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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Jacobs
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der Hochbegabte mehr psychische Probleme haben als andere. Diese
     Furcht ist jedoch genauso unbegründet wie Behauptungen, wonach Hochbegabte sozial kaum verträgliche Einzelgänger und Sonderlinge mit nur wenig
     Schlafbedürfnis sind.

    Ungefähr zwei Prozent der Bevölkerung, die in Intelligenztests am besten abschneiden, werden als hochbegabt bezeichnet. In Deutschland
     sind das Menschen, die mindestens einen IQ von 130 haben. Das sind hierzulande immerhin 300 000 Schüler.

    Immer wieder glauben Eltern, ihr Kind sei hochbegabt, weil es sie mit seinen Leistungen verblüfft. Spezialwissen – das einesVierjährigen über Dinosaurier etwa – ist indes noch lange kein Indiz für eine herausragende Begabung. Auch Kindergartenknirpse, die
     lesen und schreiben können, müssen keinesfalls unter die Kategorie „hochbegabt“ fallen. Eher sind es solche Kinder, die viele kluge Bemerkungen
     machen. Ein vierjähriges Kind etwa, das fragt: „Warum gibt es einen Aschenbecher, wenn in der Ecke ein Rauchen-verboten-Schild hängt?“, lasse ihn
     aufhorchen, sagt der Begabtenforscher Detlef H. Rost von der Philipps-Universität Marburg.

    In der Schule sind Hochbegabte nicht zwangsläufig Überflieger. Zehn bis 15 Prozent aller hochbegabten Kinder bringen in der Schule nur
     mäßige bis miserable Noten. Ständige Unterforderung ist für viele hochbegabte Kinder ebenso frustrierend wie dauerhafte Überforderung für
     Leistungsschwache. Extrem intelligente Schüler langweilen sich und verweigern Routine- und Wiederholungsaufgaben. Lehrer halten solche Schüler nicht
     selten für bloß desinteressiert und renitent.

    Welche Lernangebote brauchen hochbegabte Schüler? Sollen sie mit den Normalos lernen oder sind sie in Spezialklassen oder gar
     ausgewiesenen Hochbegabtenschulen am besten aufgehoben? Unter den Fachleuten wird das ausgesprochen widersprüchlich und leider immer noch nicht
     ideologiefrei diskutiert. Entgegen der landläufigen Meinung gibt es jedoch kein eindeutiges Pro für die These, dass Hochbegabte am weitesten kommen, wenn
     sie unter sich sind. Sonderinstitutionen können für Hochbegabte mit verkrachten Schulkarrieren ein Segen sein, der Nachteil liegt in verpassten
     Sozialisationschancen. Im späteren Leben müssen Hochbegabte jedenfalls auch mit weniger Begabten zurechtkommen. Die pragmatische Faustregel lautet
     deshalb: „So lange gemeinsam lernen wie möglich, trennen, wenn nötig.“ Hochbegabte Schüler brauchen in jedem Fall Aufgaben, die ihrenMöglichkeiten und Interessen entsprechen. Für gute Schulen und Lehrer sollte es allerdings selbstverständlich sein, unterschiedlich
     leistungsfähigen Schülern auch unterschiedlich knifflige Aufgaben zu stellen.
    ■
    Auch mit dem Thema Hochbegabung empfiehlt sich ein möglichst entspannter Umgang. Eltern, die ihren Sprössling
     für extrem intelligent halten, machen sich keineswegs schuldig, wenn sie ihn nicht sofort zum Hochbegabungs-Test schleppen. Solche Tests helfen bei
     Überlegungen, das Kind eine Klasse überspringen zu lassen, oder bei Schulproblemen, die eine Unterforderung nahelegen. Fühlt sich ein Kind wohl, hat es
     Freunde und kommt es in der Schule gut zurecht, besteht erst einmal kein Handlungsbedarf. Hochbegabten darf man spezielle Förderung nicht vorenthalten,
     aber man muss sie ihnen auch nicht gegen ihren Willen aufdrängen. Für umfassende Informationen empfehlen sich die Bücher von Aiga Stapf und Joëlle
     Huser. Spezielle Förderklassen und Schulen für Hochbegabte finden Eltern in der Schuldatenbank von Focus-Schule (www.schulkompass.de).

Irrtum: Kinder kann man gar nicht genug loben
    Selbstsichere Schüler haben bessere Noten. Sie sind anderen sowohl in sprachlichen Fächern als auch in Mathe überlegen. Kein Wunder:
     Wer an sich glaubt, geht Aufgaben optimistischer an, während unsichere Charaktere von vornherein meinen, es „sowieso nicht zu schaffen“. Eltern wissen um
     diese Erkenntnisse, und sie versuchen, ihren Kindern so gut es geht den Rücken zu stärken. Lob spornt an, mehrt Selbstvertrauen und Motivation. Seit
     einigen Jahren beobachten Kinderpsychologen allerdings einen unguten Trend zu ständigem, überschwänglichem Beifall. Vor übertriebener Bewunderung und
     generellen Formulierungen wie „Du bist einfach ein Mathe-Genie“ oder „Picasso hat das auch nicht viel besser gemacht“ raten Fachleute jedoch ab, weil
     übertrieben und/oder permanent gelobte Kinder ein falsches Selbstbild

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