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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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mich nieder.
Die Schlechtigkeit der Menschen hat kein Ende, nicht wahr? Sogar ich bin manchmal sprachlos angesichts dessen, wozu sie fähig sind. Wenn du deine Aufgabe erledigt hast, werde ich dir helfen zu finden, wonach du suchst. Und als Gegenleistung wirst du mir helfen, wenn die Zeit gekommen ist. Denn du und ich, wir brauchen einander, wie du eines Tages erkennen wirst …
    »Was meinst du damit?«, frage ich, aber das Schattenwesen steigt ohne ein weiteres Wort ins Himmelsgewölbe auf und verschwindet. Der Regen strömt mit doppelter Heftigkeit auf mich nieder. Ich stolpere über den schlammigen Pfad, zurück zum Haus, mehrmals rutsche ich aus und falle. Ich bin zu entsetzt, um zu weinen.
    Mein ganzes Leben ist auf einem Lügengeflecht erbaut. Und das einzige Wesen, das mir helfen kann, Weed zu finden, ist eine Ausgeburt des Bösen.
    War es ein Fehler, ein entsetzlicher Fehler, den dunklen Prinzen anzurufen? Aber es spielt keine Rolle, denn ich muss Weed wiederfinden, koste es, was es wolle.
    Und ich schwöre mir, dass kein korrupter Friedensrichter und keine minderbemittelten Bauern über den Mörder meiner Mutter zu Gericht sitzen werden.
    Nein. Ich werde ihn mir selbst vorknöpfen. Meinen Vater.
    ***
    Ich stoße die Tür zum Haus auf. Das Feuer im Kamin spuckt und zischt, als das Wasser aus meiner Kleidung in die Flammen spritzt.
    »Vater?« Er ist nicht da. Ist er draußen im Sturm und sucht nach mir? Hat ihn ein Baum erschlagen oder ist er im reißenden Strom des Flusses ertrunken?
    Ich hoffe nicht. Denn dann hätte ich keine Gelegenheit mehr, Rache zu nehmen.
    Und doch bleibt ein kleiner Rest Zweifel. Mein Vater ist ein böser Mensch, daran gibt es keinen Zweifel. Er ist ein Lügner und ein Mörder. Aber ich habe immer geglaubt, dass er meine Mutter liebte. In seiner Stimme liegt eine Wärme und in seinen Augen eine Zärtlichkeit, wenn er von ihr spricht.
    Es kann nicht falsch sein, einen Beweis zu verlangen
, denke ich.
    Ich gehe zu seinem Arbeitszimmer. Meine nassen Schuhe klatschen auf den Steinboden. Die Tür ist nicht verschlossen und schwingt bei einer leichten Berührung meiner Hand auf. Die Läden wurden vom Wind weit geöffnet. Sturmböen wirbeln durch den Raum, lassen Papiere tanzen und blättern Bücher auf. Ich kann kaum etwas sehen, aber wer vermag in einem solchen Unwetter eine Kerze zu entzünden?
    Wie als Antwort zuckt erneut ein Blitz auf, und dann noch einer. Auf Vaters Schreibtisch liegt aufgeschlagen ein Buch. Die Seiten flattern in der wirbelnden Luft, begierig darauf, von mir gelesen zu werden.
    Ich lege meine Hand auf die offene Seite. Im gleichen Moment erstirbt der Wind und die Nacht wird still und ruhig. In dieser unirdischen Ruhe gelingt es mir endlich, eine Kerze anzuzünden. In ihrem Licht wende ich mich dem Buch zu. Die Seite ist mit der Handschrift meines Vaters beschrieben, doch während er gewöhnlich seine Buchstaben sehr sorgfältig setzt, ist seine Schrift hier verschmiert und mit Tintenflecken übersät, als ob er in Eile geschrieben hätte oder seine Gedanken sich überschlagen hätten …
    … das Werk meines Lebens ist zerstört, so scheint es jedenfalls. Ich denke an alles, was ich geopfert habe, um dieses Wissen, das ich so akribisch in meinem Tagebuch aufgezeichnet habe, zu erlangen. Was hat diese verfluchte Missgeburt dazu bewogen, die Aufzeichnungen, die mein Leben bedeuten, zu stehlen und sich davonzumachen? Als ob er irgendeine Verwendung dafür hätte! Eines Tages werde ich es ihm heimzahlen, das schwöre ich. Ich werde ihn finden, wo immer er sich auch verkriechen mag, und dann werde ich zurückfordern, was mir gehört.
    So viel Leid, für nichts! So viele Leben, für nichts! Selbst das deine, mein Liebling, meine Elisabeth … Aber woher hätte ich wissen sollen, dass dich das Kind in deinem Leib so schwächen würde? Du warst nie mehr du selbst nach der Geburt; es war, als ob du all deine Kraft aufgebraucht hattest, um das Kind zur Welt zu bringen. Für dich blieb nichts mehr übrig. Arme Jessamine. Sie erinnert sich kaum noch an dich. Sie hat keine Ahnung, dass keine Stunde vergeht, in der ich nicht an dich denke, dass ich dir jeden Abend diese Briefe schreibe, und vor allem dass ich unser gemeinsames Werk fortführe …
    Sie ist dir so ähnlich, dass ich es kaum fassen kann. Du wärst so stolz auf sie, wenn du wüsstest, wie sie die Tinkturen ertragen hat. Sie hat gelitten, das stimmt, aber sie hat größere Mengen überlebt, als ich dir je

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