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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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setzen, sondern sich besser in der Nähe aufhalten,
um eventuelle Fragen zeitnah beantworten zu können. Folgende Ratschläge sollten Eltern laut Sonderpädagogin Angelika Fuchs beherzigen: 1. Genug Zeit
einplanen. 2. Geduld und Wohlwollen zeigen. 3. Im Stoff nicht zu schnell vorgehen. Angelika Fuchs schrieb in Focus-Schule: „Kinder müssen etwas ‚zu Ende
lernen’ dürfen. Was zu schnell gelernt wird, sitzt nicht richtig. Eltern, die mit ihren Kindern Vokabeln oder das Einmaleins üben, sollten die Macht der
Wiederholung nutzen. 3 x 7? Das Kind überlegt, dann sagt es fragend: 21? Richtig! Frage: 3 x 7? Antwort: 21. Richtig! 3 x 7? 21! Was hast du heute zu
Mittag gegessen? Antwort: Spaghetti. 3 x 7? Schnelle Antwort: 21. Erst jetzt sollte das Kind eine neue Aufgabe bekommen.“ Nach dieser Methode habe ich
mit meiner Tochter die Quadratzahlen geübt. Ihr Fazit: „Das hat ja richtig Spaß gemacht!“

Irrtum: Wer Nachhilfe braucht, ist auf der falschen Schule
    Mittlerweile bekommt jeder zweite Schüler im Laufe seiner Schulkarriere von besorgten Müttern und Vätern bezahlte Extra-Stunden. In
     den alten Bundesländern erhalten aktuell 30 Prozent aller Schüler Nachhilfe. Im Schnitt geben Eltern landauf landab 1,2 Milliarden Euro für Nachhilfe
     aus. Längst sind es nicht mehr nur Lernschwache und Sitzenbleiber, die Nachhilfe brauchen, sondern ganz normale Schüler. Kaum ein Turbo-Gymnasiast
     z. B. schafft sein Pensum auf Dauer ohne Beistand.

    Die Eltern zahlen und sind meist erleichtert, dass Nachhilfe gesellschaftsfähig geworden ist. Vorbei sind die Zeiten, als der
     Privatlehrer gebeten wurde, bloß nicht in Sichtweite der Nachbarn zu parken. Und doch mischt sich in die grundsätzliche Gelassenheit häufig auch ein
     ungutes Gefühl: Mein Kind braucht Nachhilfe, zeigt das nicht, dass es den Anforderungen der Schule nicht gewachsen ist?

    Nicht unbedingt. Schule hat einen allgemeinbildenden Anspruch: Mathe, Physik, Chemie, aber auch Englisch, Französisch, womöglich
     Latein. Nur die wenigsten Schüler haben gleichermaßen Talent für alle Fächer. Warum soll ein einseitig begabtes Mathe-Genie nicht für sein persönliches
     Horror-Fach Französisch trainieren – mit Unterstützung eines kompetenten externen Lehrers, wenn notwendig auch über die überall empfohlenen sechs Monate
     hinaus? Wer Luft- und Raumfahrttechnik studieren will oder Medizin, wird seinen Notendurchschnitt gezielt in die Höhe treiben müssen. Mittlerweile nehmen
     selbst gute Schüler Zusatzstunden. Vorsicht ist dann geboten, wenn ein Schülerin nahezu allen Kernfächern Probleme hat. In der Pubertät
     ist ein flächendeckendes Absacken der Zensuren nicht ungewöhnlich – Nachhilfe kann hier dazu beitragen, eine schwierige Zeit zu überbrücken. Jahrelange
     Unterstützung in gleich mehreren Fächern ist Kindern dagegen nicht zumutbar, hier wäre vermutlich ein Schulwechsel sehr wohl angebracht.
    ■
    Schul- und Bildungsexperten betrachten den boomenden Nachhilfemarkt mit Argwohn. Zu Recht. Es ist ein Unding,
     dass Schulerfolg offenbar eine Frage des Einkommens geworden ist. Doch die akademische Debatte, so wichtig sie ist, hilft Eltern und Schülern im konkreten
     Bedarfsfall nicht. Eltern müssen deshalb das Thema Nachhilfe pragmatisch angehen. Nachhilfe muss kein Indiz dafür sein, dass das Kind auf der falschen
     Schule ist. Mütter und Väter sollten das Gespräch mit den Lehrern suchen. Sie können am besten beurteilen, ob Nachhilfe sinnvoll ist oder unnütze
     Quälerei.

Irrtum: Hochbegabte sollten in jedem Fall in speziellen Klassen gefördert werden
    Von Hochbegabung war in den letzten Jahren derart viel zu hören, dass immer mehr Eltern hoffen bzw. fürchten, dass ihre Kinder
     womöglich auch „betroffen“ sind. Dass das Thema so populär ist, bedeutet jedoch nicht, dass es heute mehr Hochbegabte gibt als früher. Vor zwanzig Jahren
     war dieses Phänomen allein deshalb weniger bekannt, weil jeder, der dafür Interesse zeigte, in die rechtskonservative Ecke gedrängt wurde. Den Erforschern
     von Hochbegabung warf man vor, lediglich Argumente für eine Elitenbildung sammeln zu wollen. Allein der Begriff „Elite“ aber war politisch alles andere
     als korrekt, genau genommen war er tabu.

    Mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Viele Mütter und Väter wünschen denn auch ihren Kindern, zu einer über Begabung definierten
     Elite zu gehören. Geschmälert wird die Euphorie allerdings durch die Vorstellung, nach

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