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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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erwarten Probleme allerdings weniger bei Kindern, deren Eltern das Für und Wider der
     Früheinschulung sorgfältig abwägen und die persönliche Reife ihres schulwilligen Kindes realistisch einschätzen. Schwierigkeiten prognostizieren Experten
     vielmehr bei jenen Kindern, die mit der Schule beginnen, weil sich die Eltern das Geld für ein weiteres Kindergartenjahr sparen wollen oder müssen.
    Kinder sind schulfähig, wenn sie ihren Tornister allein tragen können. Das Radfahren, Balancieren, Klettern
     (grobmotorische Koordination) sowie Ausmalen, Ausschneiden und das Bauen mit kleinen Legosteinen (Feinmotorik) sollten keine Probleme bereiten.

    Neben Gesundheit, Konzentrationsvermögen, Frustrationstoleranz und Arbeitslust gibt auch die kognitive Reife Hinweise auf die
Schulfähigkeit. So sollten Kinder folgerichtig und in vollständigen Sätzen erzählen können. Eine Voraussetzung für das Lesen lernen ist die Fähigkeit,
Symbole zu unterscheiden, zu vergleichen und in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederzuerkennen. Nicht zu unterschätzen ist das sogenannte
„phonologische Bewusstsein“. Kann ein Kind orten, ob bei Affe das A am Anfang, in der Mitte oder am Ende steht? Außerdem sollten Kinder sortieren
können, etwa nach den Begriffen kleiner – größer, schnell – langsam, hell – dunkel, vor – hinter, über – unter – zwischen.

    Gegen eine vorzeitige Einschulung könnte sprechen, wenn ein Kind auffallend häufig an Streitereien beteiligt ist, grundsätzlich
nicht verlieren kann, extrem schüchtern ist oder sich selbst permanent in den Vordergrund spielt. Vorsicht kann ebenfalls geboten sein, wenn sich ein
Kind nicht auf die Schule freut.

    Nicht selten plädieren Eltern für eine frühe Einschulung, da sich ihr Kind ansonsten „langweilen“ würde. Manche Kinder, vor allem,
wenn sie schon als Babys in die Krippe kamen, haben mit fünf Jahren tatsächlich kaum mehr Lust auf Kindergarten. Wenn Eltern sich dennoch gegen eine
vorzeitigeEinschulung entscheiden, können sie Langeweile vorbeugen, indem sie mit dem Kind zusammen eine neue Herausforderung
suchen. Das kann ein Übernachtungsbesuch – ohne Eltern! – bei einer Tante sein oder das Mitmachen bei einem Angebot außerhalb des
Kindergartens. Eltern, die fürchten, dass sich ihr Kind im Falle einer späten Einschulung in der Schule langweilt, können dagegen beruhigt sein. In
den meisten Fällen ist Schule, selbst wenn man schon lesen und schreiben kann, noch spannend genug: Kinder müssen sich die neuen Räume und ihren Platz
in einer neuen Gruppe erst erobern, was für sich genommen schon aufregend ist.
    Befürworter einer späteren Einschulung bekommen übrigens Rückenwind aus dem Ausland. In Großbritannien hat 2008 eine vom renommierten
     Institute for Public Policy Research veröffentlichte Studie Politikern empfohlen, Kinder erst mit sieben Jahren einzuschulen. In einem Alter also, in dem
     auch im PISA-Spitzenreiter Finnland die Kinder mit dem schulischen Lernen beginnen.

    So oder so: Erfahrene Pädagogen raten allen Erstklässler-Eltern zu aufmerksamer Gelassenheit. Die Kinder schaffen die Umstellung vom
     Kindergarten zur Schule am besten, wenn sie nachmittags ausreichend Zeit zum Spielen und Erholen haben. Die schulfreie Zeit sollte also möglichst nicht
     durch zu viele andere Aktivitäten verplant werden. Höchstens 30 Minuten täglich dürfen die Abc-Schützen an ihren Hausaufgaben sitzen. Braucht das Kind
     länger oder kann es die gestellten Aufgaben stets nur mit Unterstützung bewältigen, ist es wichtig, den Lehrer ehrlich darüber zu informieren.Trost für alle Eltern von vorzeitig eingeschulten Kindern, die den angestrebten späteren Übertritt aufs Gymnasium nicht schaffen, kommt
     von der Wissenschaft: Arbeitsökonom Puhani hat für eine weitere Studie Schulkarrieren ausgewertet und nachweisen können, dass jüngere Schüler ihre
     altersbedingten Defizite langfristig ausgleichen. Nach der zehnten Klasse wechseln sie häufiger als ihre älteren Mitschüler auf eine höhere Schulform.
    ■
    Eine grundsätzliche Erfolgsformel „Je früher, desto besser“ gibt es nicht. Kinder sind höchst
     verschieden. Manche sind mit fünf durchaus schulfähig, andere dagegen werden sich schwertun. Eltern haben allerdings häufig gar keine Wahl
     mehr. Vielerorts ist die Einschulung mit fünf beschlossene Sache – und Anträge auf Rückstellung werden immer öfter abgelehnt. Wo Eltern noch
     mitentscheiden

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