Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
drückte, bevor ich vom Tisch aufstand.
Ich entschuldigte mich und ging zurück auf mein Zimmer. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Nachdem ich die Zimmertür hinter mir geschlossen hatte, setzte ich mich wieder aufs Bett. Ich musste herausfinden, was los war. Was, wenn das hier kein Traum war? Aber wie konnte es das nicht sein? Allein meine Oma hier zu sehen bestätigte, dass es einer sein musste.
Auf der Couch, neben dem schicken Schminktisch, stand eine orange Ledertasche. Ich hob sie hoch und öffnete den Reißverschluss. Es war eine
Hermès-
Tasche. Das war nichts Überraschendes. Meine Mutter ist ein großer Fan und versucht ständig, mich für diese Marke zu begeistern. Ich fand ein Portmonee—wieder Hermès—Kreditkarten, etwas Bargeld und einen Führerschein. Ich sah mir den Führerschein genau an. Es war eine Zulassung für Kalifornien mit meinem Foto, die Barbie-Version. Ich suchte nach meinem Namen, fand aber stattdessen Arizona
Darley
. Wer war Arizona
Darley
? Das war wirklich seltsam. Ich las die Adresse, aber sie kam mir auch nicht bekannt vor.
Ich fand mein iPhone in der Tasche. Cool! Jetzt konnte ich endlich damit anfangen, mich um das zu kümmern, was gerade so abging. Als ich meine Kontakte öffnete, erkannte ich, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte, und wurde von Zorn überwältigt. Ella! Diese kleine Ratte, die beim Frühstück so unschuldig ausgesehen hatte… sie hatte daran herumgespielt, ganz sicher. Meine Musik und die Apps sahen auch nicht richtig aus. Ich gab mir einen Ruck und stand auf, bereit wieder nach unten zu marschieren und mit ihr abzurechnen, aber dann zwang ich mich, mich wieder hinzusetzen.
Das Erste, was ich tun musste, war Dad anrufen. Also klickte ich auf
Dad
und wartete darauf, dass er abnahm. Ein Mann antwortete beim zweiten Klingeln. Es war nicht mein Dad, aber ich erkannte die Stimme—Rupert. Warum zum Teufel war er unter
Dad
gespeichert? Ich legte sofort wieder auf, aber er rief mich gleich zurück.
»Arizona, du hast angerufen?«
»Habe nur versehentlich deinen Namen gedrückt, sorry«, nuschelte ich entschuldigend.
»Komm nach unten, Oma möchte bald gehen«, sagte er, bevor er auflegte.
Ich tippte die Handynummer meines Dads in mein Telefon und drückte auf
Senden
. Sofort kam die automatisierte Ansage, die mir sagte, die Nummer sei zur Zeit nicht aktiv. Das war echt seltsam. Hatte er wieder vergessen, die Handy-Rechnung zu bezahlen? Ich musste es später in seinem Büro versuchen, dachte ich, als ich ein lautes Autohupen hörte und ans Fenster ging, um hinauszublicken. Es war ein Taxi, das Oma nach Hause fahren sollte. Ich beeilte mich die Treppe nach unten zu kommen, um sie zum Abschied zu umarmen.
Als ich wieder nach oben ging, guckte ich mir möglichst unauffällig die verschiedenen Fotos an der Wand an. Es waren hauptsächlich Bilder von mir mit Mom und Ella. Die meisten der Bilder zeigten außerdem Rupert und einen Jungen, den ich nicht erkannte. Ich sah auf den Fotos so anders aus, immer lächelnd und das blonde Haar immer perfekt.
Zurück in meinem Zimmer beschloss ich, mich selbst gründlich zu betrachten. War außer meinem Haar noch irgendetwas anders? Ich zog einen Stuhl vor den lebensgroßen Spiegel an der Wand und setzte mich. Ich fing bei meinen Zehen an—pedikürt. Sie sahen so sauber und ordentlich aus, überhaupt nicht wie meine normalen schmutzigen und abgebrochenen Zehennägel, mit rauen Füßen vom Tragen der Eishockey-Schlittschuhe. Es war die gleiche Geschichte bei meinen Händen, die hübsch manikürt waren, außer dem Nagel, den ich mir gestern beim Wühlen durch den Kofferraum abgebrochen hatte.
Ich berührte mein Gesicht. Meine zarte Haut hatte einen warmen sonnenverwöhnten Glanz, und weit und breit war kein Pickel zu sehen. Meine Augenbrauen waren definitiv gezupft und meine Zähne gebleicht. Ich lächelte mein Spiegelbild an. Wer hätte gedacht, dass ich so sauber und adrett sein konnte? Meine Teamkameraden würden sich totlachen!
Meine Teamkameraden. Oder vielleicht doch nicht? Ich sah ganz sicher nicht aus wie ein wütendes Mädchen, das Eishockey spielte—eher wie ein
Gossip Girl
.
Zeit, den Kleiderschrank zu erforschen. Ich öffnete die Tür des begehbaren Schranks und machte das Licht an. Jeans, Hosen, Kleider, Röcke, T-Shirts… definitiv eine reichhaltige Auswahl. Hauptsächlich waren es Designerklamotten, aber ich würde schon eine Lösung finden, mich locker anzuziehen. Die Schuhe waren
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