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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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die Hausaufgaben ihrer Kinder sollten sie sich bloß nicht einmischen. Der Englischlehrer meiner ältesten
     Tochter etwa setzt zwar voraus, dass die Eltern kontrollieren, dass die Aufgaben „ordentlich gemacht“ sind – rein formal gesehen. Sie sollen vollständig
     sein, leserlich geschrieben und mit einem Datum versehen. Ein inhaltliches „Dazwischenfunken“ hat er sich verbeten. Das schlechte Schulenglisch der
     Eltern mache seine Bemühungen andernfalls zunichte. Andere Pädagogen argumentieren so: Von Mama oder Papa getunte Aufgaben erschweren ihnen die Einsicht,
     wo der Schüler wirklich steht und welche Hilfe er womöglich im Unterricht braucht. Außerdem werde ein Schüler, dessen Mama regelmäßig über den
     Matheaufgaben brütet, das selbstständige Arbeiten nie lernen.

    Sollen Eltern bei den Hausaufgaben helfen oder nicht? Für eine Titelgeschichte in Focus-Schule ( Hausaufgaben ohne Ärger )
     ergaben Gespräche mit zahlreichen Fachleuten folgendes Fazit: Manche Schüler brauchen die Unterstützung ihrer Eltern, Abc-Schützen z. B. oder
     Fünftklässler, die sich an die neuen Anforderungen erst gewöhnen müssen. Auch schwächere Schülerwerden Hilfe von daheim brauchen. Ein
     generelles „Eltern dürfen nicht helfen“ ist also abwegig, jedoch sollten Mütter und Väter ihren Beistand vorsichtig dosieren, wie Bildungsforscher Ulrich
     Trautwein meint.
    „Hausaufgaben müssen nicht perfekt sein“

    Interview mit Bildungsforscher Ulrich Trautwein

    Finden Sie es gut, wenn sich Eltern bei den Hausaufgaben engagieren?
    Eltern sollten nicht mehr als wirklich nötig tätig werden. Hausaufgaben sind der Job der Kinder, und wenn sie mit ihrer Arbeit
     zufrieden sind, sollten die Eltern nicht intervenieren.

    Wenn ein Kind einen schwachen Aufsatz schreibt, dürfen die Eltern nachbessern?
    Es wäre vermutlich nicht besonders klug, den Chefredakteur zu spielen. Wenn Eltern ständig signalisieren „Ich kann es aber viel besser
     als du“, ist die Gefahr groß, dass ein Kind die Lust verliert.

    Wenn der Lehrer den Aufsatz rügt, ist das auch nicht gerade motivierend.
    Ein Ziel von Hausaufgaben ist das Wiederholen und Üben. Das vielleicht wichtigere Ziel ist ein anderes: das selbstständige
     Arbeiten. Eltern, die zu viel und womöglich überflüssigerweise helfen, bringen Kinder um ihre Erfahrungen und Erfolgserlebnisse. Eine selbst verdiente
     Drei ist jedenfalls besser als eine von Mama gestemmte Eins. Wenn die Elterngegen den Willen der Kinder helfen, ist Streit
     vorprogrammiert. Es hängt allerdings vom pädagogischen Geschick ab, wie Kinder auf Angebote der Eltern reagieren.

    Gehen Sie so weit, Eltern von jeglicher Hilfe abzuraten?
    Aber nein. Wer wird sein Kind schon sehenden Auges ins Verderben rennen lassen? Doch man muss Hilfe vorsichtig dosieren. Ich
vergleiche das gern mit der Medikamentenvergabe. Ein Schlafmittel mag im Ausnahmefall angesagt sein. Auf Dauer genommen aber führt es zu Abhängigkeit,
und die ist schädlich. Grundsätzlich gilt: Eltern sollten eher zurückhaltend sein und ihre Unterstützung keinesfalls aufdrängen. Wenn ein Vater seinem
Grundschulkind hilft, ein bestimmtes Thema im Internet zu recherchieren, sollte er für Fragen ansprechbar sein, aber nicht selbst die Maus
führen. Eltern sollten ihre eigenen Ansprüche nicht den Kindern überstülpen. Es muss nicht immer alles perfekt sein. Früher oder später entwickeln
Schüler zudem Interessensschwerpunkte. Eine unangenehme Aufgabe in einem ungeliebten Fach mit wenig Aufwand akzeptabel zu erledigen, kann man dann auch
als Zeichen von Effizienz werten.

    Ihr ultimativer Rat an die Eltern?
    Gelassen bleiben! Eltern, die selbst lesen, sich für aktuelle Themen interessieren und mit ihren Kindern diskutieren, tun bereits eine
ganze Menge.

    Aus: Focus-Schule, 2008, Heft 6
    ■
    Grundsätzlich gilt: So viel Unterstützung wie nötig, so wenig Unterstützung wie möglich. Ob
die Hilfe von Eltern erwünscht oder gar vorausgesetzt wird, ist von Schule zu Schule, ja von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich. Im Zweifelsfall muss man
sich mit dem jeweiligen Pädagogen darüber verständigen. Wenn eine Hausaufgabe vom Schüler ohne massive Intervention nicht zu bewältigen war, sollte das
der Lehrer in jedem Fall wissen.
    Erst- und Zweitklässler machen deshalb so gerne ihre Aufgaben in der Küche, weil sie in aller Regel der
Begleitung noch bedürfen. Mütter und Väter sollten sich jedoch nicht von vornherein mit an den Tisch

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