Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
nach Stoffen mit modernen, starken Jungen als Helden suche, habe es ungleich schwerer. Plausibler Grund: Im Literaturbetrieb (Verlage, Buchhandel
usw.), in Kindergärten, Grundschulen und Büchereien dominieren Frauen. Bei der Auswahl dessen, was veröffentlicht und Mädchen sowie Buben zur Lektüre
empfohlen wird, ist ihr Geschmack entscheidend.
Pubertierende Jungs teilen ihn offenbar nicht. Aber was wollen sie dann? „Bücher, die von ihrem Leben handeln“, meint Stefan
Wendel. „Bücher, in denen der Held zum Beispiel gerade eine Erektion hat, als er an die Tafel gerufen wird.“ Thienemann hat eine eigene Reihe für solche
Bücher. Sie heißt „Für Mädchen verboten“. Der Verlag bekommt oft Post – von empörten Müttern und Buchhändlerinnen.
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Laut der Studie „Vorlesen im Kinderalltag 2008“ sind vor allem Väter Vorlesemuffel. Mütter greifen fast acht
Mal häufiger zu einem Kinderbuch. Damit auch büchermuffelige Jungs gern lesen, brauchen sie männliche Vorleser und Lesevorbilder. Außerdem natürlich
Bücher nach ihrem Geschmack. Frauen, die einen jungen männlichen Lesemuffel mit einem Buch überraschen wollen, sollten einen Mann um Hilfe
bitten. Außerdem gilt für Jungen wie für Mädchen: Hauptsache lesen! Gute Bücher sind das Ziel, doch die viel vermisste Lesekompetenz lässt sich auch mit
trivialer Lektüre erwerben.
Irrtum: Hausaufgaben bringen nichts
Die Meldung klang nach Sensation: „Hausaufgaben sind überflüssig“, berichteten die Zeitungen zu Beginn des Jahres 2008 aufgrund einer
Pressemitteilung der TU Dresden. Danach werden gute Schüler durch Hausaufgaben nicht noch besser. Wer dagegen den Stoff in der Schule nicht kapiere, habe
keinen Nutzen davon, ihn daheim alleine zu wiederholen, so die verantwortlichen Wissenschaftler.
„Hurra!“, mögen Tausende von Schülern gejubelt haben: „Wir haben es immer schon gewusst.“ Nur ungern trüben wir die Freude aller,
die seither hoffen, die Nachricht werde sich auch unter Pädagogen herumsprechen und der Spuk bald ein Ende haben. Hat er nicht.
Die Studie der TU Dresden entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Umfrage – unter Lehrern und Schülern. Danach gab ein Drittel der
Lehrer an, nicht einschätzen zu können, ob Hausaufgaben den Schülern überhaupt irgendwas bringen, da sie bei etwa drei Viertel aller Schüler keinen Erfolg
feststellen konnten. Von den Schülern gaben immerhin 70 Prozent an, durch eine Hausaufgabenbetreuung weniger Fehler zu machen. Ein Drittel der Schüler
glaubte, dass ihre Noten sich dadurch verbessern. Daraus das Fazit zu ziehen, dass Hausaufgaben überflüssig sind, ist ziemlich verwegen. Bei einer
Meinungsumfrage handelt es sich überdies noch lange nicht um einen wissenschaftlich haltbaren Beweis.
Hausaufgaben sind sinnvoll, versichern renommierte Wissenschaftler. Ulrich Trautwein, Bildungsforscher an der Universität Tübingen,
etwa sagt, dass Schüler sehr wohl davon profitieren, „wenn sie regelmäßig ihr Pensum erledigen“. Auch fürKognitionsforscherin Elsbeth
Stern gibt es daran nicht den Hauch eines Zweifels. Stern: „Wer lernen will, braucht Zeit, um sich mit Inhalten auseinanderzusetzen.“
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Hausaufgaben bringen selbstverständlich etwas – allerdings müssen sie vom Lehrer mit Verstand aufgegeben und
vom Schüler selber erledigt und nicht etwa abgeschrieben werden. Wiederholen am Nachmittag festigt und vertieft den Stoff, der im Unterricht am Vormittag
durchgenommen wurde. Wer in der Schule nur Bahnhof verstanden hat, dem fehlt ohne Hausaufgaben vermutlich der nötige Anstoß, um das Verpasste
aufzuarbeiten. Sind Hausaufgaben zu schwer oder war das Pensum zeitlich nicht zu schaffen, sollten Lehrer das wissen. Fehlt einem Lehrer ehrliches
Feedback, wird er den Leistungsstand der Klasse vielleicht falsch einschätzen. Die nächste Klassenarbeit wird dann vermutlich schwieriger als
nötig!
Irrtum: Eltern dürfen beim Lernen nicht helfen
Die Unterstützung durch das Elternhaus – noch vor ein paar Jahren despektierlich als „Mütterabitur“ gegeißelt – wird heute von
manchen Lehrern regelrecht verlangt. Auf Infoabenden, zum Beispiel bei denen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in München, lassen es die Pädagogen an
Deutlichkeit nicht fehlen: Man erwarte die Mitarbeit aller Mütter und Väter, andernfalls sei es für die Schüler „nicht zu schaffen“. Mindestens genauso
häufig aber hören Eltern auch das Gegenteil: In
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