Die Polizistin
funkelnden Augen an. »Du bist wirklich eine heiße Lady.«
Shanna hob das Kinn. Sie nahm seine Bewunderung als Kompliment an. »Vergiss das nicht«, sagte sie mit einem Locken in der Stimme.
Er schüttelte den Kopf. »Ganz sicher nicht.«
Er schenkte zwei Fingerbreit Whisky ins Glas und schob es ihr über die Theke zu. Flüssigkeit schwappte über den Rand, aber das störte Shanna nicht. Sie kippte den zweiten Drink so begeistert hinunter wie den ersten, aber dann spürte sie schon bald die Wirkung des Alkohols. Ihr Zorn legte sich, und eine gewisse Taubheit besänftigte ihren Frust.
Also gut, Santos war nicht da. Was hätte sie getan, wenn sie ihn angetroffen hätte? Ihn erschießen? Im Haus hielten sich ein oder zwei Dutzend Leute auf. Sie hätte Santos vielleicht treffen können, aber dann wäre sie dran gewesen. Wie eine Wolfsmeute hätten sich Santos’ Männer auf sie gestürzt.
Sie sind zu impulsiv.
Joes Worte klangen in ihrem Kopf nach, und beinahe hätte sie nach einem dritten Whisky verlangt. Sie hatte nicht wirklich einen Plan, den sie heute Abend in Santos’
Haus umsetzen konnte. Ihr Verhalten war von ihren Emotionen diktiert worden. Sie hatte sich in eine ge-fährliche Situation begeben, weil sie Manuel Santos finden wollte. Kein Plan, keine Strategie, kein Gedanke an einen geordneten Rückzug. Was sollte sie jetzt tun?
Sie verdrängte ihre Emotionen in den Hinterkopf und begann strategisch zu denken, wie man es ihr beigebracht hatte.
Sie musste das Hauptquartier anrufen. Das hatte erste Priorität, denn Shawn brauchte so schnell wie möglich Hilfe. Außerdem war sie schon seit Stunden überfällig.
Wann immer ein Agent seine Meldezeit überschritten hatte, löste er im Hauptquartier hektische Aktivitäten aus.
»Wo geht’s zur Toilette?«, murmelte sie.
»Diesen Flur entlang«, sagte Sonny und wies mit dem Kopf in die Richtung.
»Ich bin bald wieder da«, sagte sie und drängte sich durch den Pulk der Leute in der Küche.
Im Flur hielten sich nur wenige Leute auf, das gefiel ihr besser. Sie wusste, dass sie dringend das Hauptquartier anrufen musste. Aber andere Gedanken schossen ihr jetzt wieder durch den Kopf. Okay, Santos war nicht hier, aber sie befand sich immer noch in einer idealen Position – sie hielt sich in seinem Haus auf. Niemand vom FBI oder von der Rauschgiftpolizei hatte es bis hierhin geschafft. Sie hatte das Tonband bei sich, das sollte den Kollegen helfen, das Haus zu orten, und wenn sie Santos’ Unterschlupf entdeckt hatten, würde es hilfreich sein, einen Grundriss des Hauses zu haben. Eingänge, Fluchtwege, Versteck-möglichkeiten. Ihr Gehirn speicherte jede Einzelheit.
Sie öffnete Türen und prägte sich die Zimmer ein.
Wenn jemand sie erwischte, hatte sie die perfekte Entschuldigung – sie suchte die Toilette.
Entlang des Flurs gab es vier Türen. Als sie die erste öffnete, sah sie Schränke und Regale mit Büchern.
Viele Kartons waren noch nicht ausgepackt. Aber was Shanna am meisten interessierte, war das Fenster. Es war mit Gardinen verhangen.
»Eine Frau«, murmelte Shanna.
Manuel Santos lebte mit einer Frau zusammen.
Am liebsten hätte sie die Tür zugeknallt. Hoffentlich wusste die Frau, auf was sie sich einließ. Shanille hatte es nicht gewusst.
Sie zog die Tür leise zu und ging zur nächsten. Vor sich sah sie ein großes Schlafzimmer.
»Oh, entschuldigt, ich…«
Auf dem breiten Bett hatte sich eine blonde Frau auf allen vieren eingerichtet und gab sich der Lust hin, die zwei Männer ihr verschafften. Die Frau kümmerte sich nicht um Shanna, sie war viel zu sehr mit dem Mann beschäftigt, der vor ihr stand, während der Mann hinter ihr über die Schulter schaute und Shanna neugierig musterte.
»Hallo, meine Schöne«, grunzte er, während er seinen Rhythmus nicht unterbrach, mit der er die blonde Frau bediente. »Willkommen zu unserer Party.«
»Vielleicht später«, sagte Shanna und trat einen Schritt zurück. Sie kannte die Leute nicht. »Viel Spaß.«
Auch im Schlafzimmer waren es die Gardinen und Vorhänge, die ihr sagten, dass Santos hier mit einer Frau lebte, die ihm bei der Einrichtung half. Sie schloss leise die Tür.
Santos hatte sich nicht geändert. Sex und Drogen, damit hielt er seine Leute bei der Stange. Nie hatte sie einen übleren Menschen kennen gelernt. Ihr wurde übel.
Die dritte Tür war abgeschlossen.
Sie wischte sich die Hand am Kleid ab und versuchte es noch einmal. Aber der Türknopf ließ sich nicht
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