Die Polizistin
freien Hand in seine Hosentasche zu greifen und seine Schlüssel an sich zu nehmen. Sie schmiegte sich an ihn, und er fuhr mit einer Hand ihre Schenkel hoch.
»Da sieh mal, die spielen Poker«, rief sie aufgeregt, als sie wieder die Küche betraten. Mit einer sinnlichen Bewegung ließ sie sich auf einem freien Stuhl nieder.
»Zahlst du für mich, Sonny?«, fragte sie schmeichle-risch.
Ein Blick, in dem sich der Stolz des Besitzers spiegelte, ließ sein Gesicht strahlen. Seine Kumpane sahen ihn erwartungsvoll an. »Klar doch, süßes Tittchen. Ich komme für dich auf, und du kommst auf mich.«
Joe Mitchell schritt in seinem Büro auf und ab wie ein Tier in seinem Käfig. Er wollte auf etwas eindreschen.
Mit voller Wucht. Er hatte die Frustration schon an seinem Abfallkorb ausgelassen, aber das reichte nicht.
Wenn er nicht bald Kontrolle über sich gewann, würde er seine Faust durch die Wand schlagen. Fluchend drehte er sich um und schritt das Zimmer in der ent-gegengesetzten Richtung ab.
Wo, zum Teufel, war sie? Ging es ihr gut?
Unbewusst rieb er seinen Brustkorb. Ein stählernes Band schien sich um seine Rippen zu spannen, seit er die Nachricht gehört hatte. Das war schon Stunden her, aber er konnte immer noch nicht durchatmen. Er würde es niemals zugeben, aber er hatte entsetzliche Angst.
»Verdammt, Shanna«, flüsterte er.
Aus den Augenwinkeln sah er das Telefon, aber er wandte sich ab. Seit über einer Stunde zögerte er den Anruf hinaus, aber jetzt konnte er nicht mehr viel länger warten. Er musste zuerst sicher sein, dass er seine Emotionen unter Kontrolle hatte.
Schließlich hörte er mit der sinnlosen Wanderung auf und ließ den Kopf hängen. Robert und Annie mussten wissen, was geschehen war. Aber einfach würde dieser Anruf nicht sein. Er wusste, wie sehr den Haynes ihre Adoptivtochter am Herzen lag. Wenn sie auch nur einen Hauch von Unsicherheit oder gar Furcht in seiner Stimme hörten, würden sie sich ins nächste Flugzeug setzen. Er musste seine Emotionen beherrschen, um ihre in Grenzen zu halten.
Er sorgte sich zu sehr um Shanna, und das auf eine Weise, zu der er kein Recht hatte. Verdammt, er war ihr Boss. Aber wenn ihr etwas zustieß, wenn sie verletzt wurde, wenn sie… er weigerte sich, seine Gedanken in diese Richtung zu lenken.
Entschlossen hob er den Kopf. Noch fehlten ihm die entscheidenden Fakten. Wahrscheinlich ging es ihr gut. Er kannte doch seine Lily. Sie hatte bestimmt das Auto mit den fünf Kerlen entführt und führte Santos’
Leute an der Nase herum.
Es gab auch eine Menge Gründe, warum sie sich nicht gemeldet hatte. Die Batterie ihres Handys war leer. In ihrer Nähe gab es kein anderes Telefon. Jedenfalls lag sie nicht irgendwo in einem Graben.
Er spürte, wie die Panik wieder in ihm aufstieg, deshalb griff er rasch zum Telefon und wählte die Nummer seines alten Partners.
»Hallo?«, meldete sich eine verschlafene Stimme.
»Robert, hier ist Joe.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung war plötzlich hellwach. »Was ist passiert?«
»Ich will dich nicht beunruhigen, aber wir haben ein Problem. Es geht um Lily.«
»Was ist passiert? Ist sie verletzt?«
Joe konnte hören, wie Annie sich auf ihrer Bettseite umdrehte. Er hasste es, sie wecken zu müssen, aber er wusste, dass sie es so haben wollten. »Noch wissen wir überhaupt nichts«, sagte er bedächtig. »Sie hat ihren letzten Anruf versäumt, deshalb wollte ich mich nur versichern, ob du von ihr gehört hast.«
»Nein, haben wir nicht. Aber was ist es, was du mir nicht sagst?«
Joe versuchte tief einzuatmen, aber das stählerne Band ließ das nicht zu. Er fuhr sich mit einer Hand über die gespannte Brust. »Sie arbeitet an einem Fall, der mit Manuel Santos zu tun hat. Sie wurde zuletzt mit fünf seiner Männer gesehen.«
»Oh, verdammt!«, entfuhr es Robert Haynes. »Wo war denn ihr Partner?«
Joe bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Er versuchte ihr zu folgen, aber sie haben ihn entdeckt und zusammengeschlagen. Er liegt mit Gehirnerschütterung und zwei gebrochenen Rippen im Krankenhaus.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Wahrscheinlich ist gar nichts passiert, Robert«, sagte Joe rasch, obwohl seine Knöchel der Hand, die den Hörer hielt, weiß wurden. »Ihr Partner sagte, ihre Tarnung sei felsenfest gewesen, als sie sich zu den Männern ins Auto setzte.«
»Sie ist mit ihnen weggefahren? Freiwillig? Das habe ich ihr nicht beigebracht, verdammt! Was hat sie sich nur dabei gedacht, ihren
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