Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Sammlung von knapp 600 Arbeitsblättern. Von Anfang an sollen die Kinder
einen Laut (Aaa) zum dazugehörenden Schriftzeichen (A) üben und durch gleichbleibende Wiederholungen „automatisieren“. Auf dem ersten Arbeitsblatt steht
beispielsweise zwölfmal der Buchstabe A, unterbrochen von farbigen Feldern. Ein Kind legt zunächst seine Schablone so auf das Blatt, dass nur das erste
Fenster zu sehen ist. Nun muss es die jeweilige Farbe bzw. den Buchstaben benennen, bevor es die Schablone weiter schiebt. Jede Seite wird so oft geübt,
bis alle Fenster flüssig und richtig benannt werden können.
Lesen und Rechtschreibenlernen nach dem IntraActPlus-Konzept
Chart aus Focus-Schule 2/2008
Zunächst üben die Kinder nur Großbuchstaben. Sitzt die erste Einheit (A, M, L, U), beginnen sie, die Buchstaben
zusammenzuziehen. Eine Seite trainiert „MA“, die nächste „AM“, dann folgen Seiten mit „MA“ und „AM“ in unregelmäßigem Wechsel. Ähnlich wie die
Buchstaben und Laute werden später ganze Worte geübt. Schreiben dürfen die Kinder erst Laute, dann Worte, die sie kennen bzw. deren Schriftbild sie sich
bereits eingeprägt haben. Fehler kommen so nur noch ganz selten vor.
„Kinder lernen doppelt so schnell und sind deutlich motivierter“, wenn sie nach der neuen Methode lesen und schreiben lernen,
versprechen die Urheber. Geeignet sei „Lesen und Rechtschreiben lernen nach dem IntraActPlus-Konzept“ für Normal- und Hochbegabte, ganz besonders aber
profitierten Legastheniker, Lernschwache und Kinder mit Migrationshintergrund. Kritiker bemäkeln dagegen, das Material sei „eindimensional“ und „nicht
kindgerecht“. Andere halten es gar für „gefährlich“, da es das Bild von „Schule als Drillstätte“ verstärke. Am weitesten lehnt sich der Siegener
Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann aus dem Fenster. Er lehnt das Konzept rundweg ab. Es sei „lerntheoretisch zweifelhaft, fachdidaktisch unhaltbar
und grundschulpädagogisch nicht wünschenswert.“ Problematisch ist das IntraActPlus-Konzept tatsächlich, aber meiner Meinung nach nur deshalb, weil es im
totalen Widerspruch zu allem steht, was an deutschen Grundschulen seit langem angesagt ist.
Zwei Förderschulen, die nach dem neuen Konzept der Verhaltenstherapeuten arbeiten, habe ich besucht. Die Hamburger Sprachheilschule
Reinbeker Redder und die Münchner Förderschule am Schererplatz. Sämtliche Lehrer waren begeistert. In Hamburg konnte ich drei Klassen dabei beobachten,
wie sie sich nach der neuen Methode im Lesen und Schreiben übten. Von Drill war nichts zu spüren. Die Kinder waren konzentriert undmit
Spaß bei der Sache, vermutlich, weil es motivierend ist, wenn man etwas richtig macht und Fehler tatsächlich so gut wie ausgeschlossen sind. Ein Junge,
der schon alle Hoffnung hatte fahren lassen, jemals lesen zu lernen, tat es nun mit viel Erfolg. Ich kannte die Vorgeschichte, und es war schön zu
erleben, wie flüssig er nun zu lesen verstand. In Hamburg gab es auch Gelegenheit, mit einem Dutzend Mütter zu reden. Sie waren ohne Ausnahme angetan von
dem neuen Verfahren und äußerten eine Dankbarkeit, die anrührte. Von einer „Entlastung“, die sich auf das gesamte Familienleben positiv auswirke, sprach
z. B. Sandra Schulze, Mutter eines damals Achtjährigen.
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Auf welche Art und Weise ihre Kinder lesen und schreiben lernen, können Eltern nicht beeinflussen. Es hat
überhaupt keinen Zweck, die Methode der Schule in Frage zu stellen. Genauso gut kann man den Mond anbellen. Fitte Kinder werden mit der Anlauttabelle
keine Schwierigkeiten haben. Aber auch fitte Kinder werden länger als nötig viele Fehler machen, wenn sie vom Lehrer lange Zeit nicht korrigiert
werden. Eltern werden vermutlich angehalten, Fehler ebenso großzügig zu übersehen. Vielleicht hilft eine pragmatische Haltung. Bei gravierenden Fehlern
darf man als Mutter oder Vater das Kind ruhig fragen: Magst du wissen, wie es richtig geschrieben wird?
Interessierte Schulen und Lehrer sollten sich das neue Material einmal unvoreingenommen anschauen bzw. es sich vorstellen
lassen. Eltern, die merken, dass ihre Kinder enorme Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, sollten handeln. Es gibt immer mehr Therapeuten, die
nach dem IntraActPlus-Konzept arbeiten. Unter Fachleuten ist die Methode umstritten – zu Unrecht, wie ich finde. Dass sie verlässlich funktioniert,
habe ich erlebt. Kontakt unter:
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