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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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etwas, das ich vorher nicht kannte.« Er nimmt meine Hand. »Auch ich würde jetzt um dieses Kind weinen. Das fühle ich.«
    Ein sanftes Lächeln erleuchtet sein Gesicht. »Bevor ich dir begegnete, Jessamine, hätte ich nicht geglaubt, dass ein Mensch mich verstehen könnte. Wenn du mir wirklich glaubst und dennoch keine Angst vor mir hast – dann ist
dies
die wahre Gabe, das wahre Geschenk, Jessamine.
Du
bist ein Geschenk.«
    »Weed, ich werde dein Geheimnis bewahren, als ob mein Leben davon abhinge.« Mein Herz flattert wild und ich strecke die Arme aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er nimmt meine Hände in seine und küsst sie.
    »Ich vertraue dir.« Immer noch meine Hände an seine Lippen haltend, murmelt er: »Ich weiß, dass dein Vater bereits Verdacht geschöpft hat.«
    Sein Atem glüht auf meiner Haut.
Ich muss mich entscheiden
, denke ich. Wem gehört meine Loyalität? Ich brauche nicht einmal einen Herzschlag lang zu überlegen.
    »Ich werde Vater nichts verraten. Ich verspreche es.«
    Sogleich will ich meine Entscheidung begründen, will meinen Entschluss zu lügen verteidigen.
Vater ist ein guter Mann, aber wenn er von deiner Gabe wüsste, würde es ihn um den Verstand bringen. Das könnte er nicht ertragen.
    Weed verlangt nach keiner Erklärung. Er lässt meine Hände los und zieht mich stattdessen an sich. Jetzt gibt es kein Zurück. Statt meinem Vater ist nun mein Geliebter der Baumeister meiner Zukunft. Aber ist dies nicht der Lauf der Natur? Es gibt eine Zeit für das Wachsen und eine Zeit für die Blüte. Vater sollte das besser verstehen als jeder andere. Er sollte es begreifen. Aber ich fürchte, er wird es nicht tun.
    Ich taste mit den Fingerspitzen über Weeds Gesicht, als wäre ich blind. Ich zeichne die Wölbung der dunklen Augenbrauen nach, die festen Wangenknochen unter der blütenweichen Haut. Meine Lippen bewegen sich auf seine zu wie eine Biene auf eine Blüte, begierig, den süßen Nektar zu kosten.
    Wir küssen und küssen uns. Benommen liege ich auf der Erde, und doch fliege ich.

Kapitel 12
    22 . Mai
    Die Luft duftet nach Frühling.
    Die Sonne wärmt die Haut und macht das Herz butterweich. Alles wächst im Überfluss. Wurzeln graben sich tief in die Erde, um ihren Durst zu stillen. Stängel und Triebe recken sich himmelwärts, angetrieben von purer Lust und Freude. Blätter tanzen, Knospen schwellen an, und Blüten entfalten schamlos ihre Pracht und bieten sich dem Himmel dar.
    Nachts kann ich vor Aufregung kaum schlafen. In der langen grünen Geschichte der Erde hat es noch niemals einen Frühling wie diesen gegeben.
    Wenn Liebe diese Wirkung auf die Welt hat, ist es wohl unmöglich, einen Garten ohne Liebe zu pflanzen.
    E s ist merkwürdig, ein Geheimnis vor Vater zu haben.
    Aber es ist auch herrlich, denn mit jedem Tag, an dem ich Vater nicht verrate, was ich weiß, wird Weeds Geheimnis ein bisschen mehr zu meinem Geheimnis, und seine Wahrheit ist jetzt auch meine Wahrheit. Ich – und nur ich allein – weiß, welche Zauberkräfte er besitzt, und das bloße Wissen darüber hat aus der gewöhnlichen Person, die ich war, das einzigartige und außergewöhnliche Wesen gemacht, das ich jetzt bin.
    Ich bin die Einzige, die sein Geheimnis kennt. Die Einzige, der Weed vertraut.
Ich bin diejenige, die er liebt.
    Vater hat Verdacht geschöpft, ganz wie Weed vermutet hat, aber selbst in seinen kühnsten Träumen könnte er sich nicht vorstellen, von welcher Art Weeds Gabe ist. Und er argwöhnt noch etwas anderes.
    Heute Morgen kommt Vater in die Küche, wo ich gerade das Geschirr spüle, und erklärt: »Jessamine, ich fürchte, ich muss noch einmal nach London reisen.«
    »Wann?«
    »Schon bald. Ich werde ein paar Tage fort sein. Mehr darf ich über die Angelegenheit nicht sagen, aber es ist gut möglich, dass ich ganz plötzlich aufbrechen werde. Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Oh, schon gut, Vater«, sage ich, vielleicht ein bisschen zu rasch. »Wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist, werde ich schon zurechtkommen.«
    »Das denke ich auch.« Er räuspert sich. »Ich möchte dich nicht in eine kompromittierende Lage bringen. Ich hoffe, es ist nicht falsch von mir, dich und Weed hier allein zu lassen. Ihr seid beide jung und … nun, ihr scheint einander sehr zu mögen.«
    Mit übergroßer Konzentration wringe ich mein Spültuch aus, als wäre es die interessanteste Tätigkeit, der ich in meinem Leben je nachgegangen bin.
    »Liebst du ihn?«
    Meine

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