dir gab, Jessamine. Du bist kaum mehr als ein K…«
    »Vater!« Ich wirbele herum. Seifenwasser tropft von meinen Händen zu Boden. »Ich werde deinen Ermahnungen Folge leisten. Aber ich bin längst kein Kind mehr!«
    Ich erwarte, dass mein Widerspruch ihn erzürnt, aber das kümmert mich nicht mehr. Vielleicht kann er meinen Sinneswandel spüren.
    »Bitte entschuldige, Jessamine«, sagt er und neigt leicht den Kopf. »Du hast recht. Ich betrachte dich noch nicht als erwachsen, aber – ja, du bist kein Kind mehr.«
    Er streckt die Hand aus und streicht mir das Haar aus dem Gesicht. »In diesem sanften Morgenlicht«, fügt er leise hinzu, »siehst du aus wie deine Mutter. Möge deine Tugend mit einem längeren und gesünderen Leben belohnt werden, als ihr es vergönnt war.«
    ***
    Am Nachmittag pflege ich das Kräuterbeet, ziehe die schwachen Setzlinge aus der Erde und schneide die anderen zurück. Dann streue ich eine weitere Lage altes Stroh als Dünger aus. Danach machen Weed und ich uns zu einem Spaziergang auf. Er füllt meinen Kopf mit Geschichten von den Wäldern, mit Erzählungen, die so alt sind, dass sogar die Bäume sie als Legenden betrachten. Es ist, als ob mir ein Schleier von den Augen genommen wurde und die Welt, in der ich sechzehn Jahre lang lebte, sich mir nun in einem gänzlich anderen Licht zeigt, einem so herrlichen und grandiosen Farbenspiel, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.
    Als wir zum Haus zurückkehren, ist Vater fort, samt seiner Stiefel, dem Mantel, dem Arzneikoffer und allem anderen, was er auf einer Reise braucht. Vermutlich hat er die Nachricht aus London bekommen, auf die er gewartet hatte.
    Auch Vater hat das Recht auf Geheimnisse
, sage ich mir, immer noch trunken vor Glück von unserem Spaziergang.
Unter den gegebenen Umständen kann ich ihm das nicht verübeln.
    Weed und ich sind allein. Wir waren natürlich schon früher allein, aber jetzt, da Vater vielleicht tagelang fort ist, ist unsere Zweisamkeit etwas ganz anderes. Sie ist verbunden mit einem Hochgefühl, mit einer Erwartung, mit einer Art Feierlichkeit.
So als würde man Ehepaar spielen
, denke ich.
Als würde dieses Haus uns gehören, nur Weed und mir …
    Ich bereite uns ein leckeres Abendessen zu, Lammkeule, Kartoffeln und frisches Gemüse. Ich decke den Tisch und zünde die Kerzen an. Dann gieße ich Tee ein, der noch in der Küche gestanden hat und den ich aufgewärmt habe. Die Tassen wische ich vorher noch einmal sorgfältig aus.
    Weed isst mit Genuss. Ich freue mich darüber. Wir unterhalten uns wie üblich während des Essens, aber danach versiegt unser Gespräch. Es ist anders, nur zu zweit im Haus zu sein. Er fühlt es auch, das spüre ich deutlich. Diese Intimität ist prickelnd. Wer von uns beiden wird es zuerst aussprechen?
    Ich nippe an meinem Tee und Weed an seinem. Meine Sinne fühlen sich wach und scharf an. Das Kerzenlicht flackert und hüpft. Die Leinenserviette in meinem Schoß schmiegt sich weich in meine Hand. Von draußen höre ich das eifrige Gezirpe der Heimchen und das kaum hörbare Flattern der Fledermäuse, die vor dem Fenster hin und her sausen.
    Mir fällt auf, dass der Eimer, in dem ich früher die Belladonna-Samen eingeweicht habe, jetzt in der Ecke steht, gefüllt mit runden, glatten Kieselsteinen. Vater muss sie gesammelt haben, um sie auf einen Pfad zu streuen.
    »Ich frage mich, warum man sie Belladonna nennt«, breche ich das Schweigen. »Schöne Dame. Ein merkwürdiger Name für eine Pflanze.«
    »Man sagt, dass sie eine Frau schöner machen kann.«
    »Wie das? Das ist doch lächerlich.«
    »Vielleicht, aber einige glauben

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