Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
oder es einfach nicht draufhaben, sollten wir ihnen eine ehrliche Chance geben. Lehrern gebührt – wie allen anderen
auch – zunächst einmal Respekt. Wer gute Arbeit leisten soll, braucht zudem gute Bedingungen. Pädagogen jedoch sind Einzelkämpfer. Fortbildungen sind
nicht verpflichtend und Supervisionen und Coaching die Ausnahme. Wo bleibt die Qualitätssicherung? Wir brauchen mehr Lehrer. Nicht in erster Linie, damit
die Klassen kleiner werden, sondern damit dem einzelnen Lehrer mehr Zeit bleibt, sein Tun zu reflektieren und mit professioneller Unterstützung zu
optimieren.
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In kleinen Klassen wird nicht automatisch besser gelernt. Eine Schule ist noch lange keine schlechte Schule,
nur weil dort in jeweils einer Klasse 30 Schüler und mehr sitzen. Eltern von Viertklässlern, die von Infoabend zu Infoabend pilgern, um die beste
weiterführende Schule für ihr Kind zu finden, sollten das im Hinterkopf haben. An einem Tag der offenen Tür im Ernst-Mach-Gymnasium in Haar bei Münchensprach ich als interessierte Mutter eine Mathematiklehrerin auf die knackigen Klassengrößen an der Schule an. Wie sie so viele Schüler
bloß im Griff halten könne, wollte ich wissen. „Oooch“, antwortete die patente Pädagogin, „damit habe ich eigentlich kein Problem. Meine Schüler machen
gern Mathe. Es sind eher die Eltern, die so was stört.“
Von Lehrern selbst kommt oft der Hinweis, Eltern sollten sich im Zweifelsfall für die kleinere Schule
entscheiden. Jüngere Schüler fänden sich dort schneller zurecht. Außerdem sei von Vorteil, dass dort jeder jeden kenne, die Atmosphäre also „familiärer
“ sei. Eine Studie darüber, ob Schüler einen Vorteil aus kleineren Schulen ziehen, existiert allerdings meines Wissens nicht. Was das Lernen betrifft,
darf man vermuten, dass Schüler an größeren Schulen nicht weniger lernen als an kleinen. Außerdem haben größere Schule oft ein vielfältigeres
Angebot.
Bei der Auswahl der Schule kann der Schulkompass (www.schulkompass.de) hilfreich sein. Dort finden sich die nötigen
Eckdaten. Hat die Schule eine Mensa? Gibt es eine Nachmittagsbetreuung? Welche Möglichkeiten der Sprachwahl haben die Kinder? Hat man den Kreis der in
Frage kommenden Schulen eingegrenzt, ist es allerdings unerlässlich, sich die Institutionen anzusehen - am besten gemeinsam mit dem Kind. Lassen Sie
sich nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken. Ein eigenes Schwimmbad auf dem Gelände sagt über die Qualität der Schule nur wenig aus. Aufmerksame Eltern
werden spüren, wo ihr Kind am besten aufgehoben ist. Wenn keine Schule wirklich überzeugen kann, sollte die Schule, die am nächsten liegt, besonders
wohlwollend in Betracht gezogen werden. Vorteil in jedem Fall: Das Kind ist schnell da – und kommt schnell wieder heim!
Irrtum: Ganztagsschulen sind die Lösung
Außer den unmittelbar Betroffenen (Schüler und Lehrer) wollen mittlerweile nahezu alle die Schule auch am Nachmittag. Parteien,
Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, die evangelische Kirche, Erziehungswissenschaftler, Bildungsexperten und berufstätige Eltern sehen in der
Ganztagsschule die Lösung sozialer, pädagogischer und leistungsmäßiger Probleme. Die Sehnsucht nach einem Königs(aus)weg ist verständlich, doch die
Wissenschaft nährt den Optimismus nicht. Die empirische Forschungslage über die Auswirkungen von Ganztagsschulen ist äußerst dürftig. So ist alles andere
als bewiesen, dass Kinder, die auf Ganztagsschulen gehen, „auf Dauer schlauer sind“ (Partei-Slogan im bayerischen Wahlkampf). Die wenigen Studien, die es
gibt, lassen die Interpretation zu, dass von der Ganztagsschule eher lernschwache Schüler profitieren, während die leistungsstarken Kinder tendenziell zu
kurz kommen. Die engagierte Mama als nachmittäglicher Coach scheint mehr aus ihrem Kind herauszuholen!
Wie sich die Ganztagsschule auf die Leistungen aller Schüler auswirkt, hängt mit Sicherheit von der Qualität der Förderung ab. Aus
einer schlechten Schule wird garantiert noch lange keine gute, bloß weil sie plötzlich eine Mensa und längere Öffnungszeiten bietet. In Deutschland sind
viele Ganztagsschulen Mogelpackungen. Es steht Ganztagsschule drauf, aber es ist keine drin. Auch Schulen, die nachmittags „lediglich“ ein Betreuungs- und Freizeitprogramm anbieten (welches mit ehrenamtlichen Helfern und überaus engagierten Lehrern steht und fällt), dürfen sich Ganztagsschule nennen.
Der deutsche
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