Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
Vom Netzwerk:
»Belladonna. Meine schöne, wunderschöne Jessamine …«
    Ich liebe dich, Weed.
    In der Dunkelheit schmelze ich dahin, so dass er keine andere Wahl hat, als mich aufzufangen und hochzuheben. Fest presst er meinen Körper gegen seinen. Nach dem ersten Kuss drücke ich den Rücken durch und lege den Kopf weit nach hinten, so dass er mit seinen Lippen die Haut meines Halses streift.
    Die warme, seidige Berührung schickt wohlige Schauer durch meinen Körper. Ich könnte mich auf ewig darin verlieren. Ich würde auf ewig blind bleiben wollen, wenn ich mich dadurch auf immer und ewig so lebendig fühlen würde, als ob jede Faser meines Seins glühen würde.
    Das ist falsch
, denke ich, aber ich will nicht damit aufhören.
    Ich liebe dich, Weed; oh, wie sehr ich dich liebe …
    Und sind wir nicht vermählt? Haben wir nicht einen Bund geschlossen durch das Geheimnis, das er mir anvertraute?
    Gemeinsam sinken wir zu Boden. Weed flüstert meinen Namen, eng an mich gedrückt. Ich fühle, wie sein Atem schneller geht. Ich will, dass er mich wieder küsst, und ich spreche es aus. Dieses heftige Verlangen verschließt sich jeglichem Anstand; wie in einem Mahlstrom werden unsere Körper gegeneinander gespült.
Der Rausch der Fruchtbarkeit triumphiert …
    Ich höre einen Knall, wie eine Tür, die zuschlägt.
    Halt
, flüstere ich, aber kein Laut verlässt meine Kehle.
    Weed erstarrt in meinen Armen. Auch er hat es gehört: Schritte von schweren Stiefeln, die gemessen über den uralten Holzboden schreiten. Die Schritte kommen näher, werden lauter.
    Ich höre, wie Weed sich aufrappelt. Ich versuche, meine Röcke blind glattzustreichen, merke, dass ich einen Schuh verloren habe. Wie soll ich ihn wiederfinden?
    Ein nur zu vertrautes Knarren – die Tür zu Vaters Arbeitszimmer öffnet sich.
    Jemand hält mit einem scharfen Geräusch den Atem an – dann ein wütender Aufschrei …
    »Vater?« Ich strecke die Arme aus und taste durch den dunklen Nebel, der mich umgibt. »Vater, bist du das?«

Kapitel 13
    S ind es Stunden, Tage oder Wochen, ehe sich die Dunkelheit lichtet? Ich weiß es nicht. Mein Kopf schmerzt. Und auch meine Handgelenke. Ich liege auf einem Sessel, weiß aber nicht, wo genau ich bin. Ich scheine festgebunden zu sein.
    »Bitte verzeih mir«, murmelt Vaters Stimme. »Aber du warst völlig außer dir, bist blindlings herumgerannt und gegen Wände gelaufen und über Möbel gefallen. Ich hatte Angst, du könntest dich verletzen.«
    Ich blinzle, und dann noch einmal. Die Nachtschwärze meiner Blindheit hat sich zu einem blassgrauen Nebel ausgedünnt, der die Welt jeglicher Farbe beraubt. Durch diesen Nebelschleier kann ich allmählich Formen erkennen.
    Da ist der Esstisch, das Licht, das durch die hohen, gewölbten Kirchenfenster fällt. Ich befinde mich im Salon, in Vaters weichem Lehnsessel, der gewöhnlich dicht am Feuer steht. Ich versuche mich zu bewegen, aber meine Arme sind fest an meinen Körper gebunden.
    Vater türmt sich vor mir auf.
    »Jetzt hast du am eigenen Leib den verfänglichen, unheilvollen Charme der Belladonna erlebt«, sagt er mit ruhiger Stimme, während er meine Fesseln löst. »Meine unzähligen Warnungen hast du in den Wind geschlagen. Und dies ist nun das Ergebnis.«
    »Es tut mir so leid, Vater.« Ich fange an zu weinen.
    »Warum, Jessamine?« Er beugt sich zu mir herab. »Was wäre geschehen, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre? Wegen eines gebrochenen Wagenrads wurde die Abfahrt der Kutsche nach London bis zum Morgen verschoben …« Seine Stimme bricht. »Wenn nicht dieser Zufall meine Reise unterbrochen hätte – was, glaubst du, wäre dann mit dir geschehen?«
    Vater richtete sich auf. Jetzt sehe ich Weed, der zusammengesunken am anderen Ende des Tisches sitzt. Sein Gesicht ist eine erschöpfte Maske. Ich öffne den Mund, will seinen Namen aussprechen, besinne mich dann aber. Die Wahrheit ist, dass ich mich nicht an alles erinnern kann, was zwischen uns vorgefallen ist. Bilder, Gefühle … es war doch wohl nur ein Traum, oder?
    »Auch ich war einmal jung«, sagt Vater. »Es war vorauszusehen, dass du eines Tages meine Anordnungen missachten würdest. Ich hoffe, dass dieser Anfall von Blindheit, der dich vermutlich zu Tode geängstigt hat, dir eine Lehre sein wird, Jessamine. Eine Lehre, der du dein Leben verdanken könntest – obwohl ich fürchte, dass es für die Rettung deiner Tugend zu spät ist«, fügt er hinzu.
    Weed schüttelt heftig den Kopf, und mein Herz schwillt

Weitere Kostenlose Bücher